Brennende Hunde
überhebliche
Privatdetektiv.
***
Dess schob seine zweihundert Kilo hinter das zierliche
Lenkrad seines Alpha Spider und öffnete McCullum von innen die Tür. In dem
schmalen Sitz auf der rechten Seite des Wagens blieb McCullum nicht allzuviel
Platz.
„Wir könnten meinen Wagen nehmen“, wandte er ein.
„Dort, wo wir hinfahren, würde Ihr Schlitten nur
unangenehm auffallen und uns verraten“, erwiderte Dess.
„Wir werden so oder so auffallen“, sagte der andere. „Sie
sind schließlich dabei.“
Statt eines Kommentars startete Dess den Wagen und
steuerte ihn die Auffahrt hinab.
„Wohin fahren wir?“ erkundigte sich McCullum, als sie auf
dem Highway Richtung Downtown rollten.
„In einen Club namens Eeze. Wenn wir Glück haben,
entdecken Sie dort vielleicht die Gothic-Lady, die Sie zu der Lagerhalle mit
Speedmasters Leiche gefahren hat. Sie ist die Spur, an der wir dranbleiben
müssen. Sie kennt den Killer.“
„Sie meinen, er ist auch der Mörder von Jodie?“
„Nein. Wir haben es mit zwei Mördern zu tun, vielleicht
sogar dreien. Der eine wurde angeheuert, Ihre erfolgreichsten Acts aus dem Wege
zu räumen, der andere hat es auf Sie abgesehen.“
„Ist das alles, was Sie bis jetzt herausgefunden haben?“
„Genug, um zu wissen, daß Sie ein riesiges Arschloch
sind, Mr. McCullum. So wie ich es sehe, haben Sie all diesen Ärger verdient.“
„Sie und meine Frau haben vieles gemeinsam. Sie fangen
an, mir unsympathisch zu werden.“
„Das ist alles, was Sie zu sagen haben, McCullum? – Gar
nicht neugierig, wer den Killer auf Ihre Stars angesetzt hat?“
„Das ist nicht schwer zu erraten.“
„Ganz Ihrer Meinung, Mr. McCullum.“
Fünfzehn Minuten später stoppte der Spider in
unmittelbarer Nähe des Clubs. Eigenwillige Gestalten schritten durch den feucht-warmen
Mantel der Nacht. In dieser Gegend L.A.s befanden sich zahlreiche
Aufnahmestudios, Proberäume von Bands, herunter-gekommene Nachtbars und seltsame
Clubs. Einer von ihnen war das Eeze, in dem eine besondere Szene verkehrte:
keine langhaarigen tätowierten Rock’n’Roller, wie man sie sonst überall in Los
Angeles fand, auch keine farbigen Gangsta-Rapper oder HipHop-Gestalten, sondern
schwarzgewandete Nachtschattengewächse, die ihr dunkles Faible für den Tod
kultivierten und sich einer musikalischen Abart namens Gothic-Rock verschrieben
hatten – eine eher elitäre Form im Rockbusiness und optisch nicht ganz passend
für L.A.
Eine Traube düster geschminkter Teenager mit schwarzen
Frisuren drängte sich bereits am Eingang, als Dess und McCullum erschienen.
Sicheren Schrittes führte Dess seinen Klienten durch die Schlange der Wartenden,
die leicht protestierten, aber noch nüchtern genug waren, um zu erkennen, daß
man sich zweihundert Kilo nicht unbeschadet in den Weg stellen kann. Erst der
Türsteher, dessen blasses Gesicht mit den hohen Wangenknochen einem Totenkopf
glich, unterbrach ihren Weg.
„Sorry, kein Einlaß zur Zeit“, ließ er sie wissen.
„Wann darf man wieder hinein?“ fragte Joe Dess.
„Versucht’s doch mal in einem anderen Leben, am besten in
’nem anderen Club“, kam die Antwort zurück. „Übrigens `ne coole Krawatte, die
dein Begleiter da trägt.“
Dess verzog das Gesicht.
Genau dasselbe, allerdings zwölf Meilen entfernt in
östlicher Richtung, tat in diesem Moment auch Lt. Malvick. Er befand sich in
einem Haus auf dem Canyon Drive 2025 und starrte auf einen am Boden liegenden
männlichen Toten namens Neal Whitley, in dessen Hinterkopf ein fünfzackiger Ninja-Stern
prangte. Wie er dort genau hingelangt war, konnte der am Boden Liegende nicht zufrieden-stellend
erklären, denn er war tot. Ein Zustand, den kennenzulernen auch der Türsteher
des Eeze-Club zu vergegenwärtigen hatte, weil eine Hand von der Größe eines Klosettdeckels
seinen Schädel umfaßte. Daumen und Finger preßten schraubstockartig die
Schläfen zusammen und hielten den Mann in der Luft, mit der Folge, daß sich
seine Gesichtsfarbe allmählich der roten Deckenbeleuchtung anzu-gleichen begann.
„Okay, Sie können rein!“ hörte Dess die Stimme des
Türstehers unter seiner Hand hervor stöhnen.
Dess ließ den Schädel los, und der Mann bekam wieder
festen Boden unter die Füße.
„Danke!“ sagte Dess und betrat mit McCullum das Eeze.
„Wirklich sehr unauffällig, Ihre Art, einen Club zu
betreten“, maulte McCullum.
„Tut mir leid, aber an Ihrer Seite agiere ich heute ein
wenig gereizt“, erwiderte
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