Brennen Muss Salem
einer ausführlichen Untersuchung in die Klinik von Maine gebracht werden. Dort könnte ich meine Untersuchung verzögern, bis es dunkelt ... und jedes Phänomen beobachten, das dann eintritt.«
»Und wenn er erwacht?«
»Das kann ich mir ebensowenig vorstellen wie Sie.«
»Ich kann es mir besser und besser vorstellen«, sagte Ben ingrimmig. »Darf ich dabeisein, wenn das alles geschieht - falls es geschieht?«
»Das läßt sich einrichten.«
»Gut«, sagte Ben. Er stieg aus dem Bett und ging zum Schrank, in dem seine Kleider hingen. »Ich werde -«
Susan kicherte, und Ben drehte sich um. »Was?«
Cody grinste. »Spitalsnachthemden haben die Tendenz, hinten auseinanderzufallen, Mr. Mears.«
»Zum Teufel«, sagte Ben und griff instinktiv nach hinten, um sich zu bedecken. »Nennen Sie mich ruhig Ben.«
»Und damit«, sagte Cody, »werden Susan und ich vom Schauplatz abtreten. Wir warten unten in der Cafeteria auf Sie.
Susan und ich haben heute nachmittag noch etwas zu tun.«
»Und zwar?«
»Wir müssen die Glicks von der Enzephalitisgeschichte infor-nieren. Wenn Sie wollen, stelle ich Sie als meinen Kollegen vor.
Sie sagen kein Wort, streichen Ihr Kinn und schauen gelehrt drein.«
»Brauchen Sie die Erlaubnis der Eltern für eine Exhumierung?«
»Theoretisch nein, praktisch ja. Die Eltern könnten, wenn sie dagegen sind, die Sache verzögern.« Er hielt inne und sah die beiden an. »Und damit komme ich zu dem Punkt, der mich am meisten beunruhigt. Danny Glick ist die einzige Leiche, die wir aben. Alle ändern haben sich in Dunst aufgelöst.«
Gegen dreizehn Uhr dreißig kamen Ben und Jimmy Cody zum Glick-Haus. Tony Glicks Auto stand in der Einfahrt, doch im Haus rührte sich nichts. Als niemand auf ihr Klopfen reagierte, gingen sie über die Straße zu einem kleinen Fertighaus. Auf dem Postkasten stand Dickens. Ein Cockerspaniel wedelte, als sie näherkamen.
Pauline Dickens, Kellnerin und Mitbesitzerin des Excellent-Cafe, öffnete ihnen die Tür.
»Hallo, Pauline«, sagte Jimmy. »Wissen Sie vielleicht, wo die Glicks sind?«
»Soll das heißen, daß Sie noch nichts wissen ?«
»Was sollen wir wissen?«
»Mrs. Glick ist heute in den Morgenstunden gestorben. Tony Glick brachte man ins Krankenhaus von Maine. Er hat einen Nervenzusammenbruch.«
Ben warf Cody einen Blick zu. Jimmy sah aus, als habe man ihm einen Schlag in den Magen versetzt.
Ben faßte sich rascher. »Wohin hat man die Leiche gebracht?«
»Vor einer Stunde habe ich mit Mabel Werts telefoniert, und sie sagte, Parkins Gillespie werde sie zur jüdischen Bestattungsanstalt in Cumberland bringen. Weil niemand weiß, wo Carl Foreman steckt.«
»Vielen Dank«, sagte Cody langsam.
»Schreckliche Sache«, sagte Pauline und sah zu dem leeren Haus auf der ändern Straßenseite hinüber. Tony Glicks Auto hockte in der Einfahrt wie ein großer, staubiger Hund, den man angekettet und vergessen hatte. »Wenn ich abergläubisch wäre, hätte ich Angst.«
»Angst wovor, Pauline?« fragte Cody.
»Ach ... nur so.« Sie lächelte vage. Ihre Finger berührten eine dünne Kette um ihren Hals. Dort hing ein Christophorus-Medaillon.
Sie saßen wieder im Auto.
»Und was jetzt?« fragte Ben schließlich.
»Es wäre eine Chance«, sagte Jimmy. »Der jüdische Leichenbestatter heißt Maury Green. Vielleicht sollten wir nach Cumberland fahren. Vor neun Jahren wäre Greens Junge beinahe im Sebago-See ertrunken. Ich war zufällig mit einer Freundin dort und habe den Jungen künstlich beatmet. Sozusagen seinen Motor wieder in Gang gebracht. Green ist mir zu Dank verpflich-tet. Vielleicht sollten wir das ausnützen.«
»Es wird uns kaum helfen. Vermutlich hat der Gerichtsmediziner die Leiche bereits für die Autopsie, oder wie immer man das nennt, geholt.«
»Das bezweifle ich. Vergessen Sie nicht, heute ist Sonntag.
Der Gerichtsmediziner wird irgendwo draußen im Wald Steine klopfen. – Er ist Amateurgeologe. Norbert. – Sie erinnern sich an Norbert?«
Ben nickte ...
»Norbert sollte eigentlich telefonisch erreichbar sein, aber er ist nicht zuverlässig. Vermutlich hat er den Hörer abgelegt.
Wenn wir jetzt zu Maury Greens Friedhofsbüro hinaufgehen, haben wir eine reelle Chance, daß der Leichnam noch bis zum Einbruch der Dunkelheit dort liegt, ohne von jemandem ange-fordert zu werden.«
»Also gut«, sagte Ben, »fahren wir hin.«
Es fiel ihm ein, daß er Pater Callahan aufsuchen wollte, aber dieser Besuch mußte eben warten. Die Dinge folgten
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