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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Blasphemien, die den Menschen einredeten, ihr
eigenes klägliches Wesen habe Gewicht. Anstatt den Namen Gottes zu preisen,
kleinmütig zu sein und seiner Schöpfung zu dienen, verlangten sie nach
Wohlstand und Glück. Aber waren sie nicht auf der Welt, um Diener zu sein?
Rockmusik flüsterte ihnen ein, sich selbst an die Stelle ihres Gottes setzen zu
dürfen. Rockmusik machte sie glauben, aus sich selbst heraus zu existieren,
frei von Seiner Gnade zu sein. Doch Gott sah dem nicht einfach nur zu. Der Herr
hatte ihn auserkoren, Luzifers Plan zu durchkreuzen. An jenem Tag im April
1954, als ein alternder Country- und Westernsänger namens Bill Haley eine
Platte mit dem Titel Rock around the clock aufnehmen sollte, gebar eine junge
Frau in Wisconsin in den frühen Morgenstunden ein Kind, das dazu ausersehen
war, Gottes Werkzeug zu sein. Und Gott hatte sich ihm offenbart; seine Zeit war
gekommen.
    Der Mann in dem altmodischen Anzug überquerte die Straße
und reihte sich vor dem Eeze in die Schlange der Wartenden ein. Und obwohl er nicht
damit gerechnet hatte, eingelassen zu werden, gelangte er ohne Mühe hinein,
denn eine dicke Frau vor ihm sprühte dem Türsteher, dessen Gesicht einem
Totenschädel glich, Reizgas in das Gesicht. Der Herr lenkte seine Wege, er
spürte es jetzt. Wieso hatte er gezweifelt? Und er nutzte das entstehende
Durcheinander, um an der Seite der ihm unbekannten Frau und ihres jungen
Begleiters hineinzugelangen. Die Musik des Teufels umbrandete ihn, das Böse
spie seine Parolen hinaus, doch er war gefeit.
     
    ***
     
    Die Zeit erlaubt den Ereignissen, nacheinander
abzulaufen, der Raum ihnen, nebeneinander stattzufinden. Lt. Malvick wußte
nicht, welchem Umstand er mehr grollen sollte; beide Prämissen besaßen etwas
Deprimierendes, beide beschränkten und bestärkten sie den Menschen in seinem
Tun, waren sie Käfig und Freiheit zugleich. Zeit und Raum befähigten ihn, die
Stätten seiner afrikanischen Herkunft zu verlassen und sich auf dem Erdball auszubreiten.
Als wären es menschliche Eigenschaften, menschliche Qualitäten, hatte es der
Homo Sapiens mit Hilfe von Raum und Zeit vermocht, Tier- und Pflanzenwelt
zurückzudrängen, in die Welt einzudringen wie ein schwarzer Traum in das Bewußtsein
des Schläfers. Es schien, als wären auch sie, Raum und Zeit, nur Werkzeuge, vom
Menschen ersonnen wie der Faustkeil oder das Rad. Mit Adam, als er von der
Frucht vom Baume der Erkenntnis aß und sich selbst erkannte, trat auch die Zeit
in die Welt. Das Paradies, das er aufgab, befand sich nun jenseits einer
unüberwindbaren Grenze, in einem Land, in das seine Bewohner, da sie es nun
einmal verlassen hatten, nicht zurückkehren konnten. Ein Land, das den Namen
Vergangenheit trug. Vor ihnen aber lag etwas Neues, tat sich ihnen unvermittelt
ein neuer Lebensraum auf, ein Phänomen und Universum namens Zukunft. Und der
Mensch trat an, diese unbekannte, neue Welt zu erkunden, als Buße, die ihm
fortan auferlegt war. Jedes Verweilen war ihm von nun an verboten. Seine
Heimat, die Gegenwart, gab es nicht mehr. Das war es, so wußte Malvick, was mit
dem Verlust des Paradieses in Wahrheit gemeint war. Von nun an war es dem
Menschen auferlegt, vorwärtszugehen. An die Stelle des einstigen Glücks,
geboren aus der Gnade der Unwissenheit, war die Unrast getreten. Überall war es
nun besser als dort, wo er war. Und da die Zeit endlos war, war auch die Spanne
seiner Buße ohne Begrenzung. Dies war es, woher Malvicks Müdigkeit rührte. Was
ihm geblieben war, erschöpfte sich in seiner kindlichen Sehnsucht nach
Schönheit. Welchen Sinn machte es, Verbrecher und Mörder zu jagen? Welcher Sinn
lag darin, sich an der Darbietung von Eiskunstläuferinnen zu erfreuen? Lt.
Malvick fühlte sich leer. Die Einsamkeit schnappte nach ihm wie das Maul eines
riesigen Tieres, und als Captain Looney ihn zu so später Stunde ins Büro
bestellt und ihn angeschrien hatte, er wolle endlich Ergebnisse sehen, hätte
Malvick am liebsten gelacht. Eines Tages wird der Mensch abgehen von der Erde
und aus sein in allen seinen Werken, sagte er sich. Was haben ihm dann all
seine kläglichen Versuche, das Vakuum namens Leben zu füllen, gebracht? Wortlos
hatte er das Büro von Looney verlassen, sich in den Wagen gesetzt und die
erstbeste Bar angesteuert.
    Jetzt hockte er am Tresen und orderte bei der brünetten Bedienung
mit den verkniffenen Lippen einen weiteren Drink.
    „Kummer?“ fragte sie ihn, als sie das Glas vor ihm abstellte.
    „Nein“,

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