Brennende Kontinente
Todes ist sie erwacht.« Iastyla schluchzte.
Nech wandte sich an seine Soldaten, redete in Angor zu ihnen; zwei von ihnen liefen davon, und gleich danach erschallten laute Rufe an Deck. »Ich weiß nicht, wie ein Attentäter auf das Schiff gelangen konnte, aber ich werde ihn finden.«
»Wie Ihr die ersten Attentäter gefunden habt? Jetzt steht Ihr vor wirklich großen Herausforderungen, Kaiser.« In Prynn wollte keine echte Freude darüber aufkommen, dass alles auf einmal gegen Nech lief. »Auf Eurem Schiff ist sie gestorben ...«
»Aber nicht durch meine Hand!«
»Das wird das Volk nicht groß unterscheiden. Euch ist es nicht gelungen, sie zu beschützen, und es gibt keinerlei Grund
mehr, wegen der Regentin bei einem Angriff Rücksicht zu nehmen.« Prynn deutete auf die Leiche.
»Ich werde sie mitnehmen, damit wir sie bestatten, wie es sich gebührt.«
Nech schüttelte den Kopf, dass die langen schwarzen Haare flogen. »Die Menschen werden erfahren, dass sich die Delegation an Bord geschlichen hat, um die Regentin zu ermorden. Ich kam zu spät, um es zu verhindern, aber ich habe ihren Tod gerächt, indem ich die Verräter hinrichtete.« Er kreuzte die Arme vor der breiten Brust. »Wie gefällt dir meine Version, Caldüsin?«
»Man wird Euch nicht glauben, Kaiser.«
»Ich habe eine Zeugin, die als Einzige überleben wird. Sie tat alles, um die Umstürzler aufzuhalten, und stand mir bei. Sie wird fürstlich belohnt und die neue Regentin, die unter meinem Schutz steht.«
Er nickte Iastyla zu. »Willst du diese Überlebende sein? Möchtest du Regentin werden?«
Prynn gestand dem Kaiser zu, dass er trotz seiner Jugend erkannt hatte, worauf es ankam. Iastyla war schwach. Verschreckt vom Tod der Regentin und von der Aussicht auf das eigene Ableben, würde sie Nechs neue Verbündete werden. »Tut es nicht«, sagte er betont langsam und inständig. »Ihr verratet damit Tersion und die Ehre Eures Hauses.«
Schräg über der Tür, aus einer kleinen Nische, kam ein Schatten gesprungen, der wie eine Spinne gelauert hatte. Eine Klinge blitzte auf und traf Iastyla mitten in die Brust; ihr warmes Blut spritzte gegen Prynn.
Die in dunkle Kleidung gehüllte Gestalt landete neben ihm, der Statur nach handelte es sich um einen Mann. Er trug zwei Brustgurte voller Wurfmesser, drei davon hielt er in der Hand. Keinem gelang es zu handeln. Die nächsten Klingen sirrten durch den Raum, eine schickte Nech zu Boden, die anderen brachten zwei Baiuganern den Tod. Der Attentäter tötete anscheinend wahllos. Prynn wich einen Schritt zur Seite und holte mit seinem Gehstock aus. Der Maskierte war schneller, hielt den Arm fest und stach zu. Die Schneide drang durch die Haut, durch die Rippen und zerschnitt das alte Herz, das auf der Stelle erstarb. Prynn fiel neben Alanas Bett nieder, landete in der Pfütze des herrschaftlichen Blutes ‐ und hörte noch, was als Nächstes geschah. Er bekam mit, wie die restlichen Männer und Frauen der Abordnung sowie zwei angolanische Wärter Opfer des Mörders wurden, ehe der Attentäter über Nech hinwegsprang und entschwand.
Prynn hörte auch Nechs wütende Schreie, die Baiugas Auslöschung befahlen. Die Stadt und das Land sollten vernichtet werden.
Um ihn wurde es rasch Nacht. Die Dunkelheit erhielt einen wunderschönen Sternenhimmel, der sich zum Gesicht seiner Nichte formte. Furanta lächelte ihn an und hieß ihn auf diese bezaubernde Weise willkommen.
Kontinent Ulldart, Königreich Türis, Ammtara, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.) Lorin saß auf der Stadtmauer über dem Westtor und blickte in die Ferne, wo irgendwo das Meer lag. Wo sein geliebtes Bardhasdronda lag.
Der Himmel verdüsterte sich, schwarze Wolken zogen von Süden herauf, und die Luft roch nach Regen, wie damals, als er an Bord des Seglers nach Ulldart gekommen war. Tief unter seinen baumelnden Füßen gingen Nicti ein und aus. Sie rückten an, um Estra ihre Aufwartung zu machen, und sie konnte nicht anders, als die Bekundungen anzunehmen. Pashtak fürchtete, dass die Fremden ansonsten unvorhersehbar handeln könnten. Heiligtümer wollten angebetet werden.
Hinter ihm erklangen schwere Schritte und das Reiben von Metall, gleich darauf fiel ein breiter Schatten über ihn. Zu breit für einen Menschen.
Als Lorin auf dem Boden unter sich die schwarzen Umrisse eines mächtigen Oberkörpers, eines immensen Schädels und vier Hörner sah, wusste er, wer ihn besuchte. »Ich grüße Euch, Ritter
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