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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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war. »Lüge«, entgegnete er leise, aber bestimmt, »alles Lüge. Ich habe niemals etwas gegen euch gemacht. Jeder weiß das.«
    Gero lächelte abschätzig, so, als sei dies ein Einwand, mit dem er sich nur aus Höflichkeit zu beschäftigen gedachte.
    »Eine Verleumdung wäre das, meinst du? Ich habe diese Möglichkeit selbstverständlich in Betracht gezogen und sie sogar mit dem König erörtert. Wünschst du zu erfahren, was er mir antwortete? Dieser Prebor, antwortete er, ist ein einflußreicher Mann, der klügste und mächtigste seines Stammes. Kaum etwas geschieht gegen seinen Willen. Verhält es sich aber so, wie soll man dann glauben, daß er nicht hinter all den Überfällen steckt, deren Spuren in dieses Land führen?«
    Prebor schüttelte den Kopf. »Nichts geschieht bei uns, ohne daß ich will? Wer so spricht, kennt uns nicht. Wir haben keinen König oder Herzog, auch nicht heimlich. Graf Siegfried wußte das, und du weißt es ebenfalls. Trotzdem sagst du, daß es nicht so ist. Ich verstehe das nicht.«
    »Bist du nicht ein bißchen zu bescheiden, alter Freund? Mir wurde berichtet, daß deine Stimme mehr gilt als die manch eines anderen. Das war übrigens auch die Ansicht Graf Siegfrieds.«
    »Es ist wahr, man hört auf meinen Rat. Aber nicht in solchen Dingen.« Er lachte kurz auf. »Niemand kommt zu mir und fragt, ob er eure Bauern überfallen soll oder nicht.«
    »Mache dich getrost lustig über mich. Mir erlaube dafür, daß ich bei meiner Meinung bleibe. Ohne Feuer kein Rauch, so heißt es ja wohl auch bei euch. Solltest du übrigens wirklich das Opfer einer Verleumdung sein, wird sich dies bald erweisen, dadurch nämlich, daß die Überfälle unvermindert weitergehen.«
    Prebor schlug die Hände zusammen. »Du besetzt meine Burg, jene, die rauben, erfahren davon und verhalten sich für einige Zeit ganz still. Dann bin ich schuldig, ja?« Mit brüchiger Stimme fügte er hinzu: »Ich denke, du hast schlechte Kundschafter. Graf Siegfried wußte immer genau, wer getan hat und wer nicht.«
    »Graf Siegfried ist tot, du mußt daher schon mit mir vorlieb nehmen«, erwiderte Gero anscheinend ungehalten.
    Prebor legte die Stirn in Falten und blickte nach unten. Als er den Kopf wieder hob, war in seinem Gesicht zum erstenmal ein Anflug von Argwohn. »Nehmen wir an, ich war wirklich«, sagte er, den Grafen nicht aus den Augen lassend. »Warum verlangst du nicht einfach einen meiner Söhne als Geisel? Statt dessen sendest du diese Männer in die Fremde. Hast du zu viele Krieger? Kannst du sie nicht alle ernähren?«
    »Wäre es dir etwa angenehmer, einen deiner Söhne als Geisel zu stellen?« erkundigte sich Gero mit undurchdringlicher Miene.
    »Ja.«
    »Auch zwei?«
    Prebor zögerte. »Auch«, sagte er schließlich.
    »Und alle drei? Wie steht es damit?«
    »Ich begreife nicht. Weshalb drei? Ich liebe jeden von ihnen wie mein Leben. Hast du einen, hast du mein Herz.«
    »Weich mir nicht aus!«
    »Also gut, wenn sein muß – ja.«
    Der Graf nickte befriedigt. »Begreifst du, daß du deine Frage soeben selbst beantwortet hast? Es überrascht mich nicht, daß du mir deine Söhne anbietest, denn ihr kennt unsere Großmut Geiseln gegenüber und habt sie oft genug mißbraucht. Ist es etwa die Unwahrheit, daß man bei euch zu sagen pflegt, man könne für die Erziehung seiner Söhne nichts Besseres tun, als sie ein paar Jahre den Sachsen oder Franken zu überlassen? Schicke dich in das, was der König über dich verhängt hat, du kannst es nicht mehr ändern. Es ist zudem nicht für ewig. Schließlich vergesse ich nicht, daß du den Tribut stets pünktlich bezahlt und mir keinen Widerstand geleistet hast; beides soll dir angerechnet werden. Und nun«, er winkte Richolf heran, »stelle ich dir den Mann vor, dem du künftig Gehorsam schuldest.«
    Verstohlen grinsend kam der Räuber näher. Gestern erst hatte er erfahren, daß er zum Herrn dieser Burg bestimmt war, doch nichts in seinem Gesicht deutete darauf hin, daß ihn dies beeindruckte.
    »Machen wir uns bekannt«, sagte er herablassend. »Ich bin Richolf, der Mönch. Mußt dir nicht den ganzen verfluchten Namen merken; den haben sie mir bloß gegeben, damit ich mit anderen Halsabschneidern nicht verwechselt werde. Du brauchst dir überhaupt keinen Namen zu merken, denn für dich bin ich schlicht und einfach der Kastellan. Kas-tel-lan, hast du verstanden? Das bedeutet Burggraf.« Er hielt inne und schaute wie sinnend zum Himmel empor. »Und du heißt Prebor. Soll

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