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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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starrte hinein. Offenbar hatte sich niemand die Mühe gemacht, das
Feuer anzuzünden. »Ich weiß noch, dass Lily mir erzählt hat, wie schwer Calders
Geburt gewesen ist und dass sie danach mehrere Wochen im Bett liegen musste«,
murmelte er. »Ich war gerade einmal zwei Jahre alt, als er auf die Welt kam,
aber sie muss mir wohl gezeigt haben, wie man ihn hält und ihm die Flasche
gibt. Sie konnte ihn nicht stillen«, fügte er mit ernstem Blick hinzu, als ihn
die längst vergangenen Erinnerungen einholten.
    »Er ist also zwei Jahre jünger als Sie?«,
fragte Francesca.
    »Ja, zwei Jahre und ein paar Monate.«
    »Hatte Ihre Mutter noch das Verhältnis mit Randall, als Calder
geboren wurde?«
    »Nein. Es war nur eine kurze Affäre gewesen.« Bragg sah sie mit
festem Blick an. »Und als ihr klar wurde, dass sie sterben würde, da hat sie
meinen Vater und auch Randall davon in Kenntnis gesetzt. Rathe ist gekommen,
Randall nicht.«
    »Der arme Calder!«, rief Francesca und ergriff Braggs Hand. In
diesem Moment schien es die natürlichste Sache der Welt zu sein, dass seine
große Hand ihre schmale umschloss. »Wann war das?«, fragte sie.
    »Sechsundachtzig«, sagte er, zog seine Hand weg und trat ein wenig
beiseite.
    Sie spürte, dass ihn die Macht der Erinnerung und der damit immer
noch einhergehenden Schmerz zu überrollen drohten. »Können Sie darüber reden?«,
fragte sie leise.
    »Gewiss.« Er lächelte, blickte ihr aber nicht
in die Augen. »Lily starb an Darmkrebs. Sie wusste schon Monate vorher, dass
sie sterben würde, und auch Calder und ich wussten es. Mein Vater hatte keine
Ahnung von meiner Existenz, genauso wenig wie Randall von Calders. Lily schrieb
beiden einen Brief, und Rathe kam sofort vorbei. Lily hatte meinen Vater in
einem Tanzlokal kennen gelernt, wo sie damals arbeitete. Sie war erst siebzehn,
ein Mädchen vom Lande und neu in der Stadt. Mein Vater sorgte dafür, dass sie
ihre Arbeit aufgab, und hielt sie aus – zumindest für eine Weile.« Bragg
lächelte ein wenig gequält. »Rathe war ein schrecklicher Schürzenjäger, bevor
er sich in Grace verliebte. Die Affäre mit meiner Mutter hatte nur einige
Monate gedauert. Lily war schon als junges Mädchen sehr stolz. Sie begann
wieder zu arbeiten, bis man ihr die Schwangerschaft anzusehen begann. Als ich
ungefähr ein Jahr alt war, traf sie Randall, den zweiten und letzten Mann in
ihrem Leben. Ich glaube, als sie zum zweiten Mal ein Kind erwartete, wurde ihr
klar, dass sie eine andere Möglichkeit finden musste, um den Lebensunterhalt
für sich und ihre kleine Familie zu sichern. Nach Calders Geburt arbeitete sie
bis zu ihrem Tod als Näherin. Ich weiß noch, dass sie immer irgendetwas zu
nähen mit nach Hause brachte und bis in die frühen Morgenstunden daran arbeitete. Oft schlief sie vor Erschöpfung
an dem einzigen Tisch in unserer Wohnung bei Kerzenlicht ein.«
    »Wie furchtbar!«, flüsterte Francesca. Sie stellte sich vor, wie
Bragg als kleiner Junge zu diesem Tisch geschlichen war und die Kerze
ausgeblasen hatte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Als Rathe den
Brief erhielt, kam er sofort. Er war verheiratet und hatte bereits drei Kinder.
Aber er nahm nicht nur mich auf, sondern auch Calder, als er begriff, dass
Randall sich nicht um seinen Sohn kümmern würde.« Bragg sah Francesca an.
»Rathe ist zu Randall gegangen und hat ihn gebeten, Calder aufzunehmen. Er ist ein
guter Mensch.«
    »Ich freue mich darauf, ihn – und auch seine Frau – einmal kennen
zu lernen«, sagte Francesca aufrichtig.
    »Das werden Sie, denn sie werden bald nach New York zurückkehren.
Im Moment leben sie in Texas, wo meine Großeltern und meine Schwester mit
ihrer Familie wohnen. Die beiden werden Ihnen bestimmt gefallen. Sie erinnern
mich übrigens an Grace – sie ist eine ebenso eifrige Verfechterin von Reformen
wie Sie und schon seit den Siebzigern eine überaus rührige Suffragette«, fügte
er hinzu.
    Francesca lächelte erfreut. »Oh, dann werden wir uns mit
Sicherheit gut verstehen!«, rief sie. Grace Bragg hatte gewiss einige spannende
Geschichten zu erzählen.
    »Daran hege ich nicht den geringsten
Zweifel«, erwiderte er trocken und lächelte. Er warf ihr einen, wie sie zu
erkennen glaubte, liebevollen Blick zu, trat hinter seinen Schreibtisch und
setzte sich. Francesca wusste, dass seine Gedanken zu Calder und dem Mordfall
zurückkehrten.
    Vorsichtig nahm sie auf einem der beiden
Stühle vor seinem Schreibtisch Platz. Sie dachte darüber nach,
wie

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