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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufbewahrte. Er war ein freundlicher Mann, ein Naturbursche ohne besonderes Reaktionsvermögen, der aber auch nicht sehr schnell aus der Fassung zu bringen war. Trotz all dieser nicht zu unterschätzenden Vorteile war er geistig nicht besonders wendig und stand nun schon geraume Zeit vor den Gitterstäben, auf die er mit dem Löffel klopfte, ohne zu wissen, wie er in seinem Bestreben, Floyd wieder zum Leben zu erwecken, fortfahren sollte. Wenn Floyd sich nur bewegen oder schnarchen oder irgendeine Reaktion zeigen wollte! Er überlegte, ob er nicht lieber Parkins anrufen sollte, als dieser persönlich hinter ihm auftauchte.
    »Was, zum Teufel, treibst du da, Nolly?«
    Nolly wurde rot. »Floyd rührt sich nicht, Park. Ich hab' Angst, daß er vielleicht krank ist.«
    »Und du glaubst, wenn du mit dem Löffel auf das Gitter trommelst, wird ihm besser werden?« Parkins trat neben Nolly und schloß die Tür auf.
    »Floyd?« Er schüttelte Floyds Schulter. »Bist du -«
    Floyd fiel von der schmalen Bettstatt auf den Boden.
    »Verdammt«, bemerkte Nolly. »Er ist tot, nicht wahr?«
    Parkins schien Nolly nicht zu hören und starrte auf Floyds unheimlich gelöstes Gesicht. Langsam dämmerte es Nolly, daß Parkins aussah, als hätte ihn jemand tödlich erschreckt.
    »Was ist los, Park?«
    »Nichts«, sagte Parkins. »Nur ... bitte, verschwinden wir von hier.« Und dann fügte er leise hinzu: »Mein Gott, ich wollte, ich hätte ihn nicht berührt.«
    Nolly starrte mit wachsendem Grauen auf Floyds Leiche.
    »Wach auf«, sagte Parkins. »Wir müssen den Arzt holen.«
    Am späten Nachmittag fuhren Franklin Boddin und Virgil Rathburn mit einem uralten Lieferwagen zu dem alten Holztor am Ende der Burne Road, drei Kilometer hinter dem Friedhof von Harmony Hill. Sie saßen in Franklins Chevroletlaster, Baujahr 1957, einem Vehikel, das unter Präsident Eisenhower elfenbeinweiß geglänzt hatte, jetzt aber eine Farbe zwischen Scheißebraun und Rostschutzmittel hatte. Sie kamen monatlich einmal mit einer Fuhre Müll hierher, die im wesentlichen aus leeren Bierdosen, leeren Weinflaschen und leeren Wodkaflaschen bestand.
    »Geschlossen«, sagte Franklin Boddin und blinzelte, um die an das Tor genagelte Tafel zu entziffern. »Heute ist doch Samstag, oder nicht?«
    »Natürlich«, sagte Virgil Rathburn. Virgil hatte allerdings keine blasse Ahnung, ob es Dienstag oder Samstag war. Er war so betrunken, daß er nicht einmal wußte, welchen Monat man schrieb.
    »Der Müllabladeplatz ist Samstag nicht geschlossen, oder?« fragte Franklin.
    Anstelle einer Tafel sah er deren drei. Er blinzelte noch einmal hin. Auf allen drei Tafeln stand »Geschlossen«. Die Schrift war rostrot und kam todsicher aus der Farbdose, die in Dud Rodgers Geräteschuppen stand.
    »War Samstag noch nie geschlossen«, sagte Virgil, schwang die Bierflasche zum Gesicht, verfehlte seinen Mund und schüttete das Bier auf seine linke Schulter.
    »Geschlossen«, wiederholte Franklin, schaltete den ersten Gang ein, fuhr krachend durch das geschlossene Tor und weiter, bis zu dem großen Platz, wo der Müll abgeladen wurde.
    Franklin fuhr die ausgefahrene, zerfurchte Spur hinauf. Der Wagen mit seiner ausgeleierten Federung ratterte wie verrückt.
    Flaschen fielen von der Ladefläche und zerbrachen. Seemöwen stoben aufgeschreckt in die Luft und zogen dort ihre Kreise.
    Einige hundert Meter hinter dem Haupteingang endete die Straße auf einer größeren Lichtung. Das war der Müllhaufen.
    Die dicht verzweigten Erlen und Ahornbäume gaben den Blick auf ein großes flaches Areal roher Erde frei, das durch den dauernden Gebrauch eines alten Bulldozers von Furchen und Rinnen durchzogen war. Der Bulldozer parkte nun neben Duds Baracke. Hinter dem flachen Areal befand sich die Kiesgrube, wo der Müll verarbeitet wurde. Dort dehnten sich Schmutz und Abfälle, Glasbruch, Flaschen und Aluminiumdosen in gigantischen Dünen aus.
    Nach einer Weile hielt der Lieferwagen an. »Er hat einen sitzen, das ist es.«
    »Ich habe nicht gewußt, daß Dud soviel trinkt«, sagte Virgil, während er eine leere Flasche aus dem Fenster warf und eine neue aus der braunen Tasche am Boden hervorholte. Er öffnete die Flasche an der Türklinke, und das Bier schäumte, durchgeschüttelt von den vielen Bodenwellen, über und ergoß sich über seine Hand.
    »Alle Buckligen trinken«, sagte Franklin weise. Er warf einen Blick aus dem Fenster, stellte fest, daß er nichts sah, und wischte seinen Hemdärmel an dem

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