Brenda Joyce
Evans
Verlobungsparty, da war es fast so, als könntet ihr euch nicht ausstehen.«
Francesca war ganz steif vor Anspannung. »Nun ja, Neil glaubt,
dass ich eine Affäre habe.«
»Wie
bitte?«, keuchte Connie auf.
Francesca nickte ernst. »Genau wie Evan, und auch Bragg hatte eine
Weile denselben Verdacht.«
»Wie
bitte?«, wiederholte Connie.
»Meine Detektivarbeit während der Burton-Entführung hat mich zu
ungewöhnlichen Zeiten aus dem Haus geführt«, erklärte Francesca mit klopfendem
Herzen. »Ich konnte Neil nicht verraten, was ich tat, und er hat die falschen
Schlüsse gezogen. Deshalb haben wir uns gestritten.«
Connie betrachtete sie voller Erstaunen. »Neil hat nie ein Wort
davon erwähnt.«
»Er hat mir versprechen müssen, nicht darüber zu sprechen.«
Dagegen hatte er Francesca nicht das Versprechen abnehmen können, über das, was sie herausgefunden hatte,
Stillschweigen zu bewahren – was der wirkliche Grund dafür war, dass Francesca
und er seit einiger Zeit nicht gut miteinander auskamen.
»Nun ...« Connie verstummte. Sie war ganz offensichtlich
erleichtert. »Merkwürdigerweise hatte ich geglaubt, es gebe einen anderen Grund
für eure Differenzen«, fuhr sie nach einer Weile fort.
Francesca starrte ihre Schwester an. Ob
Connie wohl ahnte, was der wirkliche Grund für Francescas Auseinandersetzung
mit Neil war? Vielleicht wäre es ja besser für sie, ihren Verdacht bestätigt
zu wissen. Vielleicht wäre es sogar eine Erleichterung für sie, die Wahrheit
zu erfahren, anstatt ständig zu grübeln. Dann hätte sie zumindest die Chance,
ihre Ehe wieder in Ordnung zu bringen, und das nicht nur um ihrer selbst
willen, sondern auch zum Wohl ihrer beiden Töchter.
Dann musste Francesca an Bragg denken, der
ihr einmal gesagt hatte, dass man Worte, die man einmal ausgesprochen hatte,
niemals zurücknehmen konnte. Was sollte sie nur tun? Bestimmt wäre es für alle
eine Erleichterung, wenn Neils schmutzige Affäre der Vergangenheit angehören
würde, doch je länger Francesca darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie,
dass sie Connie nichts erzählen würde. Sie war sich sicher, dass ihre Schwester
die Wahrheit lieber nicht hören wollte – ganz gleich, wie besorgt sie im Moment
auch sein mochte.
»Warum starrst du mich so an?«, fragte ihre
Schwester und riss Francesca damit aus ihren Gedanken.
Francesca schluckte. »Tut mir Leid, das wollte ich nicht«, sagte
sie und blickte rasch zur Seite.
Aber Connie legte ihr die Hand auf das Knie. »Fran? Was geht hier
vor sich?«
Francesca schaute erschrocken auf. »Wie bitte?«
Connie war furchtbar blass und schloss für einen Moment die Augen.
»Da ist noch etwas anderes, nicht wahr? Es gibt noch einen anderen Grund für
die Spannungen zwischen dir und Neil.« Sie öffnete die Augen wieder. »Es gibt
etwas, das du mir nicht erzählen willst, oder irre ich mich?«
Francesca war wie vor den Kopf gestoßen. Wollte Connie etwa die
Wahrheit von ihr hören? Was sollte sie nur tun? Panik stieg in ihr auf. »Con
...«, setzte sie an.
»Oder irre ich mich?« Connie
schrie die Worte beinahe heraus. Francesca erstarrte. Sie musste sich mit der
Zunge über die Lippen fahren, um überhaupt sprechen zu können. »Nein, du irrst
dich nicht«, sagte sie.
Kapitel 7
SAMSTAG, 1. FEBRUAR 1902 –13 UHR
Francesca
sah die Angst in Connies Augen, bevor diese den Blick wieder senkte. Der
Brougham näherte sich mittlerweile dem Häuserblock, in dem die Villa der
Cahills stand. »Was ist es?«, fragte Connie drängend. »Was verschweigst du
mir?«
Francesca griff nach den Händen ihrer
Schwester und zwang sie, ihr wieder in die Augen zu sehen. Das Herz schlug ihr
bis zum Hals – sie hatte furchtbare Angst, das Falsche zu tun. »Connie, wenn
etwas nicht in Ordnung wäre und ich darüber Bescheid wüsste und du darüber
vielleicht auch besser Bescheid wissen solltest, würdest du dann wollen, dass
ich es dir erzähle?«
Connie saß wie erstarrt da. Sie sah Francesca
nur an.
»Geht es um Neil?«, fragte sie schließlich.
Francesca zögerte.
»Es geht um ihn, nicht wahr?« Connie zog ihre Hände weg und sah
aus dem Fenster. Ein weiterer, schier endlos langer Moment verging. Francesca
schwieg. Sie wollte keinesfalls mit der Wahrheit über Neils Ehebruch
herausplatzen, solange sie nicht wusste, ob ihre Schwester bereit war, sich den
Tatsachen zu stellen.
»Weißt du was, ich habe meine Meinung geändert. Lass uns doch
einen Einkaufsbummel machen!«, rief sie. »Und
Weitere Kostenlose Bücher