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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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Sternenhimmel. Die Düfte des Hochsommers drangen in den Raum, Grillen zirpten, ein Zweig kratzte am Gemäuer. Nebenan wurde geflüstert, dann anhaltend gestöhnt; später Schritte, das Klirren eines Gefäßes. Eine wunderbare, lang entbehrte Ruhe erfüllte ihn. Er war müde, gleich würde er einschlafen – kein Sturz in den Abgrund der Erschöpfung, sondern ein sanftes Hinübergleiten, so wie früher. Und so wie früher würde es von jetzt an immer sein, heute, morgen, bis an das Ende seiner Tage. Ohne Hast würde er leben, ohne quälende Wünsche, genügsam wie ein Bauer. Warum auch nicht, da es ihm nun einmal so beschieden war. Stets würde er ein Bett haben und ein Dach überm Kopf und aller Voraussicht nach nie Hunger leiden müssen, wahrhaftig, er konnte zufrieden sein. Sei bedankt, du boshafter Mann, durch dich habe ich wieder zu mir gefunden!
    Vor dem Königshof zu Wallhausen staute sich eine lange Reihe Ochsengespanne, jedes mit einem Eichenstamm auf der Ladefläche. Gero ritt nach vorn und wurde bald von mehreren Bewaffneten angehalten, die wegen der herauskommenden Wagen die Zufahrt zum Tor sperrten. Er grüßte und stellte sich vor, doch hinterließen weder sein Name noch sein Anliegen bei den Männern Eindruck.
    »Was sollen wir mit ihm machen?« fragte ein junger Wächter einen zweiten, der im Schatten eines Obstbaumes saß und an einer Birne nagte. »Er behauptet, daß er ein Graf aus dem Nordthüringgau ist und vom König erwartet wird.«
    Der andere spuckte aus und erhob sich. »Ich gehe mich erkundigen. Ihr laßt ihn inzwischen nicht aus den Augen. Wer weiß, was für eine Art von Graf dieser magere Schuft ist. Und du«, sagte er zu Gero, »überlege noch einmal genau, ob du hier wirklich willkommen bist. Wenn du gelogen hast …« Er tippte an die Spitze seiner Lanze und wandte sich zum Gehen.
    Als er nach einer Weile wieder am Eingang erschien, schwenkte er die Arme und begab sich danach gesenkten Kopfes auf die andere Seite der Gespannreihe. Gero durfte passieren, sah sich jedoch hinter dem Tor gezwungen, abzusitzen. Bis auf ein kleines Stück war der Hof mit Stämmen bedeckt, die an Ort und Stelle entrindet, zerteilt und behauen wurden. Die vom Lärm der Axtschläge erschreckten Tiere muhten, bellten, gackerten, miauten, die herumflatternden Hühner wirbelten Sägemehl auf, und in den süßlichen Geruch des geschnittenen Holzes mischte sich der Gestank von Kot.
    »Hier, Herr Graf«, vernahm Gero eine ihm wohlbekannte Stimme, er drehte sich herum und entdeckte neben einem entladenen Wagen die hagere Gestalt des Boten Werner. Gero erstarrte, doch der andere begrüßte ihn so zuvorkommend, als ob sie sich im besten Einvernehmen getrennt hätten.
    »Ich muß dich für unsere Leute um Verzeihung bitten«, sagte er und faltete dabei die Hände vor der Brust. »Sie sind nun einmal gewöhnt, den Rang eines Mannes an der Größe seines Gefolges zu erkennen.«
    »Weshalb hat man sie von meinem Eintreffen nicht in Kenntnis gesetzt?«
    »Der König wünschte es so. Eine Vorsichtsmaßnahme, du verstehst.«
    Linker Hand, zwischen einer verfallenen Badestube und der Schmiede, begann eine Gasse, die an der Mauer entlang bis zu den Ställen führte und dort wieder in die Mitte des Hofes bog. Vor einem zweistöckigen Gebäude blieb Werner stehen, er rief einen Knecht herbei und übergab ihm Geros Pferd. Hierauf betraten sie das Haus. Drin umfing sie Dunkelheit, sie war so vollkommen, daß der Graf unwillkürlich die Muskeln spannte. Seine Finger ertasteten ein Geländer, und mit der Schuhspitze stieß er gegen eine Stufe.
    »Erlaube«, hörte er Werner sagen und fühlte dessen Hand an seinem Ellbogen. Nachdem ihn der Bote die Treppe hochgeleitet hatte, öffnete dieser eine Tür, sie durchliefen einen dämmrigen Gang, hielten schließlich vor einer weiteren Tür. Hinter ihr verbarg sich ein kleiner, dürftig eingerichteter Raum, mehr eine Kammer als ein Zimmer. Zwei Stühle standen in ihm, ein Tisch, darauf ein Krug und zwei Becher. »Gedulde dich etwas«, sagte Werner gedämpft und entfernte sich.
    Gero setzte sich, stand aber sofort wieder auf. In wenigen Augenblicken würde er dem König gegenübersitzen und mit ihm reden, ohne, das ließen die beiden Stühle vermuten, die Anwesenheit eines Dritten. Und was immer dabei herauskam, für ihn, Gero, war bereits dies ein Ereignis. Er gehörte nun einmal nicht zu dem Kreis, mit dem man die Belange des Reiches beriet, und hatte seine Anweisungen stets von Siegfried

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