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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Ich bin nicht überlastet«, sagte er.
    Dengler hatte Olga immer noch nichts von dem Angebot Richard Noltes erzählt. Er wusste, sie würde diesen Auftrag nicht billigen. Natürlich nicht. Im Grunde billigte er ihn selbst nicht. Aber immer, wenn er an dieses Projekt dachte, stand das Wort ausgesorgt im Raum – wie mit einer riesigen, farbigen Neonreklame geschrieben.
    »Ich suche diesen verschwundenen Soldaten. Die eine Versicherungssache habe ich abgeschlossen und die neue noch nicht angefangen.«
    Sie schwieg. In der Mitte ihrer Stirn stand eine senkrechte große Falte. Wie ein Fragezeichen.
    »Ich glaube auch, dass du noch einmal zu einem anderen Arzt gehen solltest«, sagte Klein. »Wer sollte dich angreifen? Den unsichtbaren Feind gibt es doch nur im Kino.«
    Keiner sagte etwas.
    Sie denken, ich habe mir das eingebildet, dachte Dengler, und er merkte, wie sein Herz schneller schlug. Kleine Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn.
    Er kam sich vor wie ein Idiot. Aber vielleicht war er auch einer.
    Hab ich mir das heute Nacht nur eingebildet?
    Er spürte Olgas Hand auf der seinen. Dengler entspannte sich leicht. Er strich sich mit der anderen Hand über die Stirn.
    * * *
    Dengler ärgerte sich noch immer, als er bereits wieder an seinem Schreibtisch saß. Zum Teil über seine Freunde, die ihm nicht glaubten, zum anderen aber auch über sich selbst. Offensichtlich hatte er übertrieben.
    Angriff von außen. So ein Quatsch.
    Vielleicht brauchte er einfach ein paar Tage Urlaub. Er könnte mit Olga wegfahren. Chicago kam ihm wieder in den Sinn.
    Die Idee gefiel ihm.
    Er rief das Internet auf und ließ sich den Veranstaltungskalender von Chicagos Blues-Clubs anzeigen, las, welche Band in Buddy Guy's Legend spielte und welche in Rosa's Lounge.
    Er musste seinen Reisepass verlängern. In den nächsten Tagen wollte er das erledigen.
    Jetzt fühlte er sich besser.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    Schwungvoll nahm er ab und meldete sich.
    Er hörte sofort das leise, kaum wahrnehmbare Knacken, das ein Stimmzerhacker verursacht. Zu oft hatte er während seiner Zeit beim BKA mit solchen Geräten gearbeitet, um dieses Geräusch nicht gleich zu erkennen. Er klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter. Seine rechte Hand flog zur Tastatur des Rechners. Er klickte die Telefonsoftware an, mit der er Telefonate mitschneiden konnte.
    »Dengler? Georg Dengler?«, fragte eine Stimme, die metallen klang.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte Dengler und fluchte, weil die Software sich so langsam aktivierte.
    »Wie hast du geschlafen heute Nacht?«, fragte die metallene Stimme.
    Es knackte wieder ganz kurz.
    »Gut, gut. Danke.«
    Fieberhaft klickte er auf den Aufnahmebutton auf dem Bildschirm. Er wusste, es würde noch einige Sekunden dauern, bis der Rechner das Gespräch aufnahm.
    »War es nicht ein bisschen heiß? Hin und wieder?«
    »Was wollen Sie?«
    »Lass die Finger von« – Knack! – »Singer.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Jetzt leuchtete das grüne Licht auf dem PC. Das Gerät nahm auf.
    »Sonst geht es dir wieder so.« Die Verbindung brach ab.
    Schwer atmend setzte er sich auf.
    Er klickte auf den Repeat-Knopf der Software.
    »Sonst geht es dir wieder so.«
    Metallen.
    Stimmzerhacker.
    Eindeutig.
    Noch ein Klick.
    »Sonst geht es dir wieder so.«
    Dengler wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Klick.
    »Sonst geht es dir wieder so.«
    Keine Frage: Er war jemandem in die Quere gekommen. Er wusste nicht, warum.
    Und wem?
    Aber vielleicht war das nicht so schwer zu verstehen.
    Florian Singer war Teil einer geheimen Kampfgruppe der Bundeswehr.
    Und die wollten nicht, dass er sich mit ihnen befasste. Sie hatten Methoden, sich verständlich zu machen.
    Und dagegen hatte er keine Chance.
    Klick.
    »Sonst geht es dir wieder so.«
    Er hatte gestern in der Kaserne angerufen.
    Sie hatten schnell reagiert.
    Klick.
    »Sonst geht es dir wieder so.«
    Er hatte gegen solche Gegner nicht den Hauch einer Chance.
    Sie sind geheim. Haben aber eine eigene Homepage. Die hab ich mir manchmal angeguckt – er hörte Sarah Singers Stimme.
    Seine Finger rasten über die Tastatur.
    Dann hatte er die Seite gefunden. Ein Zitat aus der Zeitschrift Die Bundeswehr stand wie ein Leitsatz voran.
    Oder wie eine weitere Warnung an ihn.
    »Keinersieht sie kommen. Keiner weiß, dass sie da sind. Und wenn ihre Mission beendet ist, gibt es keinen Beweis dafür, dass sie jemals da waren.«
    Genau so hatten sie den Überfall auf ihn

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