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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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zu kommen. Sie fallen über Versprengte her, zerfleischen Verwundete, reißen sich bereits tote Gegner aus den Händen, um sich noch an den Leichen auszutoben. Die Ordner greifen ein, versuchen, die Mordgier der Männer gegen die zurückweichenden Flügel des Feindes zu lenken – vergeblich. Erst als es wieder Pfeile hagelt, kommt der Haufen zur Besinnung.
    Denn inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Das hevellische Heer ist nicht zerfallen. Zwar hat die Welle des Schreckens auch seine letzten Glieder erreicht, doch erzeugt sie auf dem Weg dorthin sehr unterschiedliche Wirkungen: Kopflosigkeit ganz vorn, bereits in der Mitte aber zähe Gegenwehr. Hinten nun, wo ein Trupp Berittener die Fäden in der Hand hält, verwandeln sich Entsetzen und Verzweiflung endgültig in den Wunsch nach Rache. Frische Leute strömen nach vorn, erreichen den mit den Gliedmaßen ihrer Landsmänner gespickten Blutschnee und nehmen haßerfüllt den Kampf auf.
    Das Fußvolk bekommt es zuerst zu spüren. Um an den Gegner zu gelangen, müßte es über einen Streifen aus zerschnitzelten und durchbohrten Körpern hinweg. Diese Barriere birgt für die Slawen keine Gefahr, selbst wenn das Stöhnen, das aus ihr dringt, lauter wird, sobald ihre Krieger sie besteigen. Setzt hingegen ein Sachse den Fuß auf sie, beginnt es in ihr unweigerlich zu zucken, und noch ehe er es sich versieht, ist er ihr einverleibt. So vom Feind auf Abstand gehalten, sind die Männer wieder den kaltblütig zielenden Bogenschützen ausgeliefert.
    Auch die Reiterei kommt nicht mehr vorwärts. Ihre Kräfte erlahmen, mancher Schlag trifft ins Leere. Die meisten fechten nur noch, um sich zu verteidigen, denn jetzt sind es die Heveller, die angreifen. Todesmutige junge Burschen nehmen Anlauf, stoßen sich mit ihren Speeren ab und reißen die Reiter vom Pferd. Andere tauchen unter die Pferde, stechen ihnen in die Bäuche oder schneiden ihnen die Sehnen durch. Die blutbesudelten Männer röcheln, allerdings nicht mehr im Rausch, sondern vor Ermattung und vor Grauen.
    Niklot, der Befehlshaber des hevellischen Aufgebotes, erblickt sie als erster – ein dunkles Rudel, das sich vom Waldrand löst, im Schritt einen verschilften Teich umreitet und hierauf in eine etwas schnellere Gangart fällt. Die Sachsen, heißt es, seien schlaue und kalte Menschen, nur schwer zu stellen und immer gut für eine List. Jetzt endlich bestätigen sie ihren Ruf, und es erweist sich, wie richtig er gehandelt hat, als er seine Gefolgschaft aufsparte.
    Die anderen mögen vier Dutzend sein, vielleicht auch mehr, das läßt sich gegenwärtig nicht genau ausmachen. Er hat mindestens ebenso viele Berittene zur Verfügung. Zudem befindet er sich in der vorteilhafteren Position, denn seine Männer, durch ein Erlenwäldchen gedeckt, können vom Feind nicht gesehen werden. Wo die Reiter hinwollen, ist klar, dorthin, wo ihre eigenen Leute am Ertrinken sind. Er wird warten, bis sie mit ihm auf gleicher Höhe liegen und ihnen dann mit der Hälfte seiner Krieger in die Flanke fallen. Er will zunächst lediglich ihren Schwung bremsen, danach mögen sie weiterreiten, auf das Heer zu, das sich für ihren Empfang rüsten wird.
    Er schickt Boten los, die den Spießträgern befehlen, Löcher in die Erde zu kratzen, damit die Schäfte ihrer Waffen nicht abgleiten; hinter ihnen sollen sich Bogenschützen versammeln. Diesmal, da ist er sicher, wird es dem Gegner nicht gelingen, eine Panik hervorzurufen. Und auch einen Rückweg wird es für ihn nicht geben.
    Der Trupp beeilt sich nicht sonderlich, behält den gemächlichen Trab bei. Reichlich kühn, sich mit so einem Häuflein auf ein großes und mittlerweile siegestrunkenes Heer zu stürzen, das nicht einmal mehr überrascht werden kann. Am Mienenspiel seiner Gefolgsleute merkt Niklot, daß sie nach der Abrechnung gieren, er wird Mühe haben, sie bei der ersten Attacke zurückzuhalten.
    Unter den Männern kommt Unruhe auf. Er schaut wieder nach vorn, erstarrt. Die Reiter waren in einer Senke verschwunden, jetzt tauchen sie daraus hervor, haben aber ihre Richtung geändert und bewegen sich geradewegs auf den Busch zu. Was mag das zu bedeuten haben? Kennen sie seinen Standort, oder wollen sie nur das Heer verwirren?
    Die Gefolgschaft aufs Spiel zu setzen, widerstrebt ihm nach wie vor, doch nun kann er dem Kampf nicht mehr ausweichen, ohne vor dem Fußvolk sein Gesicht zu verlieren. Und – warum auch. Wenig wahrscheinlich, daß sich die Sachsen auf ein für beide Seiten

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