Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
lang die Luft, gerade so als sei er in Eiswasser gesprungen. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, habe ich das Vergnügen mit Kapitän Rudgass, nicht wahr? Der Mann mit dem Herzen und den Zähnen aus Gold.«
    Torbens Stolz verbat es ihm zu lügen. »Ja, das habt Ihr«, gab er zurück.
    »Und wie kam ich zu dieser Ehre?«
    »Ich dachte, die Tzulandrier trachteten danach, Rogogard anzugreifen, nachdem sie sich aus Türis zurückgezogen haben.« Er hatte nicht vor, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen, und verschwieg, dass sie nach seiner Gefährtin Varia suchten. »Ich konnte nicht ahnen, dass sie nach Borasgotan wollten.«
    »Wir haben sie in unserem Kielwasser bemerkt und gestellt«, erklärte ihr ein Tzulandrier mit den Insignien eines Magodan, der sich im Hintergrund gehalten hatte. »Es war ein leichtes Unterfangen«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
    »Du hast jedenfalls einige Schiffe bei dem leichten Unterfangen eingebüßt«, gab Torben furchtlos zurück.
    »Da Ihr wisst, wo Ihr seid, wisst Ihr auch, wer ich bin?«, kam es raschelnd unter dem Schleier hervor.
    »Ohne Frage eine Geisteskranke. Eine mächtige Geisteskranke, wenn Ihr es wagt, diesen hässlichen Seegurken ...« Torben hielt inne, weil er auf einen Schlag begriff, wen er vor sich hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an die verhüllte, geheimnisvolle Herrscherin Borasgotans, von der des Öfteren die Rede gewesen war. »Nein, Ihr seid Elenja die Erste!«
    Sie richtete sich auf und wirkte neben dem Magodan trotz des dicken Mantels noch zarter, zerbrechlicher. »Sehr klug, Kapitän. Ich habe meine tzulandrischen Freunde nach Borasgotan eingeladen, um ihnen die Gastfreundschaft zu entbieten, die ihnen leider vom Rest Ulldarts verwehrt worden ist.«
    »Es sind tollwütige Hunde!«, rief Sotinos aufgebracht, und sein spitzes Gesicht verzog sich. »Was wollt Ihr von ihnen? Schickt sie zurück in ihre Heimat, wie es ihnen der Vertrag vorschreibt.«
    Elenja lachte hustend, hob ein Taschentuch unter den Schleier und spie leise aus. »Nein, ich benötige meine Freunde noch dringend. Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel. Und es gilt, einige Jengorianer auszulöschen, die meinen Plänen und meinem Reichtum im Norden des Landes im Weg stehen.« Sie warf das Tuch auf den Boden des Gebäudes, Torben und Sotinos sahen das tiefrote Blut darin. »Wie Krieger nun einmal sind, haben sie sich ein wenig weibliche Gesellschaft mitgebracht. Ich gab ihnen eine eigene Stadt, in der sie sich mit ihres gleichen niederlassen können, ohne behelligt zu werden.«
    Das verschleierte Antlitz wandte sich dem Däʹkay zu. »Bringt Rudgass zu meinem Gefolge. Ich nehme ihn mit.«
    Torben wertete es zu seinem Nachteil, dass Elenja ihm von ihren Mordplänen an den Jengorianer berichtete. Er sollte wohl keinerlei Gelegenheit erhalten, das Volk zu warnen.
    »Sehr wohl, Gebieterin.« Der Tzulandrier gab die Anweisung an ein paar Wärter weiter, die den Freibeuter packten und zur Tür des Lagerhauses schleiften. »Was machen wir mit den anderen?«
    Sic verharrte; der Schleier bewegte sich nicht, sie hielt anscheinend den Atem an. »Ihr nanntet sie Beifang, Däʹkay«, sprach sie leise und heiser, gleich einem Echo aus dem Jenseits, wie manche es in finsteren Nächten an verfluchten Orten zu hören glaubten. »Was macht man in Eurer Heimat mit Bei‐
    fang?«
    »Wir zerschneiden ihn und nutzen ihn als Köder für die großen Fische.«
    »Sehr schön. In diesem Fall belassen wir es dabei, sie zu zerschneiden. Es sei denn, Ihr wollt Euren Kriegern ein paar Sklaven gewähren, die ihnen lästige Arbeiten abnehmen.« Elenja wandte sich zum Ausgang.
    Torben beobachtete sie genauer und meinte zu erkennen, dass sich ihre Brust tatsächlich weder hob noch senkte. Sie atmete wohl sehr flach. Er schob es auf ein enges Korsett, das sie vermutlich trug.
    »Nein. Sklaven bedeuten, dass man stets ein waches Auge auf sie haben muss.« Der Däʹkay wies seine Männer an, die Gefangenen zu entkleiden, sie vor die Tore der Stadt zu jagen und in den Schnee zu treiben.
    »Halt«, rief Torben von der Schwelle aus und stemmte sich gegen seine Bewacher. »Elenja, ich bin nicht der Einzige, dessen Leben Euch mehr bringt als der Tod.« Er nickte zu Sotinos. »Er da, der Kleine, ist eng mit dem König von Palestan verwandt. Man wird Euch viel Geld zahlen, um ihn unversehrt zurück bei Hofe zu haben.«
    »Ach, ein Mitglied der königlichen Familie?« Sie blieb stehen, und zum ersten Mal glaubte Torben, die Konturen eines

Weitere Kostenlose Bücher