Brennende Kontinente
schüttelte den Schnee von ihrem Umhang und schaute zweiflerisch zur Decke und den Stützbalken. »Halten
sie noch?«
Tokaro wandte sich zu ihr und grinste. »Das tun sie.« Er zeigte auf eine eisenbeschlagene Tür und klingelte mit dem Schlüsselbund an seinem Gürtel. »Da vorn ist unser Eingang. Wir sind sicher. Niemand wird uns finden.« Er ging weiter.
Auch Estra war sich sehr sicher, dass sie hier unten niemand finden würde. Das Versteck lag mitten in einem Wald unter einem Hügel, und den Eingang hatten sie nur mit Mühe entdeckt. Sie traute zwar den Balken nicht wie Tokaro, und im Falle eines Einsturzes rechnete sie nicht damit, jemals wieder das Tageslicht zu sehen. »Warum bleiben wir nicht auf der Burg?«
»Weil wir dort zuerst gesucht werden. Die kensustrianischen Priester können leicht herausfinden, wo mein Stammsitz ist.« Tokaro hantierte mit dem Schlüssel und öffnete ein Schloss nach dem anderen.
»Ritter Malgos wird uns über alles berichten, was sich ereignet, während wir warten, bis sich der Sturm gelegt hat und wir wissen, was wir tun können. König Perdor muss von dem Wortbruch der Grünhaare erfahren.« Er öffnete den Durchgang und trat zur Seite. »Komm und sieh dir an, wo wir die nächsten Tage verbringen werden.«
»Eine feuchte, kalte Höhle«, murmelte Estra und ging an ihm vorbei in den Raum dahinter. Mit einem Mal befand sie sich in einem fürstlich ausgestatten Raum, der ebenso gut ein Festsaal auf der Burg hätte sein können. Im Licht von Tokaros Lampe erkannte sie gemauerte Wände, ein Tonnengewölbe sorgte für eine sichere Decken‐stütze. Sessel, eine große Tafel, Stühle, Schränke mit Geschirr und Gläsern fanden sich hier wie in einem Haus.
Tokaro ging an ihr vorbei und entzündete die Kerzen und
Lampen im Raum. »Es ist ein Rückzugsort aus der Zeit, als der Orden der Hohen Schwerter verboten war. Es gibt auf ganz Ulldart solche Verstecke, wo die Ritter, welche den Verfolgungen durch Govan entkommen waren, Unterschlupf suchten.« Er zeigte auf drei weitere Türen. »Schlafgemach, eine Kammer für die Notdurft und eine kleine Küche mit Vorratsfässern. Ich sehe rasch nach, ob wir frische Dinge benötigen, aber es sollte alles genießbar sein.« Er verschwand durch die rechte Tür. Estra schlenderte durch den riesigen Raum und betrachtete die Unterkunft, danach betrat sie das Schlafgemach. Es war offensichtlich, dass es dem Burgherrn gehörte. Es gab nur ein großes, breites Bett mit einem Baldachin darüber und einen Schrank, in dem sie Wechselwäsche fand.
»Gemütlich, nicht wahr?«, sagte Tokaro hinter ihr und schloss sie in die Arme. Sie drehte sich zu ihm und sah an dem Grinsen und in seinen blauen Augen, was er gern mit ihr in diesem Bett machen würde. Sie verspürte jedoch keine Lust. »Ich habe Angst, Tokaro«, gestand sie und drückte sich an ihn. »Wenn durch unsere Flucht ein Krieg ausgelöst wurde?«
»Wäre es dir lieber, wir wären nach Khömalin zurückgekehrt und hätten uns von den Priestern umbringen lassen?« Er streichelte ihre dunkelbraunen Haare.
»Wir hätten zu Perdor anstatt nach Tarpol gehen sollen. Ilfaris lag so nahe bei uns ...«
»Und sie hätten uns aufgelauert«, fiel er ihr behutsam ins Wort. »Ich habe dem König doch von unterwegs geschrieben.«
Sie hob den Kopf. »Denkst du, dass dein Brief überhaupt ankommt? Der Bote sah nicht sehr zuverlässig aus.«
»Dann schreiben wir ihm eben noch einmal.« Tokaro setzte
sich auf das Bett und zog sie zu sich. »Ich lasse dich nicht eher
aus dem Versteck, bis die Sache mit den Kensustrianern geklärt ist. König Perdor wird es regeln.« Er küsste ihren Hals und dann den Nacken, roch an ihr. »Ich weiß auch schon, was wir beide in der Zwischenzeit alles tun können.«
Estra lächelte. »Nein, ich möchte nicht.« Sie wand sich aus seiner Umarmung und erhob sich. »Ich habe Hunger und
Durst. Lass uns etwas zu essen bereiten.« Sie ging hinaus, und
Tokaro schaute ihr verwundert hinterher.
»Ich muss die Frau nicht verstehen. Ich muss sie nur lieben«, murmelte er grinsend und zog seine schwere Rüstung aus, hängte sie auf den Ständer neben dem Bett und ging im Kettenhemd in die Küche.
Estra hatte bereits verschiedene Gläser mit eingemachten Süßknollen und Fleisch geöffnet und in einen Topf gegeben. »Ein kleiner Festschmaus«, meinte sie entschuldigend. Tokaro zog eine Flasche Wein aus dem Regal. »Solange das Getränk dazu stimmt, ist es in Ordnung.«
Er bemerkte
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