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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Gesicht, dreckige Hände und eine vorwitzig schief auf dem Kopf sitzende Ballonmütze vervollständigten das Bild des kleinen Bengels. Er steckte offenbar gehörig in der Klemme, schien allerdings weniger zerknirscht als vielmehr aufgeregt über sein versehentliches pyrotechnisches Debakel zu sein.
    »Also, Quesnel, was hast du gemacht?«
    »Ich habe nur einen Stofffetzen mit Äther getränkt und in die Flamme geworfen. Äther fängt doch Feuer, oder nicht?«
    »Ach, um Himmels willen, Quesnel! Hörst du eigentlich nie zu?« Das kam von einer neuen Stimme, einem Gespenst, das sich den Anschein gab, als würde es wie im Damensattel auf einem umgestürzten Fass sitzen. Es handelte sich um eine sehr kompakt aussehende Erscheinung, was bedeutete, dass der dazugehörende Leichnam in der Nähe und gut erhalten sein musste. Die Regent Street lag ein gutes Stück nördlich des exorzierten Bereichs, deshalb war das Gespenst dem Zwischenfall der letzten Nacht un-tot entkommen. Wenn der Akzent, mit dem es sprach, irgendein Anhaltspunkt war, dann musste seine Leiche aus Frankreich hierher gebracht worden sein, oder die Person, die es einst gewesen war, starb als Einwanderin in London. Seine Züge waren scharf geschnitten, das Gesicht einer gut aussehenden älteren Frau, die Madame Lefoux ähnlich sah. Die Arme hatte der Geist verärgert vor der Brust verschränkt.
    »Äther!«, kreischte Madame Lefoux.
    »Nun, ja …«, gestand der kleine Gassenjunge.
    »Aber Äther ist explosiv, du kleiner …« Ein Schwall unschöner Worte folgte, die es dennoch vermochten, in Madame Lefoux’ weicher Stimme schön zu klingen.
    »Ach«, antwortete der Junge mit einem unverschämten Grinsen. »Aber es hat so toll geknallt!«
    Alexia konnte nicht anders, sie musste leise kichern.
    Alle drei schnappten erschrocken nach Luft und sahen zu ihr hin.
    Lady Maccon straffte sich, strich sich das blauseidene Promenadenkleid glatt und betrat, ihren Sonnenschirm vor- und zurückschwingend, den großen düsteren Raum.
    »Ah«, rief Madame Lefoux und kehrte wieder zu ihrem makellosen Englisch zurück, indem sie sagte: »Willkommen in meiner Erfinderwerkstatt, Lady Maccon.«
    »Sie sind eine Frau mit vielen Talenten, Madame Lefoux. Eine Erfinderin ebenso wie eine Putzmacherin.«
    Madame Lefoux neigte leicht den Kopf. »Wie Sie sehen, überschneidet sich beides manchmal. Mir hätte klar sein sollen, dass Sie die Funktion der Motorwinde begreifen und mein Laboratorium finden würden, Lady Maccon.«
    »Oh«, entgegnete Alexia, »hätte es das?«
    Die Französin lächelte sie mit ihren Grübchen an und beugte sich vor, um eine heruntergefallene Phiole mit einer silbernen Flüssigkeit aufzuheben, die Quesnels Explosion unbeschadet überstanden hatte. »Ihr Ehemann sagte mir, dass Sie klug sind. Und dazu neigen, sich stets einzumischen.«
    »Das klingt nach ihm.« Alexia bahnte sich ihren Weg durch das Durcheinander und hob dabei geziert die Röcke an, damit sie sich nicht in Glasscherben verfingen. Aus der Nähe betrachtet war es erstaunlich, welche Gerätschaften sich in Madame Lefoux’ Erfinderwerkstatt befanden. Es gab ein ganzes Fließband mit halb zusammengesetzten Brilloskopen, einen riesigen Apparat, der aussah, als bestünde er aus dem Innenleben mehrerer Dampfmaschinen, das man an ein Galvanometer geschweißt hatte, ein Kutschrad und ein Weidenkörbchen in Form eines Huhns.
    Alexia brachte ihre strapaziöse Reise durch den Raum hinter sich, wobei sie nur ein einziges Mal über einen großen Ventilhahn stolperte, und nickte dem Kind und dem Gespenst höflich zu.
    »Sehr erfreut. Lady Maccon, zu Ihren Diensten.«
    Der Winzling von einem Jungen grinste sie an, machte eine aufwendige Verbeugung und sagte: »Quesnel Lefoux.«
    Alexia bedachte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. »Und, hast du nun den Boiler gezündet?«
    Quesnel wurde rot. »Nicht direkt. Aber ich habe ein Feuer entzündet. Das sollte doch auch etwas wert sein, denken Sie nicht?« Sein Englisch war hervorragend.
    Madame Lefoux warf die Hände himmelwärts.
    »Zweifellos«, pflichtete Lady Maccon ihm bei. Sie hatte das Kind soeben für alle Zeit ins Herz geschlossen.
    Das Gespenst stellte sich als die Ehemalige Beatrice Lefoux vor.
    Alexia nickte ihr höflich zu, was den Geist überraschte, denn die Untoten wurden von den Lebenden oftmals recht herablassend behandelt. Doch Lady Maccon wahrte stets die Form.
    »Mein unmöglicher Sohn und meine körperlose Tante«, erklärte Madame Lefoux,

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