Brennen Muss Salem
Sie werden innerlich verrückt. «
»Das glaube ich nicht«, sagte Ben ruhig. »Es gibt immer Anzeichen. Manchmal erkennt man sie vorher nicht, aber nachträglich immer. Würdest du als Geschworene Matts Zeugenaussage über einen Autounfall Glauben schenken?«
»Ja ...«
»Würdest du ihm glauben, wenn er sagt, er habe gesehen, wie irgendein Kerl Mike Ryerson umgelegt hat?«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Aber was Matt tatsächlich sagt, das glaubst du ihm nicht.«
»Ben, ich kann einfach nicht.«
»Jetzt sagst du es wieder.« Er sah, daß sie protestieren wollte, und kam ihr zuvor. »Ich verteidige ihn nicht, Susan, ich erkläre dir nur meinen Gedankengang. O. k.?«
»O. k. Sprich weiter.«
»Mein zweiter Gedanke war, daß jemand Matt hineingelegt hat. Jemand, der ihn nicht leiden kann.«
»Ja, das habe ich auch vermutet.«
»Matt sagt, er habe keine Feinde. Ich glaube ihm.«
»Jeder Mensch hat Feinde.«
»Ja, aber es gibt Abstufungen. Vergiß nicht das Wichtigste - in diesen Fall ist ein Toter involviert. Wenn jemand Matt einen Strick drehen wollte, dann müßte er vorher Mike Ryerson ermordet haben.«
»Warum?«
»Weil die ganze Geschichte ohne Leiche keinen Sinn ergäbe.
Matt aber sagt, er habe Mike ganz zufällig getroffen. Niemand hat Matt am Donnerstagabend zu Dell's bestellt. Kein anonymer Anruf. Nichts. Die Zufälligkeit der Begegnung schließt jede vorausgeplante Tat aus.«
»Und was bleibt dann noch als rationale Erklärung?«
»Daß Matt das Aufgehen des Fensters, das Lachen, das Geräusch des Saugens geträumt hat. Daß Ryerson an einer unbekannten, aber natürlichen Ursache gestorben ist.«
»Und das glaubst du auch nicht.«
»Ich glaube nicht, daß er das Aufgehen des Fensters geträumt hat. Das Fenster war offen. Und das Außenfenster lag draußen auf dem Rasen. Ich habe es gesehen und Parkins Gillespie hat es gesehen. Und ich habe noch etwas entdeckt. Matt hat an seinen Fensterläden eine Art von Sicherheitsschloß angebracht. Sie schließen zwar nach außen, aber nicht nach innen. Man kann sie von außen nicht aufkriegen ohne die Hilfe eines Schraubenziehers oder einer Maurerkelle. Und auch dann wäre es schwierig und würde Spuren hinterlassen. Ich sah aber keine Spuren. Und dann ist da noch etwas. Der Boden unter dem Fenster ist weich.
Wollte man in ein Fenster des zweiten Stockwerks einsteigen, so müßte man eine Leiter benützen, und die würde Spuren hinterlassen. Aber da waren keine. Das ist es, was mich am meisten stört. Ein Fenster, das im zweiten Stock von außen geöffnet wird, und keinerlei Spuren einer Leiter darunter.«
Sie blickten einander bedrückt an.
Ben fuhr fort: »Diesen Morgen habe ich mir das Ganze nochmals durch den Kopf gehen lassen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto logischer klang Matts Geschichte. Also klammerte ich das ›ich kann nicht‹ für eine Weile aus. Und jetzt erzählst du mir, bitte, was gestern abend bei Matt geschah. Wenn, was immer dort geschah, mein Gedankengebäude zum Einsturz bringt, wird niemand glücklicher sein als ich.«
»Das tut es nicht«, sagte Susan unglücklich. »Es macht alles nur noch schlimmer. Matt hatte gerade seine Erzählung von Mike Ryerson beendet. Da sagte er, er höre jemanden im oberen Stockwerk. Matt hatte Angst, aber er ging hinauf.« Susan faltete die Hände in ihrem Schoß und hielt sie fest zusammengepreßt, als könnte eine davon wegfliegen. »Eine kleine Weile hindurch geschah nichts ... und dann rief Matt etwas wie, daß er seine Einladung zurücknehme. Dann ... ich weiß wirklich nicht, wie ich ...«
»Erzähl weiter. Überleg nicht lang.«
»Ich glaube, jemand - jemand anderer - stieß einen zischenden Laut aus. Dann hörte ich einen dumpfen Fall.« Sie sah Ben verzweifelt an. »Dann hörte ich eine Stimme sagen: Ich werde dich schlafen sehen wie einen Toten, Lehrer. Wörtlich. Und als ich später ins Zimmer ging, um für Matt eine Decke zu holen, fand ich das.«
Sie nahm den Ring aus ihrer Blusentasche und ließ ihn in Bens Hand fallen.
Ben hielt den Ring gegen das Licht, um die Gravierung zu lesen. »M. C. R. Mike Ryerson?«
»Mike Corey Ryerson. Ich ließ den Ring fallen und zwang mich, ihn wieder aufzuheben – ich dachte, du oder Matt würdet ihn sehen wollen. Behalt ihn. Ich will den Ring nicht zurückhaben. «
»Es gibt dir ein schlechtes Gefühl?«
»Schlecht. Sehr schlecht.« Trotzig hob sie den Kopf. »Aber alle rationalen Überlegungen sprechen dagegen, Ben. Ich möchte lieber
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