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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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verlustreiches Treffen einlassen werden, denn danach wären sie kaum noch imstande, ihren Leuten wirkungsvoll zu helfen. Wenn er ihnen sofort die Faust zeigt, werden sie sich gewiß bald zurückziehen, um es an einer anderen Stelle zu versuchen. Inzwischen wird sich die Lage weiter zugunsten der Seinen gestalten … Er bespricht sich kurz mit seinen Männern. Gleich darauf preschen sie dem Feind entgegen.
    Dieser schwärmt aus, behält jedoch seinen Kurs bei. Der Abstand schmilzt, und sobald es die Entfernung sinnvoll erscheinen läßt, gibt Niklot den Leuten ein Zeichen, Speere zu werfen. Unbegreiflicherweise kommt bei den Sachsen niemand zu Schaden. Verblüffend geschickt, spielerisch fast, fangen die meisten mit ihren Schilden die Geschosse ab. Getroffen werden nur wenige, sie wanken zwar im Sattel, reiten aber unbeirrt weiter; die Speere, soweit nicht abgeprallt, schleifen ein Stück mit, bevor sie herunterfallen.
    Das unerwartet schlechte Ergebnis reizt die hevellischen Krieger. Sie peitschen die Pferde, suchen den Kampf Mann gegen Mann, viele schieben die lästigen Schilde einfach beiseite. Niklot hingegen beschleicht ein böses Gefühl. Die Gesichter der Sachsen sind wie zugewachsen, ihre Körper wirken eigentümlich massig. Sollten sie etwa alle in eisernen Rüstungen stecken? Doch welcher Gefolgsherr kann es sich leisten, eine derart große Zahl von Dienstleuten mit Panzern auszustatten?
    Er blickt sich um, zaudert, und da ist es bereits zu spät. Die feindlichen Reiter neigen sich zurück, federn blitzschnell wieder vor, und noch ehe er begreift, kommen kurzstielige Äxte geflogen. Wie Sperber in einen Spatzenschwarm, so sausen sie zwischen die ungedeckt galoppierenden Heveller und fegen ein Viertel von ihnen aus den Sätteln. Die anderen reißen die Schilde hoch und strecken sie weit von sich. Drei Pferdelängen vor dem Gegner ist das jedoch der größte Fehler, den sie machen können, denn sie verstellen sich dadurch die Sicht. Und schon sind die Sachsen heran, richten sich auf und hauen mit ungewöhnlich langen Schwertern beidhändig auf die verwirrte Schar ein. Auch Niklot entgeht ihnen nicht. Er pariert einen Schlag, unterschätzt aber dessen Wucht, so daß ihm der obere Rand seines Schildes das Nasenbein bricht. Noch bevor ihn der Schmerz erreicht, dringt ein weiterer Hieb durch die Schulter in den Brustkorb …
    Sowie die wenigen Überlebenden sehen, daß ihr Herr gefallen ist, stieben sie in alle Richtungen auseinander. Die Panzerreiter setzen ihnen nicht nach. Sie sammeln sich und reiten auf das slawische Fußvolk zu, das das Gemetzel mit Entsetzensrufen begleitet hat. Aber noch stehen die Glieder, die Leute in den hinteren Reihen drücken gegen die Front und prügeln auf jeden ein, der Anzeichen von Furcht erkennen läßt. Manche Männer pressen die Kiefer so fest zusammen, daß ihnen Zähne abbrechen, bei anderen macht sich die Anspannung durch fortwährendes Gebrüll Luft. Allen ist klar, daß eine Panik das Ende bedeuten würde.
    Quälend langsam kommen die Sachsen näher, es ist, als wollten sie mit ihrer Unverwundbarkeit prahlen. Sie ducken sich nicht vor dem Pfeilhagel; lediglich den Schild halten sie so, daß zwischen ihm und dem Helm ein schmaler Schlitz für die Augen bleibt. Als sie nahe genug heran sind, fächern sie auf und schleudern wieder Äxte, einmal, zweimal. Die erste Lage geht auf die Bogenschützen herab, die zweite wirbelt gegen die Beine der Spießträger. Für einen Augenblick gerät die Mauer ins Wanken, hier und da beginnt sie bereits zu bröckeln. Männer, denen die Schienbeine zerschmettert worden sind, wälzen sich auf der Erde, schlagen; wahnsinnig vor Schmerzen, um sich und behindern dadurch ihre Nachbarn. Inzwischen haben die Gepanzerten zu ihren langen Schwertern gegriffen, und gegen die ist kein Kraut gewachsen. Schäfte splittern, Schilde bersten, Lanzenbüschel werden gestutzt. Dann hauen sie auf die Menschen ein – nicht hastig und mordgeil, sondern leidenschaftslos, mit gleichmäßigen weitausholenden Bewegungen: Schnitter, die sicher sind, daß ihnen das Gras nicht wegläuft.
    Den hevellischen Kriegern in den vorderen Linien würde die Flucht nichts mehr nützen. Ihnen bleibt nur noch, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Und sie tun es, obgleich sie keinen ehrlichen Preis erzielen, denn mit diesem Gegner ist schlecht zu handeln. Nur drei Reiter sind bisher gefallen.
    Die mittleren und hinteren Reihen hingegen können noch glauben, davonzukommen,

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