Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
darüber sagen, aber seid versichert, dass es der hochwohlgeborenen Kabcara gut geht und sie in Sicherheit ist.« Er stand auf und salutierte vor Lodrik.
    »Meinen Dank für den Versuch, das Leben der Dame zu retten. Und
    nun kehrt wieder in Euren Schlitten zurück und setzt Eure Reise fort. Zu niemandem ein Wort, wenn ich bitten darf.«
    Lodrik täuschte großes Erstaunen vor, auch Stoiko spielte die Posse mit. Sie begaben sich in ihr Gefährt, die Fahrt ging weiter. »Gebt mir ein wenig Zeit«, bat er die Freunde und widmete sich seinem Fang.
    Nachdenklich betrachtete er die Seele, das schimmernde fahlblaue Etwas, das sich verwirrt und ängstlich zusammenzog. Er liebte diesen Anblick. »Wer bist du?«
    »Was ist geschehen?«
    »Du bist gestorben.«
    »Gestorben? Dann war dieser kalte Schmerz um meinen Verstand und mein Herz ...«
    »... der Tod«, kürzte Lodrik es ab. Mitleid gab es keines. »Und ich bin der Wächter, der entscheidet, wann deine Seele an einen besseren Ort gelangt. Wo ist Elenja?«
    Die Seele schwirrte zwischen den Wänden aus Furcht auf und ab. »Ich ...« Sie schwieg.
    »Sage mir, wohin sie gereist ist«, befahl er ihr und umfasste die Kugel mit seiner rechten Hand. Die Fingerspitzen bohrten sich in sie, danach setzte er Grauen frei.
    Sie kreischte vor Schmerz, wie kein lebendiges Wesen mit einer Stimme zu kreischen vermochte. Die schlimmste Folter, die ein Körper aus Fleisch und Blut erdulden konnte, war nichts im Vergleich zu dem, was diese Seele durchlitt.
    »Du hast ihr gegenüber keine Verpflichtungen mehr. Ich bin derjenige, der über dich entscheidet. Niemand sonst. Weder Vintera noch Ulldrael.« Er zog die Seele zu sich und hielt sie vor seine kalten Augen. »Ich bin dein Gott.«
    »Croshmin«, schrie sie. »Oh, ich bitte Euch, tut mir nicht mehr weh! Elenja ist auf dem Weg nach Croshmin, einer
    Hafenstadt im Nordwesten. Und danach wollte sie nach Amskwa, um sich mit Miklanowo zu treffen. Das ist es, was
    ich gehört habe! Ich schwöre es!«
    Lodrik war sich sicher, dass sie ihn nicht anlog. Keine Seele belog ihn. Aus Angst. Er öffnete die Hand und gab sie frei. »Flieg zu den Sternen«, sagte er verächtlich. »Flieg, bis du deine Götter und das Jenseits gefunden hast.«
    Die Kugel floh auf der Stelle vor ihm und schoss in den Himmel.
    Stoiko und Waljakov starrten ihn an, die Ungeduld sprang ihnen aus den Gesichtern. Sie hatten gehört, dass er sich mit etwas für sie Unsichtbarem unterhalten hatte.
    »Wir haben ein neues Ziel«, sprach Lodrik düster und lehnte sich aus dem Fenster. »Nach Amskwa. Und zwar so schnell, wie es geht«, schrie er den Lenker an. Die Peitsche knallte, der Schlitten beschleunigte. »Zvatochna hat es auf Norina abgesehen«, grollte er. »Wenn sie meiner Frau etwas antut, werde ich dem Begriff >unendliche Schmerzen< für meine Tochter eine neue Bedeutung geben.«
    Er zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und sank in seinen Sitz. Er musste endlich schlafen und sich von den Anstrengungen erholen. Erklärungen durften warten.
    »Es wurden Spuren gefunden, anscheinend haben sich die Qwor aufgeteilt. Noch haben sie sich nicht vor den Mauern der Stadt gezeigt, aber sie sind da. Ihr verdammter, seltsamer Schuppenpanzer macht sie unsichtbar. Das Erschreckende ist: Die Abdrücke der Klauen, die wir im Wald finden, sind größer geworden. Rasend schnell größer.«
    Aufzeichnungen des ehrenwerten Sinrjeip, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda

    Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.) Eine spindeldürre Frau in einem prachtvollen schwarzen Zobelmantel kam auf Torben Rudgass und Sotinos Puaggi zu. Der schwarze Schleier, der von der Pelzkappe herabhing, verbarg ihr Gesicht.
    »Wen haben wir denn hier?« Ein dünner Finger, umgeben von einem schwarzen Lederhandschuh, streckte sich und fuhr hart über die bärtige Wange des Rogogarders. »Wisst Ihr, wen Ihr mir da gebracht habt, Däʹkay?«, krächzte sie. »Diese verhungerten Gestalten haben nicht etwa Wert?«, staunte der Tzulandrier, der hinter ihr gestanden hatte und sich jetzt neben sie stellte. Ein dicker, schwerer Mantel aus Pelzen lag über der Lederrüstung, zwei leichte Beile, die sich sowohl zum Werfen als auch zum Kämpfen eigneten, staken
    in seinem Gürtel.
    »Zumindest dieser hier.« Sie neigte sich nach vorn, und eine Woge aus Kälte strömte Torben entgegen, schwappte über ihn und raubte ihm ein Blinzeln

Weitere Kostenlose Bücher