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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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Gedächtnis, wie dumm solche Gedanken waren. Es brachte überhaupt nichts, sich etwas zu wünschen, das man nicht haben konnte. Genausogut hätte sie sich wünschen können, eine Million im Lotto zu gewinnen.
    Als sie mit ihrem Salat fertig waren, redete Nora weiter über Küchenschaben und Tausendfüßler. Franny hätte gern das Thema Sex zur Sprache gebracht, wußte aber nicht, wie sie es anfangen sollte. Sie hatten schon des öfteren über Sex geredet, aber immer auf eine allgemeine, scherzhafte Weise. Ins Detail waren sie nie gegangen. Franny hatte ihrer Schwester noch nicht einmal erzählt, daß es Michael überhaupt gab. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn vor ihr geheimzuhalten, aber sie fand nie
den geeigneten Zeitpunkt. Nora hatte immer so viel zu tun. Jedesmal, wenn Fanny anrief, schien sie schon halb auf dem Weg zu einer Besprechung zu sein, oder mit einem Artikel in Termindruck, oder auf dem Sprung zu einem Rendezvous. Franny wollte ihr erst von Michael erzählen, wenn die Zeit reichte, ihr zu erklären, wie er war. Die letzten Wochen waren seltsam gewesen. Allmählich begann sie sich zu fragen, was sexuell noch normal war und was nicht. Sie hatte auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrung, glaubte aber, daß Nora sie würde aufklären können. Ein paar von den Dingen, die Michael tun wollte, kamen ihr ausgesprochen merkwürdig vor. Sie hatte ein paarmal gezögert, hatte ihm gesagt, daß sie dieses oder jenes nicht machen wolle, aber er brachte sie immer dazu, es doch zu tun, und zu ihrer eigenen Überraschung gefiel es ihr dann auch – zumindest meistens. Trotzdem gab es immer noch so einiges, was sie befremdete: seine Sammlung von Klammern und Clips für Brustwarzen und Schamlippen, seine Handschellen und Fußfesseln und nicht zuletzt die Art, wie er in letzter Zeit versuchte, sie zu dominieren, und dabei von Woche zu Woche fordernder wurde.
    »Gehst du heute abend noch aus?« fragte sie. »Du bist so schick angezogen.«
    Nora nickte. »Ich gehe zum Tanzen ins The Rage. Hast du Lust mitzukommen?«
    Franny schüttelte den Kopf. Sie wußten beide, daß Nora sie nur pro forma eingeladen hatte. Franny ging nicht gern in Bars, und Discos konnte sie noch weniger ausstehen.
    Nora stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich vor. Sogar in der schummrigen Restaurantbeleuchtung glänzten ihre Haare. Sie grinste. »Ich habe letzte Woche einen wirklich tollen Typen kennengelernt. Er kann super tanzen und sieht einfach phantastisch aus – breite Schultern, mindestens eins achtzig groß, knackiger Hintern. Ein richtiger Knackarsch.«
    Franny sah sich um, ob jemand die Worte ihrer Schwester
gehört hatte, aber zu ihrer großen Erleichterung schenkte ihnen niemand Beachtung. »Magst du ihn?«
    Nora zuckte die Achseln. »Er arbeitet als Leitungsmann bei der Telekom. Er ist witzig und nett, aber ich glaube einfach nicht, der er es vom Intellekt her mit mir aufnehmen kann. Ich weiß, daß er mich mit der Zeit ziemlich langweilen würde.« Sie hob ihr Weinglas. »Zu schade«, sagte sie bedauernd. »Er hat einen großartigen Körper.«
    Franny war an die lässige Art, in der ihre Schwester über Männer redete, gewöhnt. Nora hatte immer viele Freunde, aber sie meinte es mit keinem von ihnen wirklich ernst, nicht einmal mit den beiden Männern, mit denen sie zusammengelebt hatte. Mehrere Männer hatten ihrer Schwester einen Heiratsantrag gemacht, aber sie hatte ihnen von Anfang an erklärt, daß eine Ehe in ihren Zukunftsplänen nicht vorkam. Franny dagegen gefiel die Vorstellung, verheiratet zu sein und jemanden zu haben, auf den man sich verlassen konnte. Zu wissen, daß immer jemand dasein würde, der sich um einen kümmerte und nur das Beste für einen wollte. Sie hätte so ziemlich alles dafür gegeben, verheiratet zu sein, während Nora sämtliche Heiratsanträge mit derselben Lässigkeit ablehnte, mit der sie ihren Männern den Laufpaß gab. Wenn sie mit ihnen fertig war, warf sie sie einfach weg, als wären sie etwas Austauschbares, das man leicht ersetzen konnte wie einen Bic-Kugelschreiber oder einen benutzten Tampon.
    »Hast du mit ihm geschlafen?« fragte Franny und errötete über ihre eigene Direktheit. Obwohl Nora offen über ihre Freunde sprach und ihr erzählte, mit wem sie schlief, hatte Franny diesen Erzählungen immer nur schweigend zugehört. Sie hatte weder irgendwelche Kommentare abgegeben noch eigene Geschichten gehabt, die sie hätte erzählen können.
    Nora lachte. Es war ein klares, fröhliches

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