Brennen Muss Salem
glaube nicht, daß das ein Problem ist. Das ist auch die Meinung der Direktion. Ich weiß sogar, daß unser pädagogi-scher Leiter - im übrigen einer der besten seines Fachs - nicht davor zurückschreckt, einen Joint zu rauchen, wenn er ins Kino geht. Ich selbst hab' es übrigens auch schon einmal versucht.
Der Effekt ist ganz gut, nur bekomme ich davon Magenver-stimmung. «
»Sie haben auch?«
»Pssst! Hier haben die Wände Ohren. Da ist auch schon meine Klasse.«
»Das kann ja heiter werden.«
»Sie brauchen sich nicht aufzuregen«, sagte Matt und führte Ben hinein. »Guten Morgen, Freunde«, sagte er zu den etwa zwanzig Studenten, die Bill prüfend anstarrten. »Das ist Mr. Ben Mears.«
Zuerst dachte Ben, es sei das falsche Haus.
Er war ganz sicher, daß Matt Burke, als er zum Abendbrot eingeladen hatte, von einem kleinen grauen Haus, gleich nach dem großen Ziegelbau, gesprochen hatte, doch aus dem Haus, vor dem Ben jetzt stand, ertönte laute Rock 'n' Roll-Musik.
Ben betätigte den verrosteten Messingklopfer, bekam keine Antwort und klopfte nochmals. Jetzt wurde die Musik etwas leiser und eine Stimme, die unverkennbar Matt gehörte, rief:
»Es ist offen! Kommen Sie nur herein!«
Ben trat ein und sah neugierig um sich. Die Eingangstür führte direkt in einen kleinen Wohnraum, der mit billigen frühame-rikanischen Möbeln eingerichtet war und von einem unglaublich alten Fernsehapparat dominiert wurde. Die Musik kam aus einer Quadrophonieanlage.
Matt mit rot-weiß karierter Schürze erschien in der Küchentür. Ein Geruch von Spaghetti folgte ihm.
»Entschuldigen Sie den Lärm«, sagte er, »ich bin ein wenig schwerhörig und stelle den Apparat deshalb immer auf sehr laut.«
»Gute Musik.«
»Ich bin schon seit langem ein Rock-Fan. Köstliche Musik.
Sind Sie hungrig?«
»Ja«, sagte Ben. »Danke für die Einladung. Seit ich in Salem's Lot bin, wurde ich öfter eingeladen als in den letzten fünf Jahren.«
»Ja, es ist eine freundliche Stadt. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, in der Küche zu essen. Vor ein paar Monaten kam ein Antiquitätenhändler hier vorbei und zahlte mir hundert Dollar für meinen Eßtisch. Ich hatte noch keine Zeit, mir einen ändern zu besorgen.«
»Es macht mir nicht das geringste aus. Ich komme aus einer Familie von Küchenessern.«
Die Küche war von peinlicher Sauberkeit. Auf dem Herd brodelte ein Spaghettiragout und daneben dampfte ein Topf mit Pasta asciutta. Auf einem kleinen Tisch standen Teller, die nicht zusammenpaßten, und die Trinkgefäße waren Marmeladeglä-
ser, wie Ben belustigt feststellte. Alle Hemmungen, die man üblicherweise gegenüber einem Fremden verspürt, verschwanden.
»In dem Kästchen oberhalb des Abwaschbeckens finden Sie Bourbon, Rye und Wodka«, sagte Matt, »Soda-und Mineral-wasser stehen im Kühlschrank. Mehr habe ich leider nicht.«
»Bourbon und Wasser sind genau das Richtige für mich.«
»Bedienen Sie sich. Ich werde unterdessen dieses Zeug servieren. «
Während er seinen Drink mixte, sagte Ben: »Ihre Schüler haben mir gefallen. Sie haben gute Fragen gestellt. Harte Fragen, aber gute.«
»Wo bekommen Sie denn Ihre Ideen her?« fragte Matt, indem er Ruthie Crocketts jungmädchenhaftes Lispeln imitierte, das sexy klang.
»Die ist eine Nummer!«
»Das ist sie. Da ist auch noch eine Flasche Lancer in der Kühlbox, hinter der Ananasdose. Ich habe sie extra für Sie erstanden.«
»Das hätten Sie nicht tun sollen -«
»Ach, lächerlich, Ben. Bestsellerautoren sieht man bei uns in Lot nicht jeden Tag.«
»Das ist wohl ein wenig übertrieben.«
Ben leerte seinen Drink, erhielt von Matt einen Teller mit Spaghetti und drehte sich davon eine Gabel voll.
»Bravo«, sagte er »Eccellente.«
»Natürlich«, bemerkte Matt.
Ben blickte auf seinen Teller, den er mit erstaunlicher Geschwindigkeit geleert hatte. Schuldbewußt wischte er den Mund ab.
»Mehr?«
»Einen halben Teller noch, bitte. Die Spaghetti sind ausgezeichnet. «
Matt brachte ihm einen gehäuften Teller. »Wenn wir das nicht aufessen, frißt die Katze den Rest. Sie ist ein miserables Tier. Sie wiegt bereits zehn Kilo und kann sich zu ihrem Fressen nur noch hinrollen.«
»Mein Gott, wieso hab' ich sie übersehen?«
Matt lächelte. »Sie ist gerade unterwegs. Ist Ihr neues Buch ein Roman?«
»Halb, halb«, erwiderte Ben. »Um ehrlich zu sein, ich muß Geld verdienen. Kunst ist schön und gut, aber ich hätte Lust, einmal wirklich Geld zu machen.«
»Und wie
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