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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schwieg, weil sie gleich darauf vor Farkon standen, einer bis in die Einzelheiten getreuen Kopie von Nech, der sie musterte; dann raunte der Angorjaner einem der Leibwächter etwas ins Ohr, der sodann auf Fiorell zukam.
    »Sag mir auf der Stelle, was deine Schreierei zu bedeuten hat«, verlangte er von Fiorell zu wissen. »Bist du ein Wahnsinniger, oder steckt Wahrheit in dem, was du sagst?«
    Fiorell verneigte sich tief vor ihm und dann vor Farkon. »Hochwohlgeboren haben sicherlich einen Bruder?«, sprach er ihn direkt an. »Einen Zwillingsbruder namens Nech Fark Narsʹannam?«
    Der Leibwächter holte zum Schlag aus, um die Verfehlung zu bestrafen, doch ein kurzer Ruf hielt ihn zurück. Farkon näherte sich Fiorell. »Was ist mit ihm und dem Kaiser? Antworte leise.«
    »Er begleitete Euren älteren Bruder nach Tersion, wo Lubshä Opfer eines Anschlages wurde, welcher der Regentin galt«, fasste er es kurz zusammen und stellte es vorsichtshalber so dar, dass die Schuld und damit die Wut des Mannes auf die Attentäter fiel. »Er gibt sich auf Ulldart als neuer Kaiser Angors aus und ...«
    Farkon hob die Hand. »Kein Wort.« Er gab ein Zeichen und scherte aus der Prozession aus. »Wir reden im Palast weiter. Hier sind zu viele Augen und Ohren, die auf deine Lügen hereinfallen könnten. Ich werde herausfinden lassen, wie viel Wahrheit in dem steckt, was du sagst.« Er gab einen Befehl, und die Wärter knebelten sowohl Fiorell als auch Fargard.
    Danach ging er mit der Prozession weiter, während die Fremden in der Obhut eines Wärters am Straßenrand zurückblieben und zusahen, wie Bulle und Pferd vor dem aus Schwertern errichteten Altar in einer langen Zeremonie gesegnet und danach blitzschnell mit Schlägen in den Nacken getötet wurden. Jeweils ein kleiner Brocken Fleisch und beiderlei Blut wurden genommen und dem Panter zum Mahl überlassen, ehe man die Tieropfer auf den Scheiterhaufen legte und anzündete. Farkon begab sich auf den Rückweg. Das Volk staunte nicht
    schlecht, das sah Fiorell an den Gesichtern, an denen sie vorüber gingen, weil Farkon sich mit den beiden Fremden zurückzog. Es schien nicht üblich zu sein, dass man den Palast besuchen durfte. In einem sehr schnellen Tempo ging es in die eindrucksvolle Residenz. Farkon führte sie geradewegs in einen hohen, dunkel Saal, der vollständig mit Ebenholz ausgekleidet war. In dieses Holz waren weiße Intarsien eingelegt worden, die unterschiedliche, sehr filigrane Muster ergaben; zwei Brunnen plätscherten, das Wasser darin war weiß gefärbt worden.
    Farkon nahm auf einem Thron aus weißem Holz Platz, Fiorell und Fargard mussten davor niederknien, was äußerst unbequem war. »Erzähle alles, was du weißt und was sich zugetragen hat.«
    Er nahm einen Dolch zur Hand und spielte damit, was wohl als stumme Drohung gedacht war, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich bin Fiorell, Vertrauter des Königs von Ilfaris, Seiner Majestät Perdor«, stellte er sich vor und nahm den falschen Bart ab. »Mir wurde aufgetragen, nach Angor zu reisen, um zu sehen, ob im Heimatland des Kaisers alles mit rechten Dingen vor sich geht. Denn einige Begebenheiten haben unsere Zweifel geweckt. Doch vernehmt zuerst, was geschah.« Er erzählte von dem Angriff und stellte Lubshä als Helden und Verteidiger von Alana dar, berichtete von der Machtergreifung und deren unentwegter Ausdehnung durch Fark. »Mein König hegte Bedenken, was die Rechtmäßigkeit des Titels anbelangte, und deswegen kam ich nach Angor.« Er verneigte sich wieder vor Farkon. »Wie ich sehe, war die Sorge berechtigt.«
    Farkon hatte das Kinn auf die Hand gestützt, der Dolch lag
    locker in der Linken. »Woher weiß ich, dass es so ist, wie du
    sagst?«, fragte er nach langem Schweigen.
    »Ihr könnt nicht mehr tun, als mir zu glauben und anschließend nach Ulldart fahren, um Euch anzuschauen, was Euer Zwillingsbruder in Tersion anrichtet. Oder in Kensustria zusammen mit den Nicti«, antwortete Fiorell offen.
    »In der Tat. Das werde ich tun müssen.« Farkon erhob sich ruckartig.
    »Dann hat er sich den Titel zu Unrecht angeeignet, wie wir vermutet haben?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Farkon schritt die Stufen hinab an ihm vorbei, ohne etwas zu sagen. Für ihn war die Sache erledigt, die Fremden gingen ihn nichts mehr an.
    Fiorell stand auf und wollte ihm hinterher laufen, aber die Leibwächter versperrten ihm den Weg.
    »Hochwohlgeborener Farkon, was werdet Ihr tun? Was kann ich meinem Herrn von Euch

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