Brenda Joyce
damit sie sich ausruhen kann«, sagte Hart grimmig.
»Und dann würde ich vorschlagen, dass du dich so weit wie möglich von ihr fern
hältst.«
Francesca bemerkte, dass er seinen Arm immer
noch auf eine überaus vertraute Weise um sie geschlungen hatte, und entwand
sich seinem Griff. »Nein, nein, schon gut«, sagte sie. »Ich kann mit Ihnen ins
Präsidium kommen.«
Ein Muskel in Braggs Wange zuckte. »Mein
Bruder hat Recht. Calder, würde es dir etwas ausmachen, Miss Cahill nach Hause
zu bringen?«
Hart lächelte. »Es wäre mir ein Vergnügen.«
Francesca starrte Bragg an. Sie wollte nicht
nach Hause. Sie wollte hier bleiben, auf dieser schmalen Treppe, mit ihm. Und
wäre Hart nicht gewesen, hätte sie sich möglicherweise nicht beherrschen können
und die Hand ausgestreckt, um Braggs Wange zu berühren. Er machte einen so
bekümmerten Eindruck.
Er sah sie mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen an.
»Dürfte ich morgen früh vorbeikommen?«
Sie nickte. »Aber gewiss, Bragg. Sie müssen
doch nicht erst fragen.«
»Würde Ihnen neun Uhr passen?« Sein Blick wanderte über ihre Züge
und verharrte auf ihrem Mund.
Hart gab einen angewiderten Laut von sich.
»Ich werde unten warten. Ich kann das nicht mit ansehen«, verkündete er.
Francesca brachte kein Wort mehr heraus. Sie fühlte sich plötzlich
völlig erschöpft.
In diesem Augenblick kamen die Polizisten, die Anthony abführten,
an ihr vorüber, und Francesca trat auf den Treppenabsatz, um den Weg für sie
frei zu machen. Anthony sah sie an. »Ich war's nicht«, sagte er.
Francesca
blickte zur Seite und schwieg.
Als Nächste wurde Georgette von einem Beamten nach unten geführt.
Sie sah Francesca mit Tränen in den Augen an. »Sie müssen uns
helfen«, sagte sie. »Wir sind unschuldig.«
Francesca schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, begegnete
sie Braggs Blick.
»Sie haben heute gute Arbeit geleistet«, sagte er leise. »Sie sind
eine gute Detektivin, Francesca.«
Ihr Herz begann zu jubilieren. »Danke«, flüsterte sie. Sie sehnte
sich so sehr danach, seine Hand zu ergreifen.
Er schien noch etwas sagen zu wollen, zögerte
aber zunächst, ehe er schließlich fortfuhr: »Wir sehen uns dann morgen. Um
neun. «
»Morgen«, wiederholte Francesca. Sie spürte,
wie ihr eine Träne über die Wange lief, und wandte erschrocken den Kopf zur
Seite.
Er berührte
ihren Arm. »Bitte weinen Sie doch nicht! Es bringt mich noch um, wenn ich sehe,
wie Sie leiden«, flüsterte er. »Ich weine ja gar nicht«, schwindelte sie und
lächelte ihn tapfer an.
Er zögerte, und für einen Moment glaubte sie schon, dass er sie
küssen würde.
In diesem Augenblick ertönte Harts Stimme von unten: »Euch beide
kann man aber auch keine Sekunde aus den Augen lassen. Es ist wohl besser, wenn ich Francesca in meine Kutsche
begleite. Ich werde dann mit dir ins Stadtzentrum fahren, Rick.«
Bragg trat
von ihr weg. »Das ist eine gute Idee«, sagte er.
Harts eleganter
Brougham war im Inneren sogar noch luxuriöser ausgestattet, als es sein
prachtvolles Äußeres vermuten ließ. Francesca versank in dem feudalen roten
Lederpolster und legte sich eine Pelzdecke über die Beine, die in der Ecke lag.
Sie wusste, dass sie sich eigentlich hätte freuen sollen, da sie Randalls
Mörder gefunden hatten, aber stattdessen ging ihr Braggs Gesichtsausdruck nicht
mehr aus dem Kopf, als sie sich auf der Treppe abgewandt hatte und nach unten
gegangen war. Er quält sich offenbar ebenso wie ich, dachte Francesca bedrückt.
Sie schloss die Augen, und mit einem Mal war es ihr, als hörte sie
Anthony erneut klar und deutlich sagen: »Ich war's nicht«. Erschrocken riss sie
die Augen wieder auf.
Bei diesen Worten hatte er sie mit einem harten Blick direkt
angeschaut. Nun, auf jeden Fall hatte er Paul Randall erpresst, ob mit oder
ohne Georgettes Hilfe.
Ein weiteres Bild aus ihrer Erinnerung überfiel sie. »Wir sind
unschuldig«, hatte Georgette gesagt und Fran dabei ebenso direkt in die Augen
gesehen.
Francesca setzte sich grimmig auf. Trotz ihres
Kummers war es ihr nicht möglich, die Gedanken an die beiden einfach beiseite
zu schieben. Und was war davon zu halten, dass Bill Randall nach dem Mord in
Georgettes Haus gewesen war? Francesca glaubte nicht, dass sie sich getäuscht
hatte, sie hatte ihn dort gesehen, davon war sie überzeugt. Bill war im Haus gewesen
und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, dass sein Vater tot war. Was
bedeutete, dass er den Mörder
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