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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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können, diese Macht besaß er. Aber er wollte nicht. Das Herz des ersten Wächters setzte aus, die Seele fuhr aus der menschlichen Hülle und wurde von Lodrik abgefangen: ein leuchtendes, verstörtes bläuliches Ding, das in seinem Griff zappelte und zuckte. »Du bist die Erste von vielen weiteren«, sagte er zu ihr und ergötzte sich an dem Leiden des zweiten Wächters. »Du wirst nicht lange allein sein.«
    Vor Sonnenaufgang verließen sie Labindarsk und folgten dem Weg, den hoffentlich bereits Zvatochna I oder besser gesagt Elenja der Erste genommen hatte. Die Kutscher trieben die Pferde erbarmungslos an, und Lodrik half mit einer Prise Furcht nach, die besser wirkte als jeder Hieb mit der Peitsche. Beides zusammen sorgte für eine unglaubliche Geschwindigkeit, mit der sie im Laufe des Tages tatsächlich zu einer
    Gruppe aufschlössen, deren Beschreibung auf diese Entfernung durchaus zu Zvatochnas Tross passte.
    »Da vorne sind sie.« Waljakov zog den Kopf zurück, den er mit schöner Regelmäßigkeit aus dem Fenster des Schlittens steckte, um nach der Gruppe vor ihnen zu sehen. »Ein geschätzter Warst, mehr ist es nicht.« Er zog seinen Säbel und hielt ihn so, dass man ihn von außen nicht sah. Lodrik nickte. »Wir gehen vor, wie wir es gestern Nacht besprochen haben. Wir passieren die Kutsche und sorgen dafür, dass sie sich am Fenster zeigt. Ich töte sie, ohne dass es jemand merkt, und wir kehren nach Tarpol zurück.«
    Stoiko war nicht entgangen, dass Lodrik blass aussah. Blasser als sonst. »Etwas hat Euch in der Nacht schwer mitgenommen und angestrengt, Herr«, sagte er. »Ich fürchte, dass der Grund dafür schrecklich ist.«
    Lodrik wich seinem Blick aus.
    Stoiko meinte, so etwas wie Schuld in den blauschwarzen Augen erkannt zu haben. »Kurz vor unserer Abreise aus Labindarsk war die Rede von vergiftetem Essen im Quartier der Stadtwache, bei der nicht weniger als zwanzig Männer gestorben sind.«
    »Ich habe es auch gehört«, meinte Waljakov, der nicht gemerkt hatte, welche Befürchtungen sein Freund hegte. »Ein Anschlag und eine Warnung an den Bürgermeister, vermutete man.«
    Lodrik wusste, dass es keine Ausrede gab, und entschloss sich zur Flucht nach vorn. »Ich habe mir die Seelen genommen. Sie dienen dem Guten, Stoiko«, verteidigte er sich und sah ihn an. »Ich werde sie danach entlassen.«
    Betrübt senkte sein Vertrauter den Kopf. »Es gibt kein Wort, mit dem ich meinen Kummer umschreiben kann. Herr, lasst von den Toten ab, ehe sie Euch zu sich ziehen.« Er hob das Kinn, schaute Lodrik an. »Für immer. Bitte, lasst es das letzte Mal gewesen sein!« Auch Waljakovs Blicke ruhten ohne Vorwurf auf ihm, aber voller Drängen.
    »Ja«, stieß Lodrik hervor und fühlte sich plötzlich in die Zeit zurückversetzt, als er mit fünfzehn Jahren und als weiches Bübchen bei den beiden Männern in die Lehre gegangen war. Eine harte, aber wirkungsvolle Lehre, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Bis die Verführung und die Ein‐
    flüsterung in Gestalt von Aljascha und Mortva aufgetaucht waren. »Ja, ich verspreche es.«
    Der Lenker klopfte dreimal gegen das Kabinendach. Das war das Zeichen, auf das sie gewartet hatten. Der Schlitten vollführte eine sanfte Seitwärtsbewegung und bereitete sich auf das Überholen vor. Sie sahen Berittene an sich vorbeigleiten, welche die Farben Borasgotans trugen. Waljakov zählte zwei Dutzend, bis das Heck des ersten Schlittens auftauchte; auf der Seite prangten die Krone und das Wappen.
    Waljakov schaute rasch hinaus. »Es sind drei Schlitten«, berichtete er. »Alle haben die Vorhänge zugezogen. Daneben reiten jeweils zwei Mann auf jeder Seite.«
    »Sie ist in der mittleren«, schätzte Stoiko. »Ich würde es so halten, wenn ich Kabcara wäre und mich schützen wollte.«
    Lodrik wusste, wie er es herausfinden konnte. Er schickte den vier Pferden des hintersten Gespanns eine Woge Furcht, woraufhin die Tiere wiehernd zur Seite ausscherten und in ihrer Verzweiflung in den Tiefschnee galoppierten, wo sie nach einigen Schritten bis zu den Bäuchen feststeckten. Einer der Berittenen schrie Befehle, der Tross setzte seinen Weg fort. Zehn Gardisten blieben, um dem Schlitten aus seinem
    weißen Gefängnis zu helfen. »Herr, wart Ihr das?«, knurrte Waljakov.
    »Ja.«
    Er öffnete die eisernen Finger und schloss sie gleich wieder.
    Ihm war nicht wohl bei der Unterstützung. »Meint Ihr nicht, dass Zvatochna es bemerkt, wenn Ihr Eure Kräfte einsetzt?
    Sagtet Ihr nicht,

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