Brennaburg
ich dir etwas verraten? Du gefällst mir. Und weil ich dir sicherlich auch gefalle, müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir zwei uns nicht vertragen«, schloß er und klopfte dem Sorben auf die Schulter.
Mit nahezu geschlossenen Augen hatte Prebor gelauscht; es war, als schläfere ihn Richolfs gönnerhafte Ansprache ein. Sowie ihn jedoch dessen Knöchel berührten, zuckte er zusammen. Ächzend ballte er die Fäuste; aus seinem Mund sprudelten unverständliche Worte.
Richolf prallte zurück. Seine Hand glitt zum Gürtel, und einen Moment lang musterten beide Männer einander wie trunken. Dann lächelte Richolf wieder. »Du bist aber ein Wilder«, hörte ihn Konrad murmeln. »Na, das schadet nichts, wirst dich schon noch an mich gewöhnen.« Und ganz leise, so daß er kaum noch zu verstehen war: »Aus der Hand wirst du mir fressen, mein Falke, das verspreche ich dir … Gestattest du, daß ich mich entferne?« wandte er sich an den Grafen. Dieser nickte.
Gero wartete, bis er ein Stück weg war. »Du wirst keine Not leiden«, sprach er, als sei nichts vorgefallen, weiter. »Man wird deine Ehre sowie die deiner Familie nicht antasten. Ihr dürft ausreiten, wann immer ihr es wünscht, freilich nicht alle zugleich. Mindestens zwei von euch haben ständig auf der Burg zu sein. Deine Krieger kommen mit uns. Sie werden auf Höfen des Königs wohnen. Die Mägde bleiben hier.«
Prebor schaute ihn zweifelnd an. »Viele von ihnen sind Mann und Frau und haben Kinder. Willst du sie ebenfalls trennen?«
»Was würdest du denn an meiner Stelle tun?«
»Die Männer werden nicht bleiben. Niemals! Sie werden fliehen, immer wieder.«
»Darüber zerbrich dir nicht den Kopf. Sie werden dort, wo wir sie hinschaffen, neue Weiber finden; die meisten sind ja stattliche Burschen. Und was den Nachwuchs betrifft, so darf ich dir versichern, daß unsere Frauen nicht minder fruchtbar sind als eure.«
»Neue Weiber? Nachwuchs?« wiederholte Prebor entgeistert. »Wie lange wird es dauern, bis –«
»Reg dich nicht auf, ich scherze ja nur. Doch ein oder gar zwei Jahre werden schon ins Land gehen, bevor sie zurückkehren dürfen. Der König wird darüber entscheiden … Noch eins: Sollte jemand versuchen, diese Burg zu erobern, rate ich dir, ihn rechtzeitig davon abzubringen. Ihr Fall wäre auch euer Ende. Und jetzt begib dich zu den Deinen. Befiehl den Mägden, für die da draußen etwas Kleidung und Verpflegung zusammenzupacken, jeweils nicht mehr, als ein Mann tragen kann. Sag ihnen, daß sie ihre Männer bald wiedersehen werden.«
Gero hüstelte.
»Sag es ihnen so, daß sie es glauben. Denn sollte es Aufruhr geben, werden ihn meine Leute erbarmungslos niederschlagen. Hast du verstanden?«
Prebor nickte. Schwerfällig drehte er sich um und lief zum Brunnen. Konrad blickte ihm hinterher. »Könnten wir nicht wenigstens die Frauen mit Kindern mitnehmen?« erkundigte er sich.
»Wozu?«
»Nun, immerhin sind es Familien.«
»Familien? Die Beischläferinnen unfreier Heiden und deren Brut bezeichnest du als Familien?«
Der Graf strich sich gereizt über den Bart. Plötzlich ließ er den Arm sinken. »Was willst du damit eigentlich sagen?« fragte er.
»Sollten von denen da draußen sehr viele fliehen und zurückkehren, überlegte ich gerade, könnten sie unseren Leuten gefährlich werden«, erläuterte Konrad zögernd.
»Und du meinst, sie fliehen nicht, wenn man ihren Frauen erlaubt, sie zu begleiten?« Der Graf schmunzelte. »Das ist keineswegs sicher. Man flieht nicht nur zu einem Weib, sondern öfter noch von einem. Dort, wo wir sie hinbringen, wird man überdies gut auf sie aufpassen. Aussichten für eine erfolgreiche Flucht dürften sich erst nach einem Jahr eröffnen, und ich bezweifle, daß dann noch viele heimwollen. Wie heißt es? Was der Bock von sich weiß, dessen zeiht er die Geiß – in diesem Fall vermutlich mit einigem Grund. Doch wie auch immer: Ich kann die Unseren nicht ohne Weiber lassen, sonst stellen sie denen in den Dörfern nach.«
»Das wirst du nicht verhindern können, schon deshalb nicht, weil über die Hälfte der Männer leer ausgeht.«
»So ist es. Doch es wird um so weniger Übergriffe geben, je mehr Frauen bleiben. Und jetzt ruf mir die Männer zusammen, ich möchte mich von ihnen verabschieden.«
»Was zu sagen ist, wurde gesagt«, begann er, als sie sich um ihn versammelt hatten, »ich will darum nicht viele Worte machen. Einige zu wiederholen sei mir gleichwohl gestattet. Das
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