Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
der es sich bewegt. Lord Maccon ist schnell, aber er sagte, dass er sich nicht hetzen will. Wenn es weiterhin mit dieser Geschwindigkeit nach Norden wandert, erreicht es Schottland mehrere Tage vor ihm. Ich habe unseren Agenten im Norden eine Nachricht zukommen lassen, aber ich dachte, Sie als Muhjah sollten ebenfalls Bescheid wissen.«
Alexia nickte.
»Werden Sie auch die anderen Mitglieder des Schattenkonzils informieren?«
Daraufhin runzelte Lady Maccon die Stirn. »Ich glaube nicht, dass das im Augenblick besonders klug wäre. Vermutlich kann das bis zu unserer nächsten Versammlung warten. Sie, Professor, sollten natürlich einen Bericht abfassen, aber ich werde keine besonderen Anstrengungen unternehmen, diese Informationen dem Wesir und dem Diwan vorab zukommen zu lassen.«
Der Beta nickte und fragte sie nicht nach ihren Gründen.
»Gut, Professor Lyall. Wenn es sonst nichts gibt, mache ich mich auf den Weg. Ich brauche Lord Akeldamas Rat.«
Professor Lyall bedachte sie mit einem unergründlichen Blick. »Nun, ich vermute, irgendjemand muss dafür ja Verwendung haben. Guten Abend, Lady Maccon.«
Alexia ging, ohne Professor Lyall ihren neuen Sonnenschirm gezeigt zu haben.
5
Lord Akeldamas neueste Errungenschaft
L ord Akeldama war tatsächlich zu Hause und empfing Alexia, und obwohl sie ihren Besuch nicht vorher angemeldet hatte, schien er aufrichtig erfreut, sie zu sehen. Durch das bewusst frivole Gebaren des Vampirs war das zwar schwer zu sagen, doch Alexia glaubte, hinter den Schmeicheleien und übertriebenen Gesten aufrichtige Wärme zu entdecken.
Der alte Vampir tänzelte auf sie zu, um sie zu begrüßen, beide Arme ausgestreckt. Er war in seine Version des »zwanglosen Gentlemans daheim« gekleidet. Für die meisten Männer mit Geschmack und den nötigen Mitteln bedeutete dies Smokingjacke, Opernschal, lange Hosen und Derbys mit weichen Sohlen. Lord Akeldamas Jacke hingegen war aus makellos weißer Seide, mit schwarzen Vögeln einer schlanken, orientalisch anmutenden Art bestickt, der Schal hatte ein leuchtend petrolfarbenes Pfauenmuster, die Hosen waren nach neuester Mode aus eng anliegendem schwarzen Jacquard und die Schuhe von auffallendem Schnitt, weiß und mit schwarzer Ferse und Spitze, was von den meisten als ziemlich vulgär empfunden wurde.
»Meine liebste Alexia! Was für ein glücklicher Zufall! Gerade wurde mir die absolut göttlichste neue Spielerei geliefert. Du musst einfach einen Blick darauf werfen und mir deine fachkundige Meinung dazu sagen!« Lord Akeldama nannte Lady Maccon bei ihrem Vornamen und tat das bereits seit jenem Abend, da sie sich kennengelernt hatten. Als Alexia aber mit festem Griff seine Hände nahm, wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wie der seine lautete.
Beim Kontakt mit der Außernatürlichen verwandelte sich Lord Akeldama von übernatürlich schön mit schneeweißer Haut und golden schimmerndem, blondem Haar in den einfach nur hübschen jungen Mann, der er einst vor seiner Verwandlung gewesen war.
Lady Maccon küsste ihn sanft auf beide Wangen, als wäre er ein kleines Kind. »Und wie geht es Ihnen heute Abend, Mylord?«
Er lehnte sich leicht an sie, in seinem vollkommen menschlichen Zustand einen Augenblick lang ruhig, bevor er sein lebhaftes Geplauder wieder aufnahm. »Absolut hervorragend , mein kleines Teegebäck, absolut hervorragend ! Etwas Rätselhaftes geht hier in London vor, und ich habe mich kopfüber hineingestürzt. Du weißt doch, wie sehr ich Rätselhaftes liebe !« Er küsste sie ebenfalls, gab ihr einen lauten Schmatzer auf die Stirn, um sie dann liebevoll bei sich unterzuhaken.
»Und natürlich ist meine bescheidene kleine Behausung nach dem Wirbel von gestern in heller Aufregung.« Er führte sie in besagte Behausung, die alles andere als bescheiden war. Die extravagante Empfangshalle hatte ein Fresko an der gewölbten Decke, und Marmorbüsten von heidnischen Gottheiten standen an den Wänden. »Ich nehme an, du weißt alles darüber, du mächtige politische Narzisse , du!«
Alexia liebte Lord Akeldamas Salon. Nicht, dass sie dergleichen in ihrem eigenen Heim geduldet hätte, doch es war ein schöner Ort für einen Besuch. Dabei wirkte der Raum ziemlich altmodisch, mit viel Weiß und Blattgold, wie aus einem französischen Gemälde aus vornapoleonischen Zeiten.
Unsanft warf der Vampir eine fette, scheckige Katze von ihrem Schlafplatz auf einem kleinen, mit Quasten verzierten Goldbrokat-Sofa und nahm anmutig
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