Brenda Joyce
unschuldig sind«,
sagte Francesca mit fester Stimme.
»Das können
Sie aber nicht garantieren!«, rief Georgette.
»Warum
überzeugen Sie den Commissioner denn nicht, wo er doch ein ganz besonderer
Freund von Ihnen ist«, sagte Anthony leise.
Francesca sah ihn an, und ihre Blicke begegneten sich. »Was hat
diese Anspielung zu bedeuten?«, fragte sie steif.
Er grinste und zuckte mit den Schultern.
»Bragg ist verheiratet. Wussten Sie das etwa
nicht?«, fuhr sie ihn an.
Er starrte sie an, und sein Grinsen
verschwand. »Nein, das habe ich nicht gewusst. Das ist neu für mich. Und was
ist dran an der Sache? Ist seine Frau 'ne Verrückte, die er irgendwo auf dem
Dachboden weggesperrt hat?«
»Sie lebt
in Europa«, gab Francesca kurz angebunden zurück. »Trotzdem ist er ein ganz
besonderer Freund von Ihnen. So erzählt man sich wenigstens. Sie dürfen
jederzeit in sein Büro, heißt es. Also, überzeugen Sie ihn doch von Georgettes
Unschuld!«
Francesca spürte, wie plötzlich eine
unglaubliche Wut in ihr aufstieg. Sie marschierte zu Anthony hinüber und baute
sich vor ihm auf. Da sie drei Zentimeter hohe
Absätze trug, war sie genauso groß wie er, sodass sie ihm direkt in die Augen
blicken konnte. »Hören Sie, Mr Anthony oder Sean oder wie auch immer Ihr Name
lauten mag, was geht Sie das eigentlich an? Warum wollen Sie Miss de Labouche
partout beschützen? In welcher Beziehung stehen Sie eigentlich zu ihr? Sind Sie
etwa ein ganz besonderer Freund von ihr?«, fauchte sie ihn an.
»Sieh an, sieh an, die kleine Dame von der
Fifth Avenue fährt ihre Krallen aus!« Anthony schien sich köstlich zu amüsieren
und grinste sie unverschämt an. »Georgette und ich sind in der Tat alte
Freunde, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Sie waren also einmal ihr Liebhaber«,
stellte Francesca fest. »Na, da ist aber jemand sehr neugierig«, erwiderte
Anthony, und seine grünen Augen funkelten verschmitzt.
»Wir sind schon seit Jahren kein Liebespaar
mehr, aber wir sind gute Freunde geblieben, das ist alles«, schaltete sich Georgette
plötzlich ein.
Francesca wandte sich um und sah sie an. »Ihre
Nachbarn glauben, er sei Ihr Bruder.
Sie zuckte mit den Schultern. »Sie wissen ja,
was die Leute so reden. Es ist leichter, zu sagen, er ist mein Bruder. Auf
diese Weise kann er mich besuchen, ohne dass sich jemand darüber das Maul
zerreißt.«
Francesca glaubte ihr. Sie wandte sich wieder Anthony zu. »Haben
Sie Randall gekannt?«
»Das nicht, aber ich wusste von ihm und habe
ihn auch mal gesehen. Aber wir verkehrten nicht gerade in denselben Kreisen«,
erwiderte er mit ironischem Unterton.
»Hat er Georgette gut behandelt?«
Anthony starrte sie an. »Wenn die Frage darauf
abzielt, ob ich ihn gemocht habe, dann lautet die Antwort ...« Er zuckte nachdrücklich
mit den Schultern. »Georgette ist eine erwachsene Frau. Sie hat ein gutes
Geschäft gemacht. Er hat die Miete und die Dienstboten bezahlt, hat ihr ein
paar Schmuckstücke und Kleider gekauft. Er hat sie nicht geschlagen oder ihr in
irgendeiner Weise wehgetan. Sie hat sich nie beschwert, dass er gemein oder
eifersüchtig gewesen ist. Alles in allem war er also ganz in Ordnung.«
Francesca wusste nicht, ob sie ihm glauben
sollte. Sie blickte Georgette an, die eine attraktive Frau mit üppigen
Rundungen war – eine Frau, die sicherlich viele Männer begehrenswert fanden. Ob
Anthony sich wohl auch noch zu ihr hingezogen fühlte? War er möglicherweise
eifersüchtig gewesen und hatte Randall deshalb getötet? Francesca ließ ihren
Blick wieder zu Anthony wandern.
Er schenkte ihr ein süffisantes Lächeln. »Sehen Sie mich nicht so
an! Ich hatte verdammt noch mal keinen Grund, ihn umzubringen. Ich tauge gar
nicht zum Mörder.«
Sie hatte
sich gerade dazu durchgerungen, ihm zu glauben, als sie den warnenden Blick
sah, den er Georgette zuwarf, die noch immer hinter ihr stand. Francesca wandte
sich um. Georgette schien kurz davor zu stehen, in Tränen auszubrechen, und
rang die Hände. »Sean ...«
»Halt die Klappe!«, fuhr er sie an.
Georgettes Augen füllten sich mit Tränen.
»Was ist hier los?«, fragte Francesca rasch. »Was verheimlichen
Sie beide mir?«
Georgette begann zu weinen.
»Oh Scheiße!«, entfuhr es Anthony. »Jetzt sehen Sie nur, was Sie
angerichtet haben.« Er ging zu Georgette und legte seinen Arm um sie.
Als Francesca sah, wie Georgette an seiner
Schulter weinte, war sie sich plötzlich sicher, dass die beiden immer noch intim
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