Brennende Fesseln
bedeckt.
Franny wartete, bis er sein Gespräch beendet hatte. Schließlich streckte er die Arme aus und gähnte. Er schob sich ein weiteres Kissen unter den Kopf und sah nachdenklich zu ihr hinüber.
»Ich hatte einen anstrengendenTag«, sagte er. »Komm her.« Es klang wie ein Befehl.
Franny blieb am Schreibtisch stehen. »Michael, ich glaube, wir müssen miteinander reden.«
Er neigte den Kopf leicht zur Seite und zog wortlos eine Augenbraue hoch. Sein kühler Blick wirkte einschüchternd. Sie senkte den Kopf, starrte auf den Teppich und begann nervös die Hände aneinanderzureiben.
»Du erzählst mir nie etwas über dich«, sagte sie. »Ich weiß nichts über deine Arbeit… oder dein Leben… oder deine Freunde.«
»Das Thema hatten wir doch schon, Franny«, sagte er mit
fester Stimme. »Ich bin nicht in der Stimmung, das alles noch einmal durchzukauen.«
Sie schwieg eine Weile. Den Blick immer noch auf den Teppich gerichtet, sagte sie schließlich leise: »So, wie es im Moment ist, finde ich es nicht gut. Nie unternehmen wir etwas zusammen. Für deine anderen Freunde hast du doch auch Zeit – warum nicht für mich? Warum gehst du mit mir nie ins Fisherman’s Wharf ?« Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht. Manchmal kommt es mir so vor, als wärst du ganz weit von mir entfernt.«
»Franny, sieh mich an.«
Sie faltete die Hände im Schoß und hob den Kopf. Michael beobachtete sie. Er lag immer noch ausgestreckt auf der Couch, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und musterte sie geduldig, als wäre sie eine seiner Studentinnen.
»Ich habe nicht viel Freizeit, Franny. Das hast du von Anfang an gewußt.«
»Ich habe geglaubt, daß du irgendwann mehr Zeit für mich haben würdest. Daß du dich ändern würdest. Ich…« Mit einer Handbewegung gab er ihr zu verstehen, daß er noch nicht fertig war. »Du hast von Anfang an gewußt, wie ich bin. Es ist unvernünftig von dir zu erwarten, daß ich mich ändere, nur weil du das möchtest.«
Franny starrte auf die Wand über seinem Kopf. Seine Worte klangen so nüchtern und unbeteiligt, als würde er ihre Gegenwart lediglich dulden. Sie gab ihm keine Antwort.
»Du hast die Wahl, Franny. Wenn du unglücklich bist, brauchst du dich ja nicht mehr mit mir zu treffen. Ist es das, was du möchtest?«
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Das habe ich nicht gemeint. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich liebe dich doch.« Sie sah zum Klavier hinüber, ohne es wirklich wahrzunehmen. »Ich habe bloß gehofft, daß du mit der Zeit vielleicht genauso empfinden würdest.«
Er setzte sich auf, schwang die Füße auf den Boden. »Komm her, Franny.« Seine Stimme klang sanft und geduldig, und sie glaubte, eine Spur Mitleid darin zu hören.
Sie ging zu ihm hinüber, und er zog sie sanft zwischen seinen Beinen auf die Knie. Niedergeschlagen ließ sie den Kopf in seinen Schoß sinken. Er streichelte ihr übers Haar und begann ihre Schulter zu massieren.
»Ich habe dich sehr gern, das weißt du doch«, sagte er, während er sie weiter massierte. Seine Stimme klang sanft und tief, weich wie Seide. »Ich kann dir nichts versprechen, aber vielleicht werde ich mich eines Tages tatsächlich in dich verlieben. Kannst du dich damit zufriedengeben?« Er hob ihr Kinn hoch, so daß sie ihn ansehen mußte. Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange.
Sie nickte und küßte dann seine Handfläche. »Ja«, antwortete sie. »Ich kann warten. Egal, wie lange es dauert.« Und sie schlang die Arme um ihn, vergrub ihren Kopf wieder in seinem Schoß. Er hielt sie fest und streichelte ihren Kopf. Keiner von beiden sagte etwas. In der Stille hörte sie die Uhr an der Wand ticken, das Heulen eines Hundes in der Ferne, das rhythmische Geräusch ihres Atems. Was für ein wundervolles Gefühl es war, Michael einfach nur nahe zu sein, die Wärme seines Körpers zu spüren, die tröstliche Berührung seiner Hand.
Sanft fragte er: »Geht es dir jetzt wieder besser?« Und sie nickte, glücklich über die Zärtlichkeit in seiner Stimme.
»Braves Mädchen«, sagte er. Er zog ihren Kopf hoch und sah sie an. Ein Anflug von einem Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich hatte einen anstrengenden Tag«, sagte er. »Ich fühle mich so richtig verspannt. Du mußt mir helfen, mich ein bißchen zu entspannen. Ich will, daß du mir jetzt einen bläst.«
Franny starrte ihn verblüfft an. Hatte sie ihn richtig verstanden? Aber er zog schon den
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