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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Rogogarder die Hoffnung und damit das Leben zu bewahren. Andernfalls wäre er auf See das Opfer seiner schwärenden Wunde geworden, und das hatte Sotinos unter keinen Umständen erlauben dürfen. Torben hatte die Lüge nicht bemerkt. »Mir ist da eben etwas in den Sinn gekommen.« Er stand auf und suchte in den Regalen nach etwas zu trinken. »Was haltet Ihr davon: Wir geben uns gefügig und verlassen die Stadt mit Elenja zusammen. Dann werden wir uns befreien und uns die Herrscherin vornehmen. Sie wird unsere Fragen beantworten, wenn wir sie höflich mit einem Messer in der Hand befragen.« Er lachte leise und schlug sich mit einer Hand auf den Schenkel. »Oh, das wird Spaß
    machen. Sie hängt sicherlich an ihrem Leben, sodass sie uns alles sagen wird, was wir wissen möch‐
    ten.«
    »Ihr meint das ernst? Dass wir Elenja in unsere Finger bekommen?«
    »Sicher. Was soll sie schon gegen zwei Mannsbilder, wie wir es sind, ausrichten? Habt Ihr gesehen, wie dürr und schwach sie ist?« Torben gefiel sein Einfall. »Sie wird kaum Widerstand leisten können.«
    »Ihr seid aber sehr zuversichtlich«, meinte Sotinos. »Mal angenommen, die zarte Elenja würde uns alles sagen: Das Gefolge einer Kabcara besteht im Allgemeinen aus mehr als nur vier Zofen.« Er grinste. »Gut, ich übernehme gern mindestens fünf ihrer Leibwächter, aber ich bin mir nicht sicher, ob Ihr in Eurem Alter mit den Zofen fertig werdet.«
    »Ihr wart zu lange in meiner Nähe«, lachte Torben. »Euer Mundwerk ist ebenso spitz wie Euer Rapier.«
    »Es ist von Vorteil, wenn man mit beidem kämpfen kann.« Er nahm die fast leere Apfelkiste und hielt sie ihm anbietend hin. »Esst, Kapitän. Wir brauchen unsere Kraft.«
    »Das bedeutet, Ihr seid mit meinem Plan einverstanden?«
    »Er ist absolut wahnwitzig, voller unwägbarer Risiken, und der Erfolg ist nicht garantiert.« Sotinos biss in einen weiteren Apfel. »Das gefällt mir.«
    Torben sah ihn misstrauisch an. »Ihr seid sicher, dass Ihr nicht ein verschleppter Rogogarder seid?«
    »Ich bin ein Palestaner, Kapitän. Durch und durch. Nur ein wenig mannhafter, als es in meiner Heimat für Offiziere schick und üblich ist. Im Herzen aber sind alle Palestaner so wie ich.«
    »Dann danke ich Ulldrael und Kalisstra, dass es wenige von Eurer Sorte gibt. Sonst befände sich Rogogard in wirklichen Schwierigkeiten.« Torben blinzelte und nahm sich den sechsten Apfel. Sie rückten näher um die kleine Lampe und genossen das bisschen Wärme, das von ihr ausging, als sei es ein Freudenfeuer.
    Nach kurzem Schlaf wurden Torben und Sotinos von einem Tzulandrier geweckt, ohne Erklärung nach oben getrieben und ins Freie gescheucht.
    Die Wintersonnen schienen vom stahlblauen Himmel herab und wärmten dennoch kaum, denn der Frost regierte unnachgiebig. Ein Tross von sieben Schlitten stand bereit, es würde ‐ das hörten sie zufällig ‐ schnellstmöglich nach Amskwa gehen.
    »Keines der Gefährte trägt das hoheitliche Emblem auf seiner Seite«, bemerkte Sotinos. »Elenja legt Wert darauf, dass man sie nicht mit der Stadt und den Besuchen in Verbindung bringt.«
    Sie wurden an den Beinen gefesselt und auf den vorletzten Lastenschlitten gesetzt, bekamen zwei Decken gegen den Fahrtwind gereicht, und die Reise begann.
    In schneller Fahrt verließen die Kutschen die Stadt. Die Hufe der Pferde schleuderten den gefrorenen Schnee in kleinen Klumpen in die Höhe, ab und zu wurden Sotinos und Torben getroffen. Die schneidende Luft trieb ihnen die Tränen in die Augen, die geflochtenen Bartsträhnen des Freibeuters flogen hin und her, die kleinen Muscheln stießen klickend gegeneinander. Die Kälte fuhr unter die Decken und die Kleidung, sodass diese Art der Fortbewegung keinen Spaß bereitete. In einem der vorderen, geschlossenen Schlitten saß Elenja, sicherlich bestens mit Gebäck und heißem Tee versorgt.
    »Wir haben zwanzig Leibwächter auszuschalten, dazu kommen vierzehn Kutschleute und zehn Knechte.« Torben hatte die Anzahl der Gegner errechnet. Er war sich nicht mehr Varia nun doch in der Stadt gewesen und einfach nicht von ihm bemerkt worden war? Er schaute über die Schulter und sah die Stadtmauern kleiner und kleiner werden. Sie entfernten sich unglaublich schnell. »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er leise. »Wir werden die erstbeste Gelegenheit wahrnehmen, die sich uns bietet. Falls wir wieder zurück müssen.«
    »Einverstanden.« Sotinos ließ sich nichts anmerken und wagte es nicht, Torben die Wahrheit zu

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