Brennen Muss Salem
befreien, versetzte ihr der Krankenpfleger einen Kinnhaken. Sie fiel zu Boden.
Krankenpfleger und verblüffter Mann sahen einander an.
»Was ist das für eine Art von Spital?« fragte der verblüffte Mann.
»Wenn ich das nur wüßte«, sagte der Krankenpfleger. »Was, zum Teufel, ist geschehen?«
»Ich wollte meine Schwester besuchen, die hier liegt. Da kommt ein Junge auf mich zu und sagt, soeben sei eine Frau mit einem Revolver hereingekommen. Und –«
»Was für ein Junge?«
Der verblüffte Mann, der nur seine Schwester besuchen wollte, sah sich um. Die Halle war voll von Leuten, aber alle waren sie erwachsen.
»Jetzt sehe ich ihn nicht mehr. Aber er war hier. Ist der Revolver geladen?«
»Ohne Zweifel«, sagte der Krankenpfleger.
»Was ist das hier für eine Art von Spital?« fragte der verblüff-te Mann nochmals.
Sie hatten zwei Krankenschwestern an der Tür vorüberlaufen gesehen und von unten einen undeutlichen Schrei gehört. Ben sah Jimmy an, und Jimmy zuckte unmerklich die Achseln. Matt döste mit offenem Mund.
Ben schloß die Tür und löschte das Licht. Jimmy hockte an Matts Bettende. Als sie vor der Tür zögernde Schritte hörten, stand Ben bereit. Als jemand die Tür öffnete und den Kopf hereinsteckte, packte ihn Ben in einem halben Nelson und hielt ihm das Kruzifix vor das Gesicht.
»Lassen Sie mich los!«
Einen Augenblick später machte jemand Licht. Matt saß im Bett und blinzelte Mark Petrie an, der sich in Bens Armen wand.
Jimmy erhob sich und lief durch das Zimmer. Er schien den Jungen umarmen zu wollen, zögerte aber. »Heb das Kinn.«
Mark zeigte ihnen seinen unverletzten Hals.
Jimmy entspannte sich. »Junge, Junge, noch nie im Leben war ich so froh, jemanden zu sehen. Wo ist Pater Callahan?«
»Ich weiß nicht«, sagte Mark düster. »Barlow fing mich ...
tötete meine Eltern. Sie sind tot. Meine Eltern sind tot. Dann packte Barlow mich und sagte Pater Callahan, daß er mich freilassen werde, wenn Pater Callahan verspreche, das Kreuz wegzuwerfen. Der versprach es, und ich rannte. Doch bevor ich rannte, spuckte ich Barlow an. Ich spuckte ihn an, und ich werde ihn töten.«
Er bewegte sich dem Ausgang zu. Seine Stirn und seine Wange waren zerkratzt. Er war durch den Wald gelaufen, entlang dem Pfad, auf dem Danny Glick und sein Bruder vor so langer Zeit in Schwierigkeiten geraten waren. Marks Hosen waren infolge der Flucht quer durch den Fluß bis an die Knie durchnäßt.
Er war per Autostop gekommen, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wer ihn mitgenommen hatte. Das Autoradio war gelaufen, soviel wußte er noch.
»Armer Junge«, sagte Matt leise. »Armer tapferer Junge.«
Marks starres Gesicht zerfiel; seine Augen schlössen sich, sein Mund zuckte. »Meine Mutter, meine Mutter –«
Er taumelte wie ein Blinder, und Ben fing ihn in seinen Armen auf, hielt ihn und wiegte ihn sanft, während die Tränen zu fließen begannen.
Pater Callahan hatte keine Ahnung, wie lang er in der Dunkelheit marschiert war. Er stolperte in die Stadt zurück, entlang der Jointer Avenue, ohne daran zu denken, daß er sein Auto in Petries Einfahrt hatte stehen lassen. Manchmal trieb es Callahan auf die Mitte der Fahrbahn zu, manchmal taumelte er am Rand des Gehsteiges. Einmal fuhr ein Auto geradewegs auf ihn zu, mit großen runden Scheinwerferlichtern; es hupte und wich erst in der letzten Sekunde aus, wobei die Reifen auf dem Asphalt quietschten. Dann fiel Callahan in einen Graben. Als er bei der Verkehrsampel angekommen war, begann es zu regnen.
Niemand war auf der Straße, der ihn bemerkt hätte; Salem's Lot hatte sich während der Nacht eingeschlossen, heute noch fester als üblich. Das Restaurant war leer, und bei Spencer's saß Miss Cougan neben der Kasse und las im kalten Licht der Neonröhren eine religiöse Zeitschrift. Draußen war eine rote Leuchtschrift zu lesen: BUS.
Sie hatten Angst, vermutete der Pater. Sie hatten auch allen Grund dazu. Irgendein Teil in ihrem Innern hatte die Gefahr wahrgenommen, und heute waren in Lot auch jene Türen verschlossen, die seit Jahren nicht versperrt worden waren ...
wenn überhaupt jemals.
Die Straßen waren menschenleer. Er war allein und hatte nichts zu fürchten. Das war komisch. Er lachte laut, und es klang wie ein wildes, irres Schluchzen. Ihn würde kein Vampir anfallen. Andere vielleicht, aber nicht ihn. Der Gebieter hatte ihn gezeichnet, und er würde frei umherwandern, bis der Gebieter ihn als sein Eigentum anfordern würde.
Die
Weitere Kostenlose Bücher