Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
Laden zwar zu nächtlicher Stunde geöffnet haben, doch sie war vorsichtig.
»Meine Freundin Miss Hisselpenny hat sich kürzlich verlobt und braucht nun dringend einen neuen Hut«, sagte Alexia. Sich selbst stellte sie nicht vor, zumindest noch nicht. Lady Maccon war ein Name, den man am besten in Reserve behielt.
Madame Lefoux musterte Ivys üppige Blumen und wippernde Federbienen. »Ja, das ist recht offensichtlich. Bitte kommen Sie, Miss Hisselpenny. Ich glaube, ich habe hier drüben etwas, das perfekt zu diesem Kleid passt.«
Pflichtbewusst trottete Ivy der eigenartig gekleideten Frau hinterher. Sie warf Alexia einen Blick über die Schulter zu, der so deutlich besagte, als hätte sie die Courage, es auszusprechen: Was, zum Kuckuck, trägt sie da eigentlich ?
Alexia wanderte hinüber zu der abscheulichen gelben Toque, vor der Madame Lefoux und sie Ivy so hastig abgeraten hatten. Sie passte absolut nicht zum allgemein niveauvollen Tenor der anderen Hüte, so als wäre sie gar nicht für den Verkauf bestimmt.
Da die außergewöhnliche Ladenbesitzerin völlig durch Ivy abgelenkt schien (nun, wer wäre das nicht?), benutzte Alexia den Griff ihres Sonnenschirms, um die Toque leicht anzuheben und einen verstohlenen Blick darunter zu werfen. Und genau in diesem Augenblick erschloss sich ihr, warum ihr Mann sie ins Chapeau de Poupe geschickt hatte.
Unter der grässlichen Kopfbedeckung war ein Schalter versteckt, der dem Hut als Haken diente. Schnell rückte Alexia den Hut wieder zurecht und wandte sich ab, um unschuldig im Laden umherzuschlendern und Interesse an verschiedenen Accessoires vorzutäuschen. Allmählich bemerkte sie immer mehr kleine Hinweise auf eine zweite Natur des Chapeau de Poupe: Kratzspuren auf dem Fußboden in der Nähe einer Wand, die anscheinend keine Tür hatte, und mehrere Gaslampen, die nicht entzündet waren; Alexia hätte gutes Geld darauf verwettet, dass es überhaupt keine Lampen waren.
Natürlich wäre Lady Maccon keinesfalls derart neugierig gewesen, hätte ihr Gatte nicht darauf bestanden, dass sie diesem Etablissement einen Besuch abstattete. Der Rest des Ladens war ziemlich unverdächtig, nach der neuesten Mode eingerichtet und voller Hüte, die hübsch genug waren, um sogar ihrem nicht vorhandenen Geschmack zu gefallen. Doch die Kratzer und der versteckte Schalter machten Alexia neugierig, sowohl bezüglich des Ladens als auch der Besitzerin. Lady Maccon mochte zwar seelenlos sein, doch sie hatte zweifellos einen hellwachen Verstand.
Sie wanderte zu Madame Lefoux hinüber, die Miss Hisselpenny tatsächlich dazu überredet hatte, einen schmeichelhaften kleinen Strohhut mit aufgeschlagener Vorderpartie aufzusetzen, dessen Krone von ein paar eleganten cremefarbenen Blumen und einer anmutigen blauen Feder geziert wurde.
»Ivy, das sieht bemerkenswert gut an dir aus«, lobte sie.
»Danke, Alexia, aber findest du ihn nicht ein wenig zu zurückhaltend? Ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass er mir gefällt.«
Lady Maccon und Madame Lefoux tauschten einen bedeutsamen Blick.
»Nein, das finde ich nicht. Er ist überhaupt nicht wie dieses schreckliche gelbe Ding dort hinten, das anfangs dein Interesse weckte. Ich habe es mir noch einmal genauer angesehen, weißt du, und es ist wirklich ziemlich scheußlich.«
Madame Lefoux warf Alexia von der Seite her einen Blick zu. Ihr schönes Gesicht wirkte plötzlich hart, und die Grübchen waren verschwunden.
Alexia lächelte, ein Zähnezeigen ohne Freundlichkeit. Man konnte nicht mit Werwölfen zusammenleben, ohne sich ein paar von ihren Eigenarten anzueignen. »Der Hut kann doch unmöglich von Ihnen entworfen worden sein?«, sagte sie sanft zu der Ladenbesitzerin.
»Die Arbeit eines Lehrlings, das versichere ich Ihnen«, antwortete Madame Lefoux mit einem winzigen Schulterzucken. Sie setzte Ivy einen neuen Hut auf, diesmal einen mit etwas mehr Blumen.
Miss Hisselpenny reckte sich stolz.
»Gibt es noch andere … wie diesen?«, fragte Alexia, immer noch auf den hässlichen gelben Hut bezogen.
»Nun, da wäre dieser Reithut.« Die Stimme der Ladenbesitzerin klang argwöhnisch.
Lady Maccon nickte. Madame Lefoux meinte den Hut, der den Schleifspuren, die Alexia auf dem Fußboden bemerkt hatte, am nächsten war. Sie verstanden einander.
Es folgte eine Pause, während der Ivy ihr Interesse an einer Kreation in mattem Rosa mit Federquasten bekundete. Alexia drehte den Stiel ihres geschlossenen Sonnenschirms zwischen den behandschuhten
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