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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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scheuchte Ivy in die Woolsey-Kutsche. Um sie herum erwachte das Londoner Nachtleben, Gaslaternen wurden entzündet, elegant gekleidete Paare winkten Mietkutschen herbei, hier und dort lärmten torkelnde Gruppen junger Männer.
    Alexia schickte ihren Kutscher zur Regent Street, und kurz darauf erreichten sie das Chapeau de Poupe.
    Alexia war völlig ratlos, aus welchem Grund ihr Mann wollte, dass sie das Chapeau de Poupe aufsuchte.
    »Bist du dir sicher, dass du mit mir Hüte kaufen willst, Alexia?«, fragte Ivy, als sie durch die schmiedeeiserne Tür in den Laden traten. »Dein diesbezüglicher Geschmack unterscheidet sich von meinem ganz und gar.«
    »Das will ich doch inständig hoffen«, entgegnete Lady Maccon aus tiefstem Herzen, während sie die blumenübersäte Monstrosität auf den glänzend schwarzen Locken ihrer Freundin betrachtete.
    Der Laden erwies sich als genau so, wie Ivy berichtet hatte. Er hatte ein außergewöhnlich modernes Erscheinungsbild, helle, duftige Musselinvorhänge, graugrün und pfirsichfarben gestreifte Wände und Bronzemöbel mit klaren Linien und passenden Bezügen.
    »Huii!«, machte Ivy und sah sich mit großen Augen um. »Ist das hier nicht einfach zu französisch?«
    Ein paar Hüte waren auf Tischchen drapiert oder hingen an Wandhaken, doch die meisten baumelten an dünnen goldenen Kordeln von der Decke. Sie hingen auf unterschiedlicher Höhe, sodass man durch sie hindurchstreifen musste, wenn man sich im Laden umherbewegte, und sie schwangen leicht hin und her, wie eine fremdartige Vegetation – Kappen aus besticktem Batist mit Mechelener Spitze, italienische Schäferinnenhüte aus Stroh, Kapotthütchen aus Faille, Toques aus Samt, die sogar Ivys Blumentopf in den Schatten stellten, und haarsträubende Pifferaro-Hüte.
    Sofort zog die hässlichste Kreation Ivy in den Bann: eine kanariengelbe Filztoque, verziert mit schwarzen Johannisbeeren, schwarzen Samtschleifen und einem Paar grüner Federn, die an einer Seite wie Insektenfühler abstanden.
    »O nein, nicht den!«, riefen Alexia und eine weitere Stimme gleichzeitig, als Ivy die Hand ausstreckte, um den Hut von der Wand zu nehmen.
    Ivy ließ die Hand sinken, und als sie und Lady Maccon sich umdrehten, sahen sie eine äußerst bemerkenswert aussehende Frau aus einem durch einen Vorhang abgetrennten Hinterzimmer treten.
    Neidlos dachte Alexia bei sich, dass sie höchstwahrscheinlich die schönste Frau war, die sie je gesehen hatte. Sie hatte einen bezaubernden kleinen Mund, große grüne Augen, hohe Wangenknochen und Grübchen, wenn sie lächelte, was sie im Augenblick tat. Normalerweise hatte Alexia etwas gegen Grübchen, doch zu dieser Frau passten sie. Vielleicht weil sie einen Kontrast zu ihrer schmalen, hageren Figur und dem braunen Haar darstellten, das sie unmodisch kurz geschnitten trug, so als wäre sie ein Mann.
    Ivy schnappte nach Luft, als sie sie sah.
    Und das nicht wegen der Haare. Oder zumindest nicht nur . Sondern weil die Frau auch noch vom Kopf bis zu den in glänzenden Stiefeln steckenden Füßen makellos und stilvoll gekleidet war – für einen Mann . Jackett, Hosen und Weste waren allesamt nach der neuesten Mode. Ein Zylinder thronte auf dem skandalös kurzen Haar, und ihre burgunderfarbene Halsbinde war zu einem seidenen Wasserfall geknotet. Und dennoch machte es nicht den Anschein, als wolle sie ihre Weiblichkeit verstecken. Ihre Stimme war tief und melodisch, aber eindeutig die einer Frau.
    Alexia nahm ein Paar rotbraune Ziegenlederhandschuhe aus einem Präsentierkörbchen. Sie fühlten sich butterweich an, und Alexia betrachtete sie eingehend, um die Frau nicht anzustarren.
    »Ich bin Madame Lefoux. Willkommen im Chapeau de Poupe! Wie kann ich den feinen Damen behilflich sein?« Sie hatte den Hauch eines französischen Akzents, aber wirklich nur den allerwinzigsten Hauch, ganz im Gegensatz zu Angelique, der es einfach nicht gelingen wollte, ein »H« auszusprechen.
    Ivy und Alexia machten einen Knicks und neigten zugleich leicht den Kopf, wie man es neuerdings tat, um zu zeigen, dass man am Hals keine Bissmale hatte; man wollte nicht für eine Drohne gehalten werden, ohne dabei die Vorzüge vampirischer Protektion zu genießen. Madame Lefoux tat es ihnen gleich, obwohl unmöglich zu erkennen war, ob sich an ihrem Hals unter dieser kunstfertig gebundenen Halsbinde Bissspuren befanden. Alexia bemerkte mit Interesse die zwei Krawattennadeln, eine aus Silber und eine aus Holz. Madame Lefoux mochte ihren

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