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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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morgen mehr, heute abend sollen die Geschäfte ruhen. Erweist mir die Ehre und seid meine Gäste … Dieser Hof«, sprach er weiter, »verfügt, wie ihr bemerken werdet, nicht über die Räumlichkeiten einer königlichen Pfalz noch die einer«, er lächelte Pribislaw zu, »fürstlichen Burg. Ich muß deshalb darum bitten, daß sich eure Dienstleute zu jenem eigens für solche Zwecke errichteten Gebäude auf der Wiese begeben, in dem sie auch nächtigen werden. Es sind dort Tafeln gedeckt, für ihr leibliches Wohl ist also gesorgt. Und nun, ihr Herren, geruht, näher zu treten. Möge man von unserem Fest einst sagen, daß wir auf ihm nicht nur gespeist und getrunken, sondern überdies dauerhafte Freundschaften besiegelt haben. Willkommen, teure Gäste, willkommen!«
    Nachdem Ratibor das übersetzt hatte, wurde beifälliges Gemurmel laut. Auch er fühlte sich von der kurzen, aber warmherzigen Rede angenehm berührt, und trotz der unerfreulichen Nachricht, daß man die Krieger von ihnen trennen würde, regte sich wieder Hoffnung in ihm. Flüchtig erwog er, ob es angebracht sei, gegen dieses Vorhaben aufzubegehren, und entschied, daß es besser sei, dies zu unterlassen. Denn wenn sich herausstellen sollte, daß der Hof tatsächlich nicht alle beherbergen konnte (und das war sehr wahrscheinlich), würde er ganz unnötigerweise als argwöhnischer Störenfried dastehen.
    Soeben ging Pribislaw daran, den Grafen mit seinem Geschenk, einem überaus prachtvollen Schwert, zu behängen, und da Ratibor gewahrte, daß die beiden dabei ohne Dolmetscher auszukommen trachteten, trat er ein paar Schritte zurück. Er winkte Krik, den Anführer der sie begleitenden Gefolgsleute, zu sich heran und schärfte ihm nochmals ein, ständig die Waffen bei der Hand zu haben und nachts einen Wachdienst einzurichten.
    »Wenn dir irgend etwas verdächtig vorkommt, schicke unverzüglich einen der Männer zu mir! Nein«, beantwortete er die Frage in Kriks Gesicht, »wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vermutlich ist es so, wie der Sachse behauptet hat. Dennoch müssen wir vorsichtig sein. Wenn wir wieder daheim sind, werde ich veranlassen, daß ihr euch betrinken dürft, solange ihr dies wünscht. Doch diese eine Nacht haltet Maß! Mache das auch den Sorben begreiflich, sofern es deren Herren nicht schon getan haben. Hast du mich verstanden?«
    »Weißt du, was du da von mir forderst, Herr?« Krik seufzte. »Noch niemals betraute man mich mit einem so schwierigen Auftrag. Möge mir Triglav die Kraft verleihen, ihn zu erfüllen.«
    Beiderseits des Einganges hatten sich unterdessen Bewaffnete aufgestellt. Festen Schrittes, so, als wolle er einen letzten Rest von Furcht verscheuchen, betrat Pribislaw die Brücke, nickte ihnen zu und passierte auf eine Armbewegung Geros hin das Tor. Die Gaufürsten schlossen sich ihnen an, zurück blieben die Knechte und die Pferde.
    Im Inneren der Burg wurden die Ankömmlinge von Mägden umringt, die ihnen Wein und Brot reichten. »Mögen Wein und Brot auf diesem Hof niemals ausgehen!« rief der Alte kauend, worauf die anderen ergänzten: »So soll es sein!«
    »Ich werde euch jetzt einen Augenblick allein lassen«, sagte Gero, nachdem sie die Becher leer getrunken hatten. »Ihr solltet diese Frist nutzen, um jene Herren dort zu begrüßen. Ich hörte, daß ihr mehreren von ihnen nicht unbekannt seid.«
    Er zeigte in Richtung des Gartens. Im Dämmerlicht erblickte Ratibor an die zwei Dutzend Männer, die sich von ihren Stühlen erhoben hatten und nun auf sie zukamen.
    Ja, man kannte einander, und obwohl einige dieser Bekanntschaften durch Raubüberfälle oder Entführungen gestiftet worden waren, schien es doch, als ob sich die meisten über diese Begegnung freuten. Lärmend hieben sie einander auf die Schultern, knufften sich in die Seiten oder umarmten sich sogar und zeigten so bereits durch die überschwengliche Art, in der sie sich begrüßten, mit welchen Empfindungen sie angereist waren.
    Es dauerte indes noch einige Zeit, bis sie dies auch eingestanden. »Wir wollten eigentlich zu Hause bleiben«, gab ein gewisser Semil, einer der Sorben, zu. »Aber als wir erfuhren, daß euch euer Triglav unzweideutig zugeraten hatte, faßten wir uns ein Herz. Den Göttern sei Dank, daß sie uns davor bewahrt haben, uns mit diesem Grafen zu entzweien! Denn was kann uns hier schon geschehen! Unsere Knechte nicht mitgezählt, sind wir mehr, als er auf dem Hof Männer hat. Er wird erleichtert sein, wenn er uns wieder los

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