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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Leben war immer in angenehmer Gleichförmigkeit verlaufen; graphisch dargestellt: in einer Linie ohne besondere Höhen und Tiefen (und selbst die wenigen Kurven waren seit dem Tod seiner Mutter vor dreizehn Jahren kaum noch erwähnenswert), und eines dieser Dinge, die ihn störten, war das tragische Ende, das viele seiner Schüler nahmen. Billy Royko war in Vietnam zwei Monate vor dem Waffenstillstand bei einem Hubschrauberzusammenstoß umgekommen; Sally Greer, eines der hübschesten und aufgewecktesten Mädchen, die er je unterrichtet hatte, wurde von ihrem betrunkenen Freund ermordet, als sie mit ihm Schluß machen wollte; Gary Coleman hatte durch eine mysteriöse Erkrankung am Sehnerv das Augenlicht verloren; Buddy Mayberrys Bruder, der einzige gute Junge innerhalb dieses ganzen obskuren Clans, ertrank am Old-Or-chard-Strand. Und dann die Drogen, dieser Tod auf Raten!
    Nicht alle von denen, die ins Wasser der Lethe wateten, nahmen notwendigerweise auch ein Bad darin, aber es gab ihrer genug -
    Kinder, für die ihre Träume so wichtig wurden wie für andere das Eiweiß.
    »Wie es mir geht?« sagte Mike langsam. »Ich weiß es nicht, Mr. Burke. Nicht sehr gut.«
    »In was für einer Scheiße bist du, Mike?« fragte Matt freundlich.
    Mike sah ihn verständnislos an.
    »Rauschgift?« fragte Matt. »Stoff? LSD? Oder sind es -«
    »Ich nehme kein Rauschgift«, erwiderte Mike. »Ich glaube, ich bin krank.«
    »Ist das wahr?«
    »Nie hab' ich Rauschgift genommen«, sagte Mike, und die Worte schienen ihn eine furchtbare Anstrengung zu kosten.
    »Höchstens Hasch, und das hab' ich seit vier Monaten nicht gehabt. Ich bin krank ... krank, ich glaube, ich bin es seit Montag. Am Sonntag abend bin ich draußen auf dem Friedhof eingeschlafen. Erst Montag, frühmorgens, bin ich wieder aufgewacht. « Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich fühlte mich hun-deelend. Und seither ist es mit jedem Tag schlimmer geworden. « Er seufzte, und der Atemzug schien ihn zu schütteln wie ein totes Blatt an einem herbstlichen Baum.
    Besorgt beugte Matt sich zu ihm. »Und das war nach Danny Glicks Begräbnis?«
    »Ja.« Mike hob den Kopf. »Als alle heimgegangen waren, kam ich zurück, aber der Scheißkerl - entschuldigen Sie, Mr. Burke – aber Royal Snow erschien nicht. Ich hab' lange auf ihn gewartet, und da muß mir schlecht geworden sein, weil alles nachher ... oh, mir tut der Kopf so weh. Ich kann nicht nachdenken. «
    »Woran erinnerst du dich, Mike?«
    »Erinnern?« Mike starrte in die goldenen Tiefen seines Bierglases und beobachtete die Schaumblasen.
    »Ich erinnere mich an Gesang«, sagte er. »Den süßesten Gesang, den ich jemals gehört habe. Und an ein Gefühl wie ... wie Ertrinken. Aber es war angenehm. Außer den Augen. Diesen Augen !«
    Er preßte die Ellenbogen an sich und zitterte.
    »Wessen Augen?« fragte Matt und beugte sich vor.
    »Sie waren rot. Ein furchtbares Rot.«
    »Wessen Augen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Keine Augen. Alles geträumt.«
    Mike schob es von sich weg. Matt konnte das beinahe sehen.
    »Sonst kann ich mich an nichts erinnern. Montag, frühmorgens, wachte ich, auf dem Boden liegend, auf, und zuerst war ich so erschöpft, daß ich nicht einmal aufstehen konnte. Die Sonne wurde dann stärker, und ich hatte Angst, einen Sonnenbrand zu bekommen. Ich ging zum Bach im Wald. Das war anstrengend.
    So anstrengend. Dort, am Bach, bin ich wieder eingeschlafen.
    Ich schlief bis ... oh, bis vier oder fünf Uhr.« Er versuchte ein armseliges Lachen. »Und ich war voll von Blättern, als ich aufwachte. Fühlte mich aber ein wenig besser. Ich stand auf und ging zu meinem Lieferwagen.«
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich muß den Glick-Jungen noch Sonntag nachts eingescharrt haben. Komisch, ich kann mich nicht einmal daran erinnern.«
    »Eingescharrt ? «
    »Das Grab war schon voll mit Erde, Royal hin oder her. Da waren auch schon die Rasenstücke eingesetzt und alles. Gute Arbeit. Kann mich aber nicht daran erinnern, sie gemacht zu haben. Ich muß wirklich krank gewesen sein.«
    »Wo warst du am Montag abend?«
    »Zu Hause. Wo sonst?«
    »Wie hast du dich am Morgen des Dienstag gefühlt?«
    »Da bin ich einfach nicht aufgewacht. Den ganzen Tag hab'
    ich durchgeschlafen. Erst am Abend war ich wieder munter.«
    »Und wie hast du dich dann gefühlt?«
    »Schrecklich. Beine wie Gummi. Ich versuchte, ein Glas Wasser zu holen, und fiel beinahe hin. Auf dem Weg in die Küche mußte ich mich da und dort

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