Brennende Kontinente
Grauen nichts bewirken.
Nein, nein, lasst ab!, bettelte er. Ich lüge nicht!
»Versucht Vahidin, uns zu täuschen?«, setzte Lodrik das kleine Verhör fort und erhöhte den Schrecken, sodass auch die beiden anderen Beobachter davon erfasst wurden. Sie flatterten entsetzt auf. »Sprecht die Wahrheit, oder ihr fallt tot wie Steine aus dem Himmel!«
Er meint es ernst!, schrie der Modrak in Todesangst. Der Hohe Herr meint es ernst! Mehr als das Versprechen, die Abmachung zu halten, kann er jedoch nicht anbieten, doch er schwört es Euch bei seiner toten Mutter.
Lodrik wandte sich zu Perdor um. »Glaubt Ihr ihnen, Majestät? Und wenn nicht: Wie können wir sicher sein? Schwüre sind etwas für Ehrenmänner, nicht für Kinder eines Wesens, das die Niedertracht erfunden hat.«
»Weise Worte, Bardric.« Der König nickte. »Wir brauchen Garantien.«
Lodrik schaute wieder den Modrak an. »Flieg und richte deinem Herrn aus, dass wir nur zustimmen, wenn er sich in unsere Gewalt begibt. Er und der Hohepriester Tzulans«, diktierte er die Bedingungen für eine Zusammenarbeit. »Ich möchte ihn sehen und mit ihm sprechen.«
Der Modrak krümmte sich vor ihm zusammen, was seine Art des Verneigens bedeutete. Ich richte es ihm aus.
»Sag ihm, er kann mich im alten Palast der Bardrics treffen, außerhalb Ulsars. Er wird ihn zu finden wissen.« Lodrik beendete das Verströmen von Grauen, um den Geist der Wesen nicht nachhaltig zu zerstören. Sie brauchten das bisschen von Hundeverstand, um seine Nachricht an Vahidin weiterzu‐
geben. »So rasch wie möglich.«
Das wird nicht gehen. Der Hohe Herr ist derzeit nicht in der Lage, an Treffen teilzunehmen. Wir werden es Euch wissen lassen, wann die Zeit reif ist, sprach der linke Modrak vorsichtig. Ebenso, wo sich Zvatochna au... Rasch brach er ab.
»Dann wisst ihr es demnach doch schon?« Lodriks blaue Augen richteten sich auf den Modrak, der zuerst gesprochen hatte. »Du hast mich belogen.« Ohne ein Geräusch von sich zu geben, brach das Wesen zusammen. Der linke Flügel zuckte und vibrierte noch leicht, als versuche er, Lodriks Mächten eigenständig zu entkommen. Lodrik fing die Seele des Modrak auf und erfreute sich an dem ungewöhnlichen Anblick.
Das Böse besaß durchaus eine Seele, keine blaue Kugel,
sondern ein merkwürdig waberndes Gebilde in dunklen Farben. Ein Priester oder Mönch hätte sich die Frage gestellt, wohin sie wohl gezogen wäre ‐ wenn sie nicht an Lodriks Fähigkeiten gescheitert wäre. Ihn kümmerte es nicht. Er war wieder im Besitz einer ihm ausgelieferten Seele, die er zu allem zwingen konnte. Er hielt sie an einer kurzen Leine aus Schrecken, sperrte sie ein und genoss ihr Aufbäumen, das nichts bringen würde.
Der Hohe Herr weiß, wo sich Zvatochna aufhält, beeilte sich der zweite Modrak zu versichern. Er meinte, es sei für ihn zu früh, sich an dem Kampf zu beteiligen. Er müsse noch viel lernen. Er breitete die lederartigen Flügel aus und stieß sich ab, der Dritte tat das Gleiche. Wir bringen ihm Eure Nach‐
richt, und er wird sich wieder bei Euch melden, hallte es im Verstand der Männer, dann waren die Wesen hinter den Bäumen verschwunden.
Lodrik kehrte ins Arbeitszimmer zurück und schloss die Türen hinter sich, die vom Regen getränkte Robe hinterließ eine sichtbare Spur.
»Ich kann dazu nichts sagen«, meinte Perdor als Erster. »Wie Ihr schon erzähltet, Bardric, ist Vahidin der Nachfahre einer leibhaftigen Tzulanausgeburt. Wer weiß, was er im Schilde führt.«
Lodrik stellte sich an den Kamin und ließ das Feuer die Nässe aus seiner Kleidung vertreiben. »Mir bereitet Sorge, dass er lernen möchte. Was lernt er? Von wem lernt er?«, sprach er seine Gedanken laut aus. »Er ist kein Nekromant wie ich oder Zvatochna, er besitzt nicht annähernd die Fähigkeit, mir oder ihr gefährlich zu werden.«
Sotinos hörte das dahingesagte Eingeständnis, das Lodrik vermutlich aus Versehen abgelegt hatte, ihm aber den letzten Beweis erbrachte, dass etwas mit dem Mann nicht stimmte ‐und Perdor schien eingeweiht zu sein. Er suchte die Stelle am Hals, wo der Dolch durch das Fleisch gefahren war. Es gab nicht einmal mehr eine Narbe.
Lodriks Gesicht verfinsterte sich. Er fürchtete, dass das Wesen, das nur dem Äußeren nach ein Knabe war, sich einen eigenen Weg der Magie erschloss. Die Anlagen seines Vaters würden es sicherlich ermächtigen, sie alle mit neuen Fertigkeiten zu überraschen. Bei dem ersten Treffen würde er
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