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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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König in seiner Mitte befand – kaum zu kontrollieren war und zu Übermut neigte, hatte Heinrich den Sammelort bis an die Grenze verlegt. Er wollte keinesfalls von den eigenen Bauern mit Übergriffen in Verbindung gebracht werden und hatte überdies gehofft, daß kleine Trupps die Risiken von Plünderungen scheuen würden, zumal dann, wenn ihnen ja ein Beutezug bevorstand. Nun hatte es, wie man wohl befürchten mußte, doch Zwischenfälle gegeben.
    Die Neuankömmlinge hatten im Freien geschlafen, jetzt errichteten sie Zelte, zogen Gräben, entluden die Wagen. Zwischen ihnen liefen Ferkel herum, Schafe, Ziegen, Enten.
    »So eine Unverschämtheit«, sagte Siegfried, »sie schleppen das Viehzeug auch noch lebend mit … Heimo! Gibst du uns die Ehre?«
    Ein untersetzter Rotbart, der mit dem Stiel seiner Axt gerade einem Knecht in den Rücken gestoßen hatte, drehte sich um und kam gemächlich auf sie zu.
    »Sei Gott willkommen und mir, Herr König«, sagte er selbstbewußt, in der Art eines Hausherrn, die er vermutlich auch im Wald nicht ablegte. »Und du natürlich auch, Graf Siegfried«, fügte er nachlässig hinzu.
    Siegfried blinzelte. »Wo habt ihr die Tiere her?«
    Heimo schien den Grafen nicht zu beachten. Er heftete seine wäßrigblauen Augen auf den König und wartete so lange, bis der eine Kopfbewegung machte, die bedeutete, daß diese Frage seine Zustimmung fand. Sogleich gab Heimo Auskunft: »Geborgt.«
    »Was heißt geborgt?«
    Wieder würdigte ihn der Mann keines Blickes, er sah nur den König an, antwortete diesmal aber schneller: »Wir haben uns gesagt: was man hat, das hat man. Wer weiß, was die Slawen für Leute sind. Es ist bald Winter, und sie werden bestimmt nicht wild darauf sein, mit uns zu teilen. Da haben wir uns eben unterwegs vorsichtshalber von Bauern diese Tiere geborgt. Wenn wir mit Beute heimkehren, kriegen sie alles zurück.«
    »Wenn du glaubtest, daß drüben nichts zu holen ist, wie konntest du da den Besitzern versprechen, daß sie ihr Eigentum zurückerhalten?« erkundigte sich der König.
    Gut gegeben, dachte Siegfried, doch Heimo verlor nicht die Fassung: Falls man, was Gott verhüte, mit leeren Händen wiederkäme, würde er selbstverständlich in die eigene Tasche greifen. »Du warst leider noch nie mein Gast, Herr König, deshalb kannst du es nicht wissen: Was hier so herumspringt, wird bei mir in einer Woche von Raubzeug weggeschleppt, ohne daß ich es auch nur merke.«
    »Das freut mich für dich«, sagte Heinrich trocken. »Und warum hast du dann nicht mehr von zu Hause mitgenommen? Da du doch so große Angst hast zu verhungern …«
    Heimo nickte ein paarmal ernst. »Du hast recht, das war ein Fehler. Doch bedenke den weiten Weg. Außerdem hatten wir es ja eilig. Je mehr man mitnimmt, desto schwieriger wird es, vorauszusehen, wann man ankommt. Trotzdem, es war ein Fehler.«
    Das war eine hübsche Frechheit. Ohne es direkt zu sagen, schob er einen Teil der Verantwortung denen zu, die ihn zur Eile genötigt hatten. Der Graf wollte hier einhaken, aber der König sprach weiter: »Waren die Bauern einverstanden?«
    »Erst nicht, dann ja.«
    »Wie habt ihr sie denn überzeugt?«
    Der Mann überlegte kurz. »Genauso, wie jetzt euch. Nur daß es bei ihnen natürlich ein bißchen länger gedauert hat.«
    Siegfried blickte zum König, entdeckte aber zu seiner Überraschung in dessen Gesicht keinerlei Anzeichen von Zorn, allenfalls den Ausdruck einer gewissen Spannung, die er aber nicht deuten konnte. Er deutete sie schließlich auf seine Weise und fragte scharf: »Es heißt, ihr hättet zwei Verletzte. Entspricht dies der Wahrheit?«
    »Nicht ganz. Es ist nur noch einer. Der andere starb in der Nacht.«
    »Und durch wen kamen sie zu Schaden?«
    »Durch Räuber natürlich.«
    Heimo hob die Schultern, doch nur leicht, so, als habe er Mühe, seine Verwunderung zu bezähmen. Er sah vom König zum Grafen und wieder zum König: Wollt ihr noch mehr wissen? Ich antworte selbstverständlich, aber ein bißchen seltsam sind sie schon, eure Fragen.
    Man müßte ihm drohen, seine Leute einzeln zu vernehmen, dachte Siegfried; er legte sich die Worte zurecht, da hörte er den König sagen: »Nun gut. Auch wenn es sich so verhält, wie du behauptest, so hast du doch gegen meine Anordnung verstoßen. Bist du dir dessen bewußt?«
    »Ich bin es, Herr König. Und es betrübt mich mehr, als ich es auszudrücken vermag.«
    »Spare dir deine Beteuerungen! Du wirst deinen Gläubigern alles

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