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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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nur um ihn dann mit doppelter Kraft zu beherrschen. Dengler stöhnte laut auf, dann knickte er ein und fiel zu Boden. Er wälzte sich vor der Badewanne. Wieder verschwand das Brennen. Doch kaum hatte er zweimal durchgeatmet, detonierte eine neue Ladung in seiner Brust. Dengler übergab sich im Liegen. Er robbte an der Badewanne entlang zurück zur Badezimmertür. Der Schmerz verebbte.
    Bewegung scheint die Schmerzen zu lindern, dachte er.
    Er brauchte Hilfe.
    Olga rufen.
    Er war sich nicht sicher, ob er es bis zur Wohnungstür schaffen würde. Dengler torkelte zurück ins Schlafzimmer und zog das Handy aus der Hosentasche seiner Jeans.
    Er versuchte Olgas Nummer zu wählen, aber das Funktelefon blieb dunkel.
    Akku leer?
    Das konnte nicht sein.
    Dengler drückte alle Tasten, aber das Gerät reagierte nicht. Dann stand er still und wartete.
    Er hatte Angst.
    Er musste einen Notarzt rufen.
    Langsam und schwer atmend, Schritt für Schritt bedenkend, ging er auf die Tür seines Büros zu. Dort stand das Festnetztelefon.
    Da erfolgte der nächste Angriff. Wieder in die Brust. Sengende Hitze durchdrang ihn. Er schnellte mit letzter Kraft hinüber zur Tür, öffnete sie und betrat sein Büro.
    Nun hatte er wieder das Gefühl, jemand sei in seiner Wohnung. Etwas würde nach ihm tasten. Nach ihm greifen. In der Dunkelheit nach ihm suchen. Und es fand ihn. Diesmal traf es ihn am Kopf. Ein nie erlebter Schmerz riss ihm den Schädel nach hinten, aber mit zwei Schritten verschwand er aus der Gefahrenzone.
    Es musste irgendjemand da sein, der ihn angriff. Aber wer? Und womit?
    Er ging zum Fenster und sah hinunter. Unten auf der Wagnerstraße stand, von dem gelben Laternenlicht beleuchtet, ein dunkler Kastenwagen. Auf dem Dach wackelte eine Stummelantenne.
    Die sengende Hitze traf ihn erneut. In den Bauch. Sofort sprang er zur Seite. Der Brand erlosch.
    Eine tiefe Verzweiflung ergriff ihn. Angst. Vernichtungsangst.
    Diesem Gegner bin ich ausgeliefert. Er wird mich töten. Vorbei, dachte er. Es ist vorbei mit mir.
    Und plötzlich stieg aus tiefen unterbewussten Schichten wie kalter Nebel eine Erinnerung auf. Er kannte dieses Gefühl. Schon einmal hatte er gedacht, dass es mit ihm vorbei sei. Vor vielen Jahren. Er versuchte genauer nachzudenken, doch der Nebel verzog sich nicht. Aber die Gewissheit, dass es vorbei war, hatte er schon einmal erlebt. Im Tunnel.
    Mit drei langen Sätzen sprang er zur Garderobe, warf sich, nackt wie er war, den Mantel um, öffnete die Tür und lief barfuß die Treppe hinunter.
    Als er die Haustür aufriss, war der dunkle Kastenwagen verschwunden.
    Schwer atmend kam er zurück. Sofort ging er hinüber zum Fenster. Die Wagnerstraße lag leer vor ihm. Es regnete immer noch. Zwei Straßenleuchten schaukelten in der windigen Augustnacht und warfen ihr unruhiges Licht in die Dunkelheit.

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    Selbstzweifel
    »Der Arzt hat eine leichte Rötung der Haut festgestellt. Davon abgesehen bin ich gesünder, als ich es für möglich hielt. Er will in den nächsten Tagen einen umfassenden Gesundheitscheck machen, das ganze Programm, aber die Standardwerte Blutdruck, EKG und auch Blut – war alles o. k.«
    Dengler rührte die Milch in dem doppelten Espresso um.
    »Es war wie eine Attacke von außen«, sagte er.
    Olga runzelte die Stirn.
    Martin Klein betrachtete ihn und kniff dabei die Augen zusammen. Mario sah auf den Boden.
    Sie hatten sich zum Mittagessen bei Rocco verabredet. Die Trattoria Rocco lag etwas außerhalb des Bohnenviertels, an der Ecke Wilhelm- und Olgastraße. Das Lokal hatte erst vor wenigen Wochen eröffnet, und die Freunde gingen gern hierher. Es gab einen preiswerten Mittagstisch, und Rocco kochte ausgezeichnet.
    »Du hast niemanden gesehen?«, fragte Martin Klein.
    »Niemanden. Und mein Handy rührt sich seit dieser Nacht auch nicht mehr. Ich musste ein neues kaufen. Etwas fiel mir auf: In der Straße stand ein dunkler Kastenwagen.«
    »Das ist der Ford des Antiquitätenhändlers«, sagte Klein, »der steht oft die ganze Nacht da.«
    »Du solltest einen anderen Arzt aufsuchen«, sagte Mario, »wenn das wirklich solche Höllenschmerzen waren – ich würde damit nicht spaßen. Du bist ja nicht der Jüngste.«
»Ich bin gesund. Der Arzt hat nichts gefunden, was diese Schmerzattacken heute Nacht erklärt.«
»Wer könnte dir so etwas antun?«, fragte Olga. »Und warum?«
    Dengler zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung.«
    »Was für Fälle bearbeitest du zurzeit?«, fragte sie.
    »Keine Sorge.

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