Brenda Joyce
gewachsen?«
»Offenbar ist sie nicht die Frau, die dir im Kopf herumgeht«,
sagte Hart und entblößte die Zähne zu einem freudlosen Lächeln. »Findest du
nicht, dass du sie schon schlimm genug verletzt hast?«
»Du solltest dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern und
dich nicht in Dinge einmischen, die nur Francesca und mich etwas angehen«, erwiderte Bragg ausdruckslos. Er wandte
sich dem Kellner zu. »Der Wein ist sehr gut.«
Die Gläser wurden gefüllt. Hart machte keine Anstalten, nach der
Speisekarte zu greifen. »Das ist mein Ernst. Deine Freundschaft mit Francesca
bringt sie in eine schreckliche Lage, und das weißt du auch.«
»Komm ja nicht auf die Idee, dich als ihr Verteidiger aufzuspielen«,
fuhr ihn Bragg an. »Diese Rolle passt nicht zu dir. Wir bemühen uns beide das Richtige zu tun. Keiner von uns hat damit
gerechnet, dass Leigh Anne auftauchen würde.«
»Und was hast du vor? Willst du eine junge, unerfahrene,
unschuldige Frau zu deiner Mätresse machen?«
»Nein«, antwortete er langsam, »das hatte ich
nicht vor und das weißt du sehr wohl. Es war auch keineswegs meine Absicht,
mich in sie zu verlieben. Aber es ist nun einmal passiert und jetzt büßen wir
beide dafür.«
In gewisser Weise bedauerte Hart seinen Bruder geradezu, aber da
Rick immer derjenige gewesen war, der den Respekt und die Anerkennung bekommen
hatte, weigerte er sich, jetzt Mitleid mit ihm zu empfinden. Wie lautete doch das
Sprichwort? Wie man sich bettet, so liegt man. »Wie lange wird Leigh Anne denn
bleiben?« Er konnte die Antwort kaum erwarten.
Bragg funkelte ihn mit mühsam unterdrückter Wut an. »Ein halbes
Jahr.«
Seine Neugierde wuchs ins Unermessliche. »Warum schickst du sie
nicht fort?«
Bragg setzte sein Weinglas ab. »Ich bin nicht hergekommen, um mit
dir über meine Frau zu sprechen – oder über Francesca. Es geht um einen
Kriminalfall.«
Hart hatte wenig Lust, über Polizeiangelegenheiten zu reden, auch
wenn er gern gewusst hätte, an welchem Fall Francesca und Rick derzeit arbeiteten. »Welch eine unerwartete
Wendung.« Er rührte seinen Wein noch immer nicht an. »Welches gemeine
Verbrechen wurde denn nun schon wieder verübt?«
Bragg trommelte mit seinen langen Fingern auf den Tisch. »Die
Schauspielerin Grace Conway wurde in einem Maleratelier erwürgt aufgefunden.
Das Atelier wurde auf die gleiche Weise verwüstet wie das von Sarah Channing«,
berichtete er.
Damit hatte er Harts Aufmerksamkeit geweckt. »Was du nicht
sagst!«, erwiderte er fassungslos. »Aber Grace war Evans Mätresse!« Seine
Gedanken überschlugen sich. Zuerst ein Anschlag auf Sarahs Atelier und jetzt
der Mord an Grace Conway. Und Evan Cahill war der einzige Mann, der mit beiden
liiert war.
»Du kennst Miss Conway?«, fragte Bragg mit scharfer Stimme.
»Ja, ich kenne sie – kannte sie. Wir hatten vor zwei Jahren einmal
eine Affäre. Sie war eine wundervolle Frau«, erwiderte Hart grimmig, der erst jetzt richtig begriff, dass sie tot
war. Aber seine Gedanken galten auch Francesca. Wie konnte er wohl ihrem Bruder
helfen? Evan musste doch sicherlich irgendetwas mit der Sache zu tun haben.
»Das gefällt mir gar nicht«, sagte er abrupt. »Welche Rolle spielt Evan Cahill
dabei?«
»Das wissen wir nicht. Kennst du eine Künstlerin namens Melinda
Neville? Miss Melinda Neville?«
»Nein,
diesen Namen habe ich noch nie gehört.«
»Miss Conway wurde in ihrem Atelier ermordet. Die beiden Frauen
waren Nachbarinnen«, erklärte Bragg. »Und jetzt scheint Miss Neville
verschwunden zu sein.«
»Ich kann herausfinden, ob sie irgendjemand
vertritt und ihre Arbeiten zum Kauf anbietet«, bot Hart an. »Soll ich mich
einmal in den Galerien umhören, die ich besuche?«
»Dafür wäre ich dir sehr dankbar. Wir befürchten, der Mörder
könnte es eigentlich auf Miss Neville abgesehen haben.«
»Wie hat Francesca die
Angelegenheit aufgenommen?«
Bragg blickte ihm geradewegs in
die Augen. »Sie geht sehr gut damit um. Wir versuchen beide die Tatsache aus
den Zeitungen herauszuhalten, dass Miss Conway Evans Mätresse war.«
»Eine gute
Idee«, bemerkte Hart.
Der Kellner trat an den Tisch. »Möchten die Herren bestellen?«
»Noch einen
Moment bitte«, sagte Bragg und der Kellner entfernte sich wieder. »Hast du
irgendeine Ahnung, welchen Grund jemand haben könnte, Ateliers zu verwüsten?
Insbesondere solche, die jungen Malerinnen gehören?«
»Nein, nicht im Mindesten. Aber ich werde darüber nachdenken.«
»Gibt es
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