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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Er ist ein braver Mann.«
    Ben ging hinunter. Da er nicht gleichzeitig das Kreuz halten und nach seinen Autoschlüsseln suchen konnte, hängte er das Kruzifix um seinen Hals. Das Silber lag angenehm auf seiner Brust, und während er in den Wagen stieg, war er sich dessen kaum bewußt, daß er einen Trost verspürte.

    Das untere Stockwerk war hell erleuchtet, und als Bens Scheinwerfer über die Hausfront strichen, öffnete Matt die Tür.
    Ben war auf das Schlimmste gefaßt, aber Matts Gesichtsausdruck gab Ben dennoch einen Schock. Matt war totenblaß und sein Mund zitterte. »Gehen wir in die Küche«, sagte Matt.
    Als Ben eintrat, streifte das Licht in der Halle das Kreuz auf seiner Brust.
    »Ach, Sie haben eines mitgebracht.«
    »Es gehört Eva Miller. Was ist los, Matt?«
    Matt wiederholte: »In der Küche.« Als sie an den Stufen vorbeikamen, die zum zweiten Stock führten, warf er einen Blick hinauf, schien aber gleichzeitig zurückzuschaudern.
    Auf dem Küchentisch, an dem sie vor kurzem noch Spaghetti gegessen hatten, befanden sich drei Gegenstände: eine Schale Kaffee, eine alte Bibel und ein Revolver.
    »Also, was gibt's, Matt? Sie sehen furchtbar aus.«
    »Vielleicht hab' ich alles nur geträumt, aber dem Himmel sei Dank, daß Sie hier sind.« Matt hatte den Revolver in die Hand genommen und drehte ihn unruhig hin und her.
    »Hören Sie auf, mit dem Ding da herumzuspielen. Ist er geladen?«
    Matt legte den Revolver weg. »Ja, er ist geladen. Aber er würde wenig nützen ... außer, ich richtete ihn gegen mich selbst.« Matt lachte, und es klang, als zerriebe man Glas.
    »Hören Sie auf damit.«
    Die Härte in seiner Stimme durchbrach den sonderbar starren Blick seiner Augen. Er schüttelte den Kopf, nicht wie jemand, der etwas verneinen möchte, sondern eher auf jene Weise, mit der einige Tiere ihren Körper durchschütteln, wenn sie aus dem kalten Wasser kommen. »Oben liegt ein toter Mann«, sagte er.
    »Wer?«
    »Mike Ryerson. Der Stadtgärtner.«
    »Sind Sie sicher, daß er tot ist?«
    »Ich bin dessen sicher, obwohl ich nicht oben war. Ich hab' mich nicht getraut. Denn, anders herum betrachtet, ist er vielleicht gar nicht tot.«
    »Matt, was Sie sagen, klingt völlig verrückt.«
    »Glauben Sie, daß ich das nicht weiß? Ich rede Unsinn und ich denke Wahnsinn. Aber außer Ihnen konnte ich niemanden rufen. In ganz Salem's Lot sind Sie der einzige Mensch, der vielleicht...« Matt schüttelte den Kopf und begann von neuem:
    »Wir sprachen kürzlich von Danny Glick.«
    »Ja.«
    »Und daß er vielleicht an perniziöser Anämie gestorben ist.«
    »Ja.«
    »Mike hat ihn begraben. Und Mike hat Purintons Hund auf dem Friedhofsgitter aufgespießt gefunden. Gestern abend traf ich Mike Ryerson bei Dell's und -«
    »- und ich konnte nicht hineingehen«, schloß er seinen Bericht.
    »Ich konnte einfach nicht. Und ich saß beinahe vier Stunden lang auf meinem Bett. Dann schlich ich hinunter wie ein Dieb und rief Sie an. Was halten Sie davon?«
    Ben hatte das Kruzifix weggenommen; nun spielte er mit dessen feingliedriger Kette, die das dämmerige Licht widerspiegelte. Es war fast fünf Uhr, und im Osten kam am Himmel bereits die Morgendämmerung herauf. Das Neonlicht verlor allmählich an Intensität.
    »Ich glaube, wir sollten ins Gästezimmer hinaufgehen und nachsehen, was los ist.«
    »Jetzt, während es heller wird, erscheint mir alles wie ein böser Traum.« Matt lachte gequält. »Hoffentlich. Hoffentlich schläft Mike wie ein Kind.«
    »Gehen wir nachsehen.«
    Matt sah Ben fragend an.
    »Natürlich«, sagte Ben und legte das Kruzifix um Matts Hals.
    »Es hilft mir tatsächlich.« Matt lachte verlegen. »Glauben Sie, wird man es mir lassen, wenn man mich zum Friedhof bringt?«
    »Wollen Sie den Revolver mitnehmen?« fragte Ben.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Sie gingen hinauf, Ben voran. Oben war eine schmale Vorhalle, die in zwei Richtungen führte. An dem einen Ende stand die Tür zu Matts Schlafzimmer offen. Ein schwacher Lichtstrahl fiel von der Leselampe hinaus auf den orangefarbenen Teppich.
    »Unten, am anderen Ende«, sagte Matt.
    Ben ging die Vorhalle hinunter und stand vor der Tür zum Gästezimmer. Er glaubte nicht an die monströsen Dinge, die Matt angedeutet hatte, doch als er vor der Tür des Gästezimmers stand, überkam ihn eine Welle der Angst.
    Du öffnest die Tür, und er hängt von einem Balken, das Gesicht verschwollen und schwarz, die Augen offen, und sie schauen dich an, und sie sind froh,

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