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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kreide. Seit Jahren habe ich sie auf meinen Anzügen und unter meinen Fingernägeln.«
    »Und im Zeichenunterricht?« fragte Ben.
    »Nein, bei uns an der Oberschule wird nur Federzeichnen unterrichtet. Man braucht dazu Tinte, keine Kreide. Mark, bist du sicher, daß -«
    »Kreide«, sagte er und nickte noch einmal.
    »Ich glaube, daß einige der Lehrer in den technischen Fächern Farbkreide verwenden, aber wo könnte man sich in der Oberschule verstecken? Sie haben es ja gesehen, alles ist ebenerdig und dazwischen ist überall Glas. Die Magazine werden den ganzen Tag über benützt. Das gilt auch für den Heizraum.«
    »Und auf der Hinterbühne im Theatersaal?«
    Matt zuckte mit den Achseln. »Die wäre dunkel genug. Aber wenn Mrs. Rodin meine Klasse für das Schultheater über-nimmt, wird die Bühne wieder sehr oft verwendet. Es wäre ein schreckliches Risiko für ihn.«
    »Und wie steht es mit den Volksschulen?« fragte Jimmy.
    »Dort gibt es doch Zeichenunterricht, und ich wette, daß hin und wieder bunte Kreiden verwendet werden.«
    Matt sagte: »Die Stanley-Street-Schule ist ein modernes Gebäude, einstöckig, mit vielen Glasfenstern, um die Sonne hereinzulassen. Nicht die Art von Gebäuden, die unser Mann frequentieren würde. Ein altes Gebäude, verwinkelt, dunkel, das wäre etwas für ihn -«
    »Wie die Brock-Street-Schule«, sagte Mark.
    »Ja.« Matt sah Ben an. »Die Brock-Street-Schule ist ein Holzhaus, dreistöckig und unterkellert, ungefähr gleichzeitig mit dem Marstenhaus erbaut. Es hat einmal viel Gerede gegeben, als die Schulbehörde ein Darlehen mit der Begründung beantragte, die Schule sei feuergefährdet. Das Darlehen wurde bewilligt, weil zwei oder drei Jahre zuvor ein Schulhaus in New Hampshire in Flammen aufgegangen war.«
    »Ich erinnere mich«, murmelte Jimmy. »In Copp's Ferry, stimmt's?«
    »Ja, drei Kinder verbrannten.«
    »Ja, ich kann mich erinnern«, murmelte Jimmy.
    »Wird das Gebäude noch benützt?« fragte Ben.
    »Nur das Erdgeschoß.«
    »Gibt es einen Platz, wo Barlow sich verstecken könnte?«
    »Ich nehme an«, sagte Matt zögernd. »Im ersten und im zweiten Stockwerk sind ausschließlich Klassenzimmer. Man hat die Fenster mit Brettern vernagelt, weil die Kinder immer wieder Steine hineinwarfen.«
    »Dann muß er dort sein«, sagte Ben.
    »Es klingt wahrscheinlich«, gab Matt zu; und jetzt sah er furchtbar müde aus. »Aber es erscheint mir zu einfach.«
    »Blaue Kreide«, murmelte Jimmy. Seine Augen wanderten weit fort.
    »Ich weiß nicht«, sagte Matt, und es klang zerstreut. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Jimmy öffnete seine schwarze Tasche und nahm eine kleine Flasche mit Pillen heraus. »Zwei davon mit einem Glas Wasser.
    Sofort.«
    »Nein. Es gibt noch so viel zu überdenken. Es gibt zuviel -«
    »Zuviel, als daß wir es uns leisten könnten, Sie zu verlieren«, sagte Ben bestimmt. »Wenn Pater Callahan tatsächlich fortgegangen ist, dann sind Sie der Wichtigste von uns. Bitte folgen Sie Jimmy.«
    Mark brachte ein Glas Wasser aus dem Badezimmer, und Matt gab widerwillig nach.
    Es war ein Viertel nach zweiundzwanzig Uhr. Im Zimmer wurde es still.
    Ben dachte, daß Matt beängstigend alt und verbraucht aussehe. Matts weißes Haar schien dünner, vertrockneter, und die Sorgen eines ganzen Lebens schienen sich seinem Gesicht binnen weniger Tage eingeprägt zu haben. In einer Weise, dachte Ben, war es ja besser für ihn, wenn diese ganze große Aufregung schließlich nur in einer traumhaften, dunklen und phanta-stischen Form auf ihn zukam. Sein ganzes Leben hatte ihn darauf vorbereitet, einem Symbol des Bösen zu begegnen, das im Licht der Leselampe zu Tage trat und in der Morgendämmerung wieder verschwand.
    »Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte Jimmy leise.
    »Ich glaubte, sein Anfall sei nur leicht gewesen«, sagte Ben.
    »Nicht wirklich ein Infarkt.«
    »Es war eine kurze Okklusion. Aber die nächste wird nicht so harmlos sein. Wenn diese Sache dann nicht vorüber ist, wird sie ihn ins Grab bringen.« Er nahm Matts Hand und griff vorsichtig nach dem Puls.
    »Das«, sagte er, »wäre eine Tragödie.«
    Sie blieben an seinem Bett, schliefen und hielten abwechselnd Wache. Matt schlief die ganze Nacht durch, und Barlow erschien nicht. Er hatte anderes zu tun.

    Miss Coogan las gerade eine Geschichte mit dem Titel ›Ich versuchte, unser Baby zu erwürgen‹, als die Tür aufging und der erste Kunde dieses Abends eintrat.
    Sie hatte noch nie erlebt, daß so wenig Betrieb

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