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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kaiser«, sprang ihm ein anderes Mitglied aus der Delegation bei. Nech sollte annehmen, dass keiner sich vor ihm fürchtete und sie eine Meinung vertraten.
    »Versucht es doch, ihr Maulhelden!«, spottete er. »Sie sin<
    allem, was ihr aufbringen könnt, hoch überlegen.«
    »Darüber sprechen wir, sobald die erste Galeere in Flammen steht, Kaiser.« Prynn erhob sich. »Ich sehe, Ihr seid ein ungestümer, sehr unbelehrbarer junger Mann. Ihr werdet fühlen müssen anstatt zu hören.«
    »Aber wenn ihr dabei eure eigene Regentin umbringt?«, fragte ihn Nech lauernd. Dieses Mal lachte Prynn ihn aus. »Ihr habt gehört, für wen das Volk die Macht fordert, Kaiser.« Er deutete mit Zeige‐ und Mittelfinger der rechten Hand auf seine Brust. »Stirbt Alana, wird es mir eine Freude sein, ihren Tod zu rächen. Denn Ihr habt ihn zu verschulden, so oder so.« Er sprach absichtlich abwertend über sie, um Nech glauben zu machen, dass sein Druckmittel mehr als schwach war. Dabei hoffte er sehr, dass die anderen Delegationsmitglieder starke Nerven besaßen und sich nicht durch Blicke verrieten.
    Nech beobachtete ihn, schwieg.
    »Ihr seid wie ein Falke, der eine Schlange betrachtet«, verglich Prynn. »Ihr überlegt, ob Ihr zustoßen solltet oder nicht, und versucht abzuschätzen, ob ich als Schlange genügend Gift besitze, um Euch und Euren Plänen den Tod zu bringen.«
    »So ähnlich verhält es sich.« Nech wandte den Blick von ihm und musterte die Delegation. Keiner sagte etwas. »Ich denke, dass du mir etwas vormachen möchtest«, verkündete er schließlich und holte tief Luft. »Aber ich werde es prüfen.« Er zog sein Schwert und zeigte auf die Tür. »Es ist recht einfach. Ich gehe nach unten, töte Alana und warte ab, was geschieht. Was sagst du dazu, Caldüsin?« Er lachte.
    »Was sagt ihr dazu, ihr Mächtigen von Baiuga?«
    Betroffenes Schweigen trat ein, langsam wandte er sich zum Ausgang.
    »Nein«, brach es aus Iastyla heraus. Sie gehörte dem Haus Wantolus an, das der Familie der Regentin sehr nahe stand. »Nein, verschont ihr Leben, Kaiser!« Sie wandte sich an Prynn. »Beendet das Spiel, Caldüsin. Es hat uns nichts gebracht.«
    Nech bog den Oberkörper nach hinten und lachte aus vollem Hals. »So schnell zeigt sich die Wahrheit. Also bedeutet euch meine Schwägerin doch noch etwas.«
    »Nur, wenn sie noch lebt«, hakte Prynn ein und ärgerte sich sehr über Iastyla. »Ich will sie sehen!«
    »Von mir aus. Ich habe nichts dagegen einzuwenden.« Nech steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Ihr werdet sehen: Sie schläft und ist von ihren schweren fleischlichen Wunden genesen. Sie will aber einfach nicht erwachen.« Er drehte sich zu Iastyla. »Sag denjenigen, die beabsichtigen, meine Galeeren anzugreifen, dass sie eine Antwort heraufbeschwören, die alles übertrifft, was bislang geschehen ist. Mein Feind ist nicht das Volk Baiugas oder Tersions, doch ich werde einen Aufstand gegen mich und damit gegen Alana niemals hinnehmen. Und wie ich bereits sagte: Ihr gefährdet damit das Leben der Regentin.« Er nickte seinen Leibwächtern zu, und sie gaben den Weg zur Treppe frei.
    Die Delegierten stiegen in den Bauch des Schiffes hinab bis zum Gemach der entführten Regentin. In Prynns Augen war Alana nichts anderes: eine Gefangene.
    Nech legte die Hand auf die Klinke. »Überzeugt euch von ihrem Wohlergehen.« Er drückte sie hinab und stieß die Tür auf.
    Nacheinander betraten sie den Raum, näherten sich Alanas
    Bett leise bis auf Prynn. Er polterte absichtlich laut über die
    Dielen.
    Die Regentin lag mit dem Rücken zu ihnen und regte sich nicht.
    Abrupt blieb Iastyla stehen. »Sie atmet nicht, oder?« Sie stieß einen lauten Schrei aus, stürzte sich auf das Lager und rollte Alana herum. Aus ihrer Brust ragte ein langer, schlanker Dolch, ihr Nachtgewand hatte sich über ihrer Brust voller Blut gesogen. »Bei Ulldrael«, ächzte Iastyla. »Sie wurde ermordet!«
    Prynn fuhr herum; Nech schaute ebenso entsetzt wie die Baiuganer.
    »Sie ist noch nicht lange tot. Ihr Körper ist warm, das Blut nicht geronnen«, meldete Iastyla.
    »Jetzt habt Ihr alles verwirkt, Kaiser. Ganz Tersion wird Euch hassen und danach trachten, Euch samt der Galeeren zu vernichten.« Prynn stellte sich neben die tote Alana, deren gebrochene Augen gegen die Decke stierten. Sie blickte erschrocken, und er meinte sogar, so etwas wie Erkennen auf ihren Zügen lesen zu können. »Sie hat den Mörder kommen sehen«, sagte er. »Im Augenblick des

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