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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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blickte sich in dem allzu
vertrauten und schauerlichen Raum um. An der Stelle, wo Miss Conways Leiche
gelegen hatte, war nun ein mit Kreide gezeichneter Umriss auf dem Boden zu
sehen. Die Rosen, die überall verstreut gelegen hatten, waren fort,
wahrscheinlich als Beweisstücke eingesammelt worden. Francesca drehte sich um
und betrachtete das schwarze »H«, das auf die verschmierte Wand gemalt worden
war. Wofür mochte es wohl stehen? »Hier gibt's nix Neues«, verkündete Joel.
»Weiß wirklich nicht, was Sie hier zu finden hoffen.« Er trat zitternd von
einem Fuß auf den anderen.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, erwiderte Francesca geistesabwesend.
Sie näherte sich dem Kreideumriss von Miss Conways Körper und blieb davor
stehen. Ob die Schauspielerin möglicherweise schon wieder einen neuen Galan
gefunden hatte? Angesichts ihrer Beliebtheit durchaus wahrscheinlich. Ob einer
ihrer glühenden Verehrer ein mordender Verrückter war?
    Oder war ihr Tod doch ein Unfall gewesen?
    Sie benötigten dringend eine heiße Spur. Francesca fragte sich,
worin die Verbindung zwischen Melinda Neville und Sarah Channing bestand, und kam zu dem Schluss, dass es sich
allein um die Malerei handelte. Nicht einmal Bertrand Hoeltz hatte zu beiden in
Beziehung gestanden. Die Verbindung zwischen Grace Conway und Melinda Neville
dagegen bestand darin, dass beide im selben Haus gewohnt hatten, und was Grace
und Sarah miteinander verband, war die Beziehung zu ihrem Bruder. Francesca
wusste nicht mehr weiter.
    Und Sarah lebte. Grace Conway dagegen war
tot, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch Melinda Neville. Francesca schritt
im Zimmer auf und ab. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr irgendetwas entging, doch
sie wusste nicht, was. Schließlich gab sie auf und nahm auf dem Sofa Platz. Sosehr
sie auch grübeln mochte, es fiel ihr im Augenblick einfach nichts ein.
    »Vielleicht sollte ich jetzt besser nach Haus gehen und mal sehen,
ob mich meine Mutter braucht«, meldete sich Joel zu Wort.
    Erst jetzt
bemerkte Francesca, wie spät es geworden war. Sie stand hastig auf. »Ja, ich
glaube, du solltest nach Hause gehen«, sagte sie und tätschelte ihrem Gehilfen
den Rücken. »Wir haben für heute genug ermittelt. Ich muss ohnehin noch etwas
erledigen.« Bei diesen Worten überkam sie ein flaues Gefühl in der Magengrube.
Sie hatte die Sache immer wieder hinausgeschoben, aber nun gab es einfach keine
Entschuldigung mehr. Evan ging es von Tag zu Tag besser und er würde schon bald
wieder auf den Beinen sein. Sie musste Hart um dieses Darlehen bitten, damit
Evan einen Teil seiner Schulden zurückzahlen konnte.
    »Geht das
auch wirklich in Ordnung?«, fragte Joel besorgt.
    »Aber
gewiss«, erwiderte Francesca lächelnd.
    Sie
verließen die Wohnung, wobei Francesca sich noch kurz bei dem jungen
Polizisten dafür bedankte, dass er sie hineingelassen hatte. Draußen blieb sie
auf dem Gehweg vor dem Gebäude stehen. Noch immer wurde sie das Gefühl nicht
los, dass ihr irgendetwas entgangen war.
    Sie dachte an die Szenerie vor zwei Tagen auf der Straße zurück,
als sie mit Joel hier aus der Droschke gestiegen war. Die uniformierten
Polizisten, das leere Polizei-Fuhrwerk, der Daimler, die Mugheads. Und dann
blieb ihr Blick an der Treppe eines der Nachbarhäuser hängen.
    Dort hatte eine grauhaarige, in Lumpen gekleidete Frau gehockt,
Bier aus einem Eimer in sich hineingekippt und dabei wirres Zeug geredet und
höhnisch gelacht. Eine Verrückte, eine Stadtstreicherin, eine Säuferin. Wie
lange mochte sie dort gesessen haben?
    Francesca wurde immer aufgeregter, obgleich sie sich in Erinnerung
rief, dass Grace Conway irgendwann im Laufe des Montags getötet worden war und
nicht etwa am Dienstagabend. Doch sie vermochte ihre Begeisterung nicht zu
zügeln.
    Sie hatte schon an unzähligen Sonntagen dabei geholfen, Essen an
die Obdachlosen und die Armen auszugeben.
    Und wenn sie bei ihrer Wohltätigkeitsarbeit eines gelernt hatte, dann
war es, dass solche Stadtstreicher gemeinhin immer wieder an dieselben Stellen
zurückkehrten. Das Zuhause des einen mochte eine Straßenecke sein, das des anderen
eine Haustreppe.
    »Joel, wir müssen diese alte Frau finden, die Stadtstreicherin,
die am Dienstagabend dort drüben auf der Treppe gesessen hat.« Sie war ganz
atemlos. Es war weit hergeholt, aber möglicherweise lohnenswert. »Ich werde
nach EinBruch der Dunkelheit hierher
zurückkehren«, entschied sie.
    Joel
blickte sie an, als sei sie die Verrückte.

DONNERSTAG,

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