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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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standen
hinter einem langen Tresen. Zahlreiche Bürger saßen auf einer Holzbank und
warteten, bis sie an die Reihe kamen, ihr Anliegen oder ihre Beschwerde
vorzubringen. Ein Mann und eine Frau – beide in der schäbigen, abgetragenen
Kleidung schlecht bezahlter Arbeiter – führten eine hitzige Debatte mit einigen
Beamten. Francesca schnappte auf, dass man dem Mann die Geldbörse gestohlen
hatte, aber welche Rolle die Frau dabei spielte, bekam Francesca nicht heraus.
    Nur wenige Meter entfernt stand ein weiterer Mann in Handschellen,
der einen gelangweilten und mürrischen Eindruck machte. Offenbar war er ein
Verbrecher, der festgenommen worden war, denn ein Beamter hielt seinen Arm mit
festem Griff umklammert, als habe er Angst, dass der Mann versuchen könnte zu flüchten. Auch einige Reporter
lungerten in der Nähe des Tresens herum, in ihren schäbigen Anzügen und den
übergroßen Mänteln warteten sie darauf, die Meldung des Tages zu ergattern.
Einer von ihnen stritt gerade mit einem Sergeant.
    Francesca stellte erleichtert fest, dass von Arthur Kurland weit
und breit nichts zu sehen war.
    Im Hintergrund hörte man das Klappern von
Schreibmaschinen und das Klicken des Telegrafen, und irgendwo läutete ein
Telefon.
    Francesca trat auf den Tresen zu. Der stämmige, kahlköpfige
Beamte blickte zu ihr auf und lächelte. »Guten Tag, Miss Cahill«, sagte er.
    Erfreut erwiderte sie sein Lächeln. »Sergeant O'Malley, wie geht
es Ihnen?«
    »Gut, danke der Nachfrage, Miss. Der Commissioner ist da, gehen
Sie nur gleich hinauf«, sagte er.
    Francesca wollte ihm gerade danken, als ein weiterer Beamter auf
sie zutrat. »Der Commissioner will im Augenblick nicht gestört werden,
O'Malley«, sagte er. »Wer ist das?« Er musterte Francesca durch seine
Hornbrille.
    »Miss Cahill, eine Bekannte des
Commissioners.«
    Francesca lächelte und hielt dem zweiten Beamten mutig ihre Hand
hin. Er hatte einen zusätzlichen Streifen an seinem Revers; offenbar stand er
rangmäßig über O'Malley.
    »Captain Shea«, sagte er und
sah ihre Hand an, als könne er nichts damit anfangen. Aber schließlich ergriff
er sie doch.
    »Ich bin eine Freundin der
Familie«, sagte Francesca fröhlich. »Und ich habe dem Commissioner dabei geholfen,
die Burton-Entführung aufzuklären.«
    Er blickte sie aus zusammengekniffenen Augen
an. »Dann sind Sie die Frau – will sagen, die junge Dame –, die zusammen mit
dem Jungen gefangen gehalten wurde, nicht wahr? Ja, das waren Sie!«
    Sie nickte stolz. »Ja, das war ich.«
    »Der Commissioner will nicht gestört werden, aber gehen Sie ruhig
schon einmal hinauf und nehmen Sie oben im Flur Platz. Ich bin mir sicher, dass
er Sie empfangen wird, sobald er mit der Angelegenheit fertig ist.«
    Francesca strahlte ihn an, dankte ihm und machte sich auf den Weg
zum Aufzug. Es war wundervoll, einfach so in das Polizeipräsidium
hineinzumarschieren und mit solchem Respekt behandelt zu werden. Vielleicht
hätte sie O'Malley und Shea ihre Visitenkarten zeigen sollen?
    Der Fahrkorb kam, und Francesca wollte ihn gerade öffnen – in
diesem Gebäude gab es keinen Liftboy –, als ihr jemand auf die Schulter
klopfte. Francesca drehte sich um, und ihr wurde sogleich bang ums Herz.
    Vor ihr stand mit leuchtenden Augen und einem
breiten Lächeln der kleine Reporter, der versucht hatte, Mary Randall vor der
Kirche zu befragen, und dem Bragg den Notizblock aus der Hand gerissen hatte.
»Dürfte ich Sie wohl kurz sprechen, Miss Cahill?«
    Ein Reporter war der letzte Mensch, mit dem Francesca sich in
diesem Moment unterhalten wollte, denn sie wusste aus Erfahrung, wie viel
Ärger das verursachen konnte. »Ich fürchte, ich bin bereits spät dran«,
antwortete sie, lächelte verkrampft und versuchte, den Aufzug zu betreten.
    Doch der Reporter versperrte ihr den Weg. »Glauben Sie, dass
Calder Hart schuldig ist?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, schnappte sie.
    »Warum nicht? Sogar Bragg hält ihn für
schuldig.«
    »Ach? Hat er das gesagt? Es tut mir Leid, ich kann mich nicht an
Ihren Namen erinnern, Sir«, entgegnete sie kühl.
    »Walter Isaacson von der Tribune. Wenn Bragg ihn nicht für
schuldig hält, warum schleift er ihn dann ins Präsidium? Und wie gut kennen Sie
Hart, Miss Cahill?« Er lächelte sie süffisant an, und Francesca erstarrte.
    »Ich werde es mir nicht erlauben, irgendwelche Vermutungen
anzustellen, warum der Commissioner etwas tut oder lässt. Da müssen Sie ihn
schon selbst fragen. Sie stehen mir im

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