Brennende Kontinente
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scheiden, ob Vahidin leben durfte oder sterben musste.
»Uns sind die Hände gebunden«, fasste es Perdor in wenigen Worten zusammen. »Fahren wir mit dem fort, was wir ohnehin beabsichtigen. Vahidin wird seine Diener senden, und Ihr«, er schaute Lodrik an, »werdet mich wissen lassen, wann und wo Ihr den Jungen trefft.« Er stöhnte. »Wer weiß, ob er dann noch überhaupt wie ein Junge aussieht?«
Torben hob den Kopf und blickte Lodrik an. »Ich werde nicht mehr von Eurer Seite weichen, Bardric!
Ich möchte dabei sein, wenn Vahidin mit Euch über den Aufenthaltsort der Mörderin spricht. Ich will nicht übergangen werden und lasse mir das Recht auf Rache nicht nehmen.«
»Es wäre fast schon besser, Zvatochna wäre viele Personen, damit jeder Gerechtigkeit für sich fordern kann und sich an ihr austoben darf. Inzwischen ist die Liste derjenigen, die ein Anrecht hätten, unübersehbar lang.« Perdor schaute in die Runde. »Gut. Jeder von uns hat seine Aufgabe, und Vahidin lassen wir bei unseren Überlegungen vorerst außen vor. Ich möchte ihn nicht einbeziehen, am Ende ist es ein falsches Spiel. Es würde zu Aljascha passen, dass sie uns glauben machen möchte, ihr Sohn, sie und Zvatochna hätten sich zerstritten. Seid diese Nacht Gast auf meinem Schloss und brecht morgen auf.« Er zeigte auf den Stapel Papiere auf seinem Tisch. »Ich habe noch ein wenig Arbeit.«
Sotinos verneigte sich, eine halb palestanische, halb rogogardische Bewegung. »Ich bringe der Kabcara Euer Schreiben und die Passagiere sicher nach Ulsar.«
»Das sagt Ihr jetzt, Commodore. Wartet, bis Ihr das Schiff gesehen habt.« Perdor lachte, und zumindest der junge Palestaner stimmte mit ein.
»Etwas Unvorhersehbares ist geschehen! Der Qwor, den wir für tot hielten, ist auferstanden. Das Feuer hat ihn nicht vernichtet, sondern nur das Holz der Speere, die in ihm staken, verbrannt. Er sprang plötzlich auf und fiel die Wärter an, die wir zurückgelassen hatten. Niemand hat den Angriff überlebt, der einzige Verletzte starb in meinen Armen. Seine Wunden weigerten sich, durch meine cerelische Magie geheilt zu werden. Kalisstra sei uns gnädig...«
Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjop, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda
Kontinent Angor, Kaiserreich Angor, No‐Phos, Nordküste, Spätwinter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
Fargard und Fiorell hatten sich einen leicht erhöhten Aussichtspunkt auf einem Fassstapel gesucht, sich etwas zu essen gekauft, weil sie nach dem kurzen Abstecher in dem Gasthaus nicht wirklich satt geworden waren, und warteten nun, dass sich das kaiserliche Familienmitglied auf dem Platz zeigte. Ein Scheiterhaufen war errichtet worden, daneben stellten in Rot gekleidete Angorjaner einen Altar aus zusammengeschmiedeten Schwertern auf. Die Zeremonie konnte bald beginnen.
»Meine Theorie ist, dass man in Angor nicht weiß, dass es Lubshä in Tersion erwischt hat«, nuschelte Fiorell und knusperte an dem kross gebratenen Fisch herum. Er stutzte und langte in seine Geldtasche, wo er die restlichen Münzen aufbewahrte, und schaute auf das, was er herausgezogen hatte. »Dachte ich es mir. Der Händler hat mich beschissen.«
Fargard legte seinen Fisch zur Seite und sah ebenfalls nach seinem Wechselgeld. »Mich auch«, meinte er verblüfft. »Und ich habe es nicht gemerkt.«
Wieder einmal hatten Fargard und Fiorell gezeigt bekommen, dass Fremde in Angor nicht sonderlich willkommen waren. Oder zumindest Fremde, die ganz offensichtlich aus Ulldart stammten.
»Ist Euch auch aufgefallen, dass sie Tarviner mit der gleichen Freundlichkeit behandeln wie Angorjaner?« Fiorell verstaute die Münzen und aß weiter. Dabei betrachtete er den Serusier, wie er sonst Frauen betrachtete, die ihm gefielen, und wunderte sich sogleich wieder über sich selbst. Tersions Sitten waren auf ihn übergegangen.
»Die Engaugen?«
»Nennt man sie so?«
»Einige. Es ist wohl ein Merkmal einer Volksgruppe auf Tarvin, dass die Augen dichter beisammen stehen.« Fargard strich sein Geld auch wieder ein. »Tarvin ist etwas Besonderes für die Angorjaner, aber fragt mich nicht, warum es so ist.« Er zog das Fleisch von den Gräten. »Zurück zu Eurer Theorie; Warum sollte Nech ein Geheimnis darum machen? Er rückt
auf den Thron nach.«
»Weil er ... I Fiorell schaute auf den Platz, wo sich die Prozession mit dem kaiserlichen Mitglied näherte. Vorneweg liefen Priester und trieben
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