Brennende Kontinente
Nacht offensichtlich ereignet hatte. »Von der Verräterin gibt es nichts Neues.«
»Deine Männer haben sie hoffentlich nicht verloren?«
»Nein, Hoher Herr. Sie sind besser als die Modrak.«
»Ich will dir glauben, Lukaschuk. Aber auch die Modrak haben ihre Vorzüge, wenn man sie einzusetzen weiß. Sie sind schneller als jeder Bote.« Vahidin streichelte den schwarzen Schopf seiner Geliebten.
Ein neuer Gedanke war ihm gekommen.
Wenn sein Vater ihm die Gabe der Magie übertragen hatte, würde er dieses Geschenk dann nicht ebenfalls auf seine Nachkommen weiterreichen? Würden sie ebenso schnell reifen wie er? Er besäße dann Kämpfer an seiner Seite, welche die Besonderheit der Schwerter nutzen konnten. Die nächsten Wochen in der Stadt würden anstrengend werden. Es galt, viele Frauen zu treffen ‐ ohne dass Sainaa etwas davon mitbekam. Er brachte es nicht übers Herz, sie zu verletzen. Denn er brauchte sie noch. Für seine Ausbildung.
XIII.
»Die Qualmwolken, die am Himmel stehen
und von allen gesehen werden, verkünden neues Unheil. Wir haben lange keine Nachricht mehr aus Vekhlahti erhalten.
Und ich ahne das Schlimmste.«
Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjop, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda
Kontinent Ulldart, Königreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
Lodrik stand vor der Kathedrale. Besser gesagt vor dem, was einst die Kathedrale gewesen war. Norina hatte den Ort einebnen lassen und das Loch mit dem Schutt verfüllt. Es hatte sehr lange gedauert, bis die einstige Behausung des Wesens, dem sein Sohn Govan in riesigem Umfang Menschen geopfert hatte, vollständig aufgefüllt war. Die Steinbrüche der Umgebung hatten zusätzliches Material liefern müssen, und auf der Plattform darüber erhob sich ein kleiner, schlichter Ulldraelschrein.
Er war sich immer noch nicht sicher, was dieses Wesen gewesen war. Der Kampf gegen es erschien ihm merkwürdig fern, unecht. »Es wird nie wieder etwas aus der Tiefe emporsteigern, Herr.« Stoiko trat neben ihn. »Es ist schön, Euch zu sehen.«
Lodrik, die Kapuze seiner Robe über den Kopf gezogen, wandte sich zu ihm und reichte ihm die Hand. »Ich freue mich, dich zu sehen. Wir haben von euren Abenteuern auf dem Nachhauseweg gehört.«
»Die Tzulani als Verbündete sind eine zu seltsame Vorstellung.«
»Es wird noch besser.« Lodrik lächelte müde. »Mortvas Sohn, Vahidin, hat die Modrak zu König Perdor gesandt und seine Hilfe gegen Zvatochna angeboten. Er will den Tod seiner Mutter rächen.«
Stoiko schaute in den blauen Himmel. »Die Feinde werden so schnell zu Verbündeten, dass man gar nicht mehr weiß, gegen wen man kämpfen muss und gegen wen nicht.« Er blinzelte ihm zu. »Was hat der König darauf geantwortet?«
»Wir haben es einmal offen gelassen«, meinte Lodrik ausweichend und schaute zu der Kutsche, mit der Stoiko hierhergekommen war. »Bist du allein?«
Er nickte. »Waljakov ist bei seiner Gemahlin. Häntra wird ihm bald schon ein Kind schenken. Sie müssen früh angefangen haben, das zu tun, was Liebende so gern tun.«
»Ich kann es ihm nicht verdenken. Es ist die erste Frau, auf die er sich einlässt, seit ich ihn kenne. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, ihn jemals mit einer Gefährtin gesehen zu haben.«
Stoiko grinste. »Ich auch nicht. Alte Gewässer haben es in sich, sagt man.«
Lodrik lachte. »Das hast du eben erfunden.«
»Möglich. Ich bin sicher, irgendwo gibt es eine entsprechende Volksweisheit.« Er zeigte auf das Gefährt. »Norina lässt nach Euch schicken. Sie berät sich bereits mit Krutor über den ilfaritischen Vorschlag.«
»Die Doppelregentschaft.« Lodrik verzog den Mund, das Quäntchen gute Laune verflog. »Ich weiß, dass sie annehmen
wird. Sie fordert zu viel von sich.« Er legte die Hand auf Stoi‐kos Schulter. »Auch wenn sie gute Freunde um sich hat, wird es nicht ausreichen.«
»Sie legt sehr viel Wert auf Eure Meinung. Ihre Entscheidung ist noch nicht gefallen.« Er schlenderte auf die Kutsche zu, Lodrik ging neben ihm her. »Um ehrlich zu sein: Auch ich bin nicht sonderlich angetan.«
»Das verwundert mich.«
»Es hat einen wichtigen Grund: Sie will mich zu einem Kanzler machen, der Tarpol regiert, wenn sie nicht da ist.« Stoiko sah plötzlich ebenso unglücklich aus wie Lodrik.
»Das nenne ich einen späten Aufstieg, alter Freund. Vom Diener und Vertrauten des Tadc über einen Gefangenen
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