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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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lautes Reden und Lachen überspielend, gingen sie hinein. Es dauerte nicht lange, und sie erschienen wieder an der Tür. Zwei hatten ein Fell unterm Arm, die anderen brachten je eine Schüssel, eine hölzerne Schöpfkelle sowie ein Bündel Schläfenringe mit.
    »Da drin ist nichts zu holen«, sagte der mit der Schöpfkelle, halb forsch, halb verlegen. »Kein Mensch da außer einem alten Weib. Das hat sie uns zum Andenken mitgegeben.«
    »Was denn, was denn«, rief Heimo. »Und Met habt ihr nicht gefunden?«
    Die Männer blickten betreten. »Da stand ein Topf mit so 'nem Zeug. Weiß der Kuckuck, was das war …«
    Die Tür des nächsten Hauses war verschlossen. Ein Mann drückte sein Messer hinter den Riegel, doch Heimo schob ihn zur Seite. »Siehst du nicht, daß außen offen ist? Die haben von innen zugemacht.«
    Er nahm seine Axt, hieb sie kreuz und quer in die Haut vor dem Fenster, klappte die Fetzen zurück und raunte ins Innere: »Macht doch auf, liebe Leute! Oder läßt man bei euch den Gast vor der Tür stehen?«
    Er wandte sich um und stellte fest: »Es ist zwar dunkel wie im Bärenarsch, aber irgend etwas sagt mir, daß wir hier mehr finden.«
    Kaum war das letzte Wort heraus, zuckte er plötzlich zusammen. Seine Augen quollen hervor. Er nickte ein paarmal, als wolle er etwas abschütteln. Ächzend tastete er sich am Hinterkopf herum. Nur wenige bemerkten die dunkle Ausbuchtung neben seinem Adamsapfel. Erst als er langsam vornüber sank, sahen sie den Pfeil in seinem Genick, den er, auf die linke Hand gestützt, mit der rechten umklammerte.
    Es war ein jämmerlicher Anblick, wie er, außerstande, seine Hand von dem Pfeil zu lösen, sich auch nicht entschließen konnte, ihn herauszuziehen. Doch niemand kam ihm zu Hilfe, nicht einmal seine eigenen Dienstmänner.
    Auf einmal öffnete sich die Tür. Eine Frau trat heraus, die einen Knaben vor sich herstieß. Weinend fiel sie auf die Knie, gab ihm eine Ohrfeige, um ihn danach sogleich wieder an sich zu ziehen. Das wiederholte sich einige Male. Es ist mein Kind – schont es und überlaßt das Strafen mir, wollte sie offensichtlich sagen.
    Siegfried schaute abwechselnd zu dem Jungen, der mit gesenktem Kopf alles über sich ergehen ließ, und zu dessen Opfer, das sich noch immer am Boden wand. Er empfand keinerlei Haß oder Empörung; nicht, weil er die Tat billigte, sondern weil ihn Gewalt so wenig berührte wie einen Angler die Gefühle eines am Haken zappelnden Fisches. Noch viel weniger bedauerte er Heimo. Auch lag kein Sinn in dem, was nun geschehen würde. Mit jeder Faser zog es ihn fort von diesem Ort, an dem er nur Demütigungen erfahren hatte. Allein die Furcht, nochmals vor den Männern bloßgestellt zu werden, bewog ihn dazu, sein Schwert zu ziehen und wie von Sinnen zu brüllen: »Jagt sie in den Wald! Verbrennt das Dorf! Macht jeden nieder, der sich wehrt!«
    Er rannte als erster ins Haus und riß die Glut aus dem Herd.
    »Es ist mir nicht gelungen, deinen Befehl zu befolgen«, sagte er, als alles vorbei war, zum König. Nachdem er ihm den Hergang des Vorfalles berichtet hatte, setzte er hinzu: »Du weißt, daß ich mein Leben nicht schone, wenn es darum geht, deine Wünsche zu erfüllen. Gib mir aber künftig keine Aufträge mehr, bei denen ich verhindern soll, was sich nicht verhindern läßt.«
    Heinrich musterte ihn mit kaltem Wohlwollen und entgegnete laut, damit es auch die Umstehenden hören konnten: »Dein Verhalten war völlig richtig. Du hast einen unserer Leute gerächt und das Leben der anderen verteidigt. Ich konnte nicht voraussehen, daß das notwendig sein würde, und ich habe es, wie du weißt, auch nicht gewollt. Aber einmal mußte der Krieg anfangen. Nun hat Gott entschieden, daß es heute sein sollte, und sich dazu eines Heidenkindes bedient.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Siegfried gleichgültig. Viel zu erschöpft, um dieser Wendung der Dinge folgen zu können, wollte er sich entfernen, doch Heinrich hielt ihn zurück.
    »Noch ein Wort: Ob du für eine Aufgabe geeignet bist oder nicht, ob du versagt oder sie erfüllt hast, das zu entscheiden liegt allein bei mir. Habe ich dir einen Vorwurf gemacht? Das habe ich nicht. Wenn es aber so ist, dann ist es ungehörig von dir, dich selbst anzuklagen. Denn damit unterstellst du mir, ich sei nicht imstande, einen Fehler zu erkennen.«
    »So habe ich es nicht gemeint«, sagte der Graf verdutzt.
    Heinrich lächelte plötzlich und sagte feierlich: »Das weiß ich. Deine Worte waren schlecht

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