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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bekanntermaßen nicht mehr. Schwierig, schwierig.« Perdor ging im Geiste nochmals die Familien durch, die unter Umständen in Frage kämen, fand aber keinen Kandidaten, bei dem er bedenkenlos zugestimmt hätte. »Entweder sind sie alle unzuverlässig oder zu jung. Oder debil.«
    »Wie wäre es mit einem Ausländer?«, schlug Sotinos vor. »Jemand, der bekannt und anerkannt zugleich ist?« Er nickte Perdor zu. »Wie steht es mit Euch, Majestät? Macht Euch doch zu einem Verwalter.«
    »Ha, das wäre noch schöner. Noch mehr Arbeit«, lachte der König und schlug die Hände über dem grauen Lockenkopf zusammen. Er bekam einen listigen Gesichtsausdruck. »Aber ich möchte Euren Vorschlag nicht vollends zur Seite kehren.«
    »Lasst Norina aus dem Spiel, Majestät«, sagte Lodrik auf der Stelle. Der König zuckte zusammen. »Holla, bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »Es war leicht, auf diesen Einfall zu kommen. Norinas Vater kannte genügend Borasgotaner, viele von ihnen arbeiteten bei ihm auf den Feldern, wenn die eigenen Arbeiter nicht ausreichten. Sie kennt die borasgotanischen Eigenheiten.«
    »Nicht zuletzt war ihre Mutter Jengorianerin. Wir hätten damit auch die Minderheit des borasgotanischen Volkes im Boot«, fügte Perdor mit einem anerkennenden Grinsen hinzu. Er sah an Lodriks Gesicht, dass er soeben ein Geheimnis enthüllt hatte. »Ihr ... Ihr wusstet es nicht?«
    »Wir haben nie über ihre Mutter gesprochen.« Lodrik sah das Antlitz seiner Gemahlin vor sich. Die Mandelaugen und
    die hohen Wangenknochen, ein untrügliches Kennzeichen ‐jedenfalls jetzt, nachdem er davon wusste. Wer das Geheimnis nicht kannte, dachte sich bei ihrem Anblick nichts und betrachtete sie als eine hübsche kluge Frau. Als Tarpolerin. Nicht, dass die Jengorianer nichts galten, aber sie hielten mit ihrem eigenen Geisterglauben viel Misstrauen wach. Sie hatten sich niemals bekehren lassen, weder mit Gewalt noch mit Versprechungen oder durch Gespräche.
    Tiefgläubige Anhänger von Ulldraels Lehre weigerten sich, mit Jengorianern zu sprechen. Hatte Norinas Vater Angst gehabt, dass seine Tochter wegen ihrer Herkunft herabgesetzt wurde ?
    »Nun, wenn Ihr sie das nächste Mal seht, verratet Ihr nicht, dass ich es war, der es Euch sagte«, bat ihn Perdor. »Tut so, als wärt Ihr von selbst darauf gekommen.«
    Endlich wurden Tee und eine Auswahl von leichten Nudel‐und Süßknollengerichten gebracht und vor den Männern abgestellt; die verschiedenen Soßen verbreiteten einen wunderbaren Geruch, von fruchtig‐süß bis zu schwerem Bratenaroma. Sotinos bediente sich, lud auch Torben einen Teller voll und aß.
    »Weswegen seid Ihr dagegen, dass die Kabcara ihre Macht über Borasgotan übernimmt? Nicht auf Dauer, sondern als Übergangsregentin?« Perdor ließ das Mahl aus und wartete lieber auf den Nachtisch.
    »Weil sie genug mit Tarpol zu tun hat.« Lodrik verspürte ebenfalls keinen Hunger. »Ich vertraue ihr und habe große
    Anerkennung vor ihr. Aber zwei Länder zu regieren, erfordert mehr als einen hellen Verstand und ein großes Herz. Man benötigt Vertraute, gewissenhafte Beamte und den Rückhalt der Menschen.«
    »Zumindest letzteren wird sie haben, das ist sicher. Tarpol war für die Menschen des einfachen Volkes stets ein Vorbild. Meine wachen Augen und Ohren haben mir mehr als einmal gemeldet, dass sich die Borasgotaner einen Kabcar oder eine
    Kabcara wünschten, die einen Willen und Hang zur Gerechtigkeit besitzen § so wie Norina.« Der Vorschlag von Sotinos gefiel ihm mehr und mehr. »Meinen Glückwunsch, Commodore. Da kam Euch ein kluger Gedanke. Borasgotan wird nach den Ereignissen eher eine Kabcara Norina annehmen als einen Adligen aus dem eigenen Land.«
    »Ich danke Euch für das Kompliment, Majestät«, erwiderte Sontinos mit vollem Mund. »Aber ich bin kein Commodore. Kapitän Rudgass nennt mich so, seit ich einmal gezwungen war, das Kommando auf einem Schiff der Palestanischen Seestreitkräfte zu übernehmen.« Er hatte seinen Teller schon ge‐
    leert und nahm sich diese Mal Nudeln mit einer süßen Soße.
    »Vergesst Ihr nicht, dass Norina Eurer Idee erst zustimmen muss?«, warf Lodrik ein.
    »Sie wird, ich habe das im Gefühl. Schon allein, um Unheil von den Menschen und von Tarpol abzuwenden.« Perdor setzte, noch während er sprach, ein Schreiben auf, in dem er mit eiliger Schrift sein Anliegen schilderte, dann schaute er zu Sotinos. »Auch wenn Ihr kein Commodore seid, Commodore Puaggi, so möchte ich Euch

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