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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hin zum mächtigsten Mann in Tarpol.« Er nickte. »Eine gute Wahl meiner Gemahlin.«
    »Aber es wäre Euer Titel, der ...«
    »Stoiko, ich weiß dein Zieren zu schätzen, doch dir ist auch klar, dass es mir unmöglich ist, auf den Thron zurückzukehren. Ich habe mit voller Absicht auf alles verzichtet, was mit Macht in Tarpol zu tun hat. Sei du Kanzler. Du weißt, was das Beste für das Volk ist. Du kennst meine Ideen, du warst mein Lehrer, und du kennst die Ideen des Volkes. Es gibt keinen Besseren für diese Aufgabe. Nur dann kann es gelingen.«
    Stoiko gab den Widerstand auf. »Wenn Ihr es sagt.«
    »Ja, und Waljakov werde ich als Verteidigungsminister vorschlagen.« Lodrik wusste, dass er seine Freunde mit dem Erhalt von Ämtern los wurde und er freie Hand bekam und keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen brauchte. Oder sie Sorgen machen musste. Er deutete auf den Palast. »Ich laufe, Stoiko. Richte ihnen aus, dass ich bald bei ihnen sein werde.« Sein Freund stieg in die Kutsche und fuhr davon, während er sich auf den Marsch begab.
    Stets lief er im Schatten, die Menschen wichen ihm aus und erkannten ihn wegen seiner Kapuze nicht. Wie immer. Lodrik nahm sie nicht richtig wahr, denn er beschäftigte sich mit dem, was unweigerlich kommen musste: der Kampf gegen seine Tochter.
    Er hasste es, untätig auf ein Lebenszeichen von ihr oder einen Hinweis von Vahidin warten zu müssen. Sie war angeschlagen, ihr erstes Ziel, sich ein Heer aus Untoten zu schaffen, war gescheitert. Es wäre wichtig gewesen nachzusetzen. Nachzusetzen und sie zu vernichten. Lodrik betrat die burggleiche Palastanlage, die er aus seiner frühesten Kindheit kannte. Er zog die Kapuze kurz nach hinten, damit die Wächter ihn erkannten und durchließen. Sie salutierten noch immer vor ihm, obwohl sie es nicht mussten. Trotz seiner vielen Untaten sahen die meisten Tarpoler ihn als Helden. Der Herrscher, der ihnen viele Fesseln genommen hatte, ehe seine beiden wahnsinnigen Kinder gegen ihn angetreten waren und ihm die Macht genommen hatten. Lodrik durchquerte die Gänge und Korridore, bis er sich in dem Teezimmer befand. Das Teezimmer, ein Raum mit enormer, in erster Linie für ihn schöner Vergangenheit, in denen Stunden der Glückseligkeit vergangen waren.
    »Vater!« Krutor, der die Uniform eines Tadc trug, stellte die Tasse ab, stand auf und kam auf ihn zu, schloss ihn behutsam in die Arme. Die zurückgehaltene Kraft war deutlich spürbar. Er sah gut aus, wenn man es von dem missgestalteten jungen Mann mit dem schiefen Gesicht überhaupt sagen konnte.
    Wer aber in die Augen des Tadc blickte, wusste, dass sich in der
    überaus abschreckenden Hülle eine freundliche, aufmerksame und hilfsbereite Seele befand. Krutor bildete sich auf seinen Titel nichts ein und war überall in Ulsar zu finden, immer auf der Suche nach etwas, wobei er helfen konnte.
    »Vorsicht, mein Sohn«, sagte Lodrik und drückte ihn. »Ich bin zerbrechlicher als du.«
    »Seit du dich verändert hast, sowieso«, gab Krutor besorgt und vorwurfsvoll zugleich zurück. Er ließ
    Lodrik los und führte ihn an den Tisch, schob die Schüssel mit den Keksen zu ihm. »Koste davon. Die Rezeptur stammt von Perdor.«
    Kekse. Das weckte noch mehr Erinnerungen. Er rührte das Gebäck nicht an. »Danke, Krutor.« Sodann nickte er Norina zu, die ihn anlächelte und dabei unglaublich hübsch aussah. Sie trug eine festliche tarpolische Tracht in Braun und Weiß, sodass man sie ebenso für eine Brojakin und nicht für die Kab‐
    cara hätte halten können. Außer ihr und Krutor befanden sich Stoiko und Waljakov im Zimmer. Eine sehr überschaubare Runde.
    »Kapitän Rudgass und Commodore Puaggi sind in ihren Quartieren«, sagte Norina zu ihrem Gemahl.
    »Sie werden später zum Essen erscheinen.«
    »Reden wir zuerst. Reden wir über das, was dir König Perdor dank des jungen, ungestümen Commodore vorgeschlagen hat.« Lodrik gab sich absichtlich ungehaltener, als er in Wirklichkeit war.
    »Eine Doppelregentschaft. Du weißt nicht, welche Schwierigkeiten auf dich warten, auch wenn du zu Hause einen verlässlichen Kanzler wie Stoiko sitzen hättest.«
    »Ihr habt demnach schon darüber gesprochen«, stellte sie mit einem siegessicheren Lächeln fest.
    »Lodrik, ich habe sehr lange nachgedacht. König Perdors Vorschlag erschließt sich mir. Durch und durch. Ich bin mir bewusst, dass die Adligen Borasgotans aufschreien werden, aber das wird nur wenig Hall erzeugen. Sie sind durch das Wirken von Zvatochna

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