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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ich muss ihn dringend sehen.«
    »So?« Der Mann musterte ihn. »Nun, wie lautet Euer Name, den Ihr in Hardhasdronda tragt?«
    »Die Stadt heißt Bardhasdronda, und mein Name lautet Seskahin.«
    »Was geschah in der Schlacht, als er mit Euch auf einem Pferd ritt?« »Ich saß hinter ihm und stürzte.«
    »Das waren die richtigen Antworten.« Die Männer wechselten rasche Blicke, das Kopfschütteln des Wächters fiel unsicher aus. »Es tut mir Leid, aber der Herr ist wirklich nicht da. Er ist irgendwo in Kensustria.«
    Lorin erschrak, ein neuerlicher Hustenanfall brachte ihn dazu, sich zusammenzukrümmen. Seine Lungen schmerzten, Kensustria lag weit im Süden. Viel zu weit für einen kranken Reisenden wie ihn. »Wann erwartet ihr ihn wieder?«
    »Er gab uns keinerlei Zeitpunkt an, Lorin Seskahin«, erwiderte der Wächter und wies einen der Männer an, die Pforte zu öffnen. »Kommt herein und ruht Euch aus. Ihr habt Euch eine üble Erkältung eingefangen, die dringend behandelt werden muss.«
    Lorin hob ablehnend die Hand. »Nein, ich muss weiter.«
    »Ihr wollt nicht wirklich in Eurem Zustand die Reise in den Süden antreten?«, versuchte ihn der Wächter zurückzuhalten.
    »Ich habe keine andere Wahl. Es geht um Leben oder Tod.« Lorin zog die Nase hoch und sah in die Wachstube, die mit heißen Getränken, Wärme und einer Liege lockte. »Einen Tee würde ich aber vorher noch nehmen. Ich werde Tokaro eine Botschaft schreiben, falls er ankommen sollte, wenn ich schon weg bin.«
    »Sicher.« Der Wächter begleitete ihn in den Turm, wies ihm einen Stuhl zu, goss ihm einen Becher Tee ein und schüttete etwas Rum hinein. »Das wird die Kälte verjagen«, sagte er aufmunternd, suchte nach Papier, Feder und Tinte. »Bleibt, solange Ihr möchtet. Ich muss wieder hinaus.« Er nickte und verließ
    den kleinen Raum.
    Lorin schloss die Augen, lauschte auf das leise Ticken des bauchigen Ofens, der in der Mitte des Zimmers stand, und versuchte, nicht den Mut zu verlieren.
    Er war dem Feuer der Nicti entkommen und nach schier unendlichen Tagen von einem Schiff aufgesammelt worden; unter den widrigsten Umständen hatte er sich vorbei an tarpolischen Dörfern durch menschenleere Landstriche geschlagen und war von den Knechten eines Hofbesitzers verprügelt worden, ohne dass er etwas getan hatte. Beinahe wäre er im Freien erfroren, und ohne die Gedanken an Jarevrän und die Kraft, die
    er daraus geschöpft hatte, wäre er sicherlich gestorben.
    Jetzt befand er sich endlich auf Angoraja und wurde trotzdem nicht für seine Mühen belohnt. Die Bleiche Göttin meinte es nicht gut mit ihm. Mit ihm und Kalisstron. Dank seiner Einbildungskraft sah er seine Gemahlin vor sich, während er selbst sich in seinem Haus befand. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und schürte das Feuer; an ihrer Seite stand seine große Schwester Fatja und wandte sich ihm zu. Dann drehte auch Jarevrän den Kopf, sie lächelten ihn an ...
    »Hoch mit dir«, feuerte er sich selbst an und zwang sich dazu, die Augen zu öffnen und eine Nachricht zu schreiben, in der er die Dringlichkeit seines Anliegens schilderte. Um was es genau ging, ließ er offen, denn er hoffte Tokaros Neugier zu wecken und so eine Ablehnung zu vermeiden. Nicht wesentlich erleichtert, stürzte er den heißen Tee hinab und begab sich auf die Liege. Lange würde er nicht schlafen, nur ein wenig, damit sein Körper sich durch und durch erwärmte und das Gefühl in die Zehen zurückkehrte. Eisklumpen waren warm gegen sie ... Als Lorin erwachte, herrschte Dunkelheit. Er befand sich immer noch allein in der Wachstube; entweder hatten sie ihn nicht geweckt, oder er hatte nichts von dem Lärm bemerkt. Durch die Fenster fiel der orangerote Schein der Feuer herein, gelegentlich flirrte eine einsame Schneeflocke vorüber. Lorin grauste es davor, in die Kälte zu müssen.
    Die Tür wurde geöffnet, herein trat der Wächter, der vorhin mit ihm gesprochen hatte, und stellte eine Lampe ab. »Ah, Ihr seid wach«, lächelte er. »Der Schlaf hat Euch gut getan, hoffe ich.« Er sah den gefalteten Zettel. »Das ist die Nachricht für den Herrn?« Lorin nickte. »Dann werde ich sie aufbewahren und sie ihm sofort übergeben, wenn er nach Angoraja zurückgekehrt ist.« Er steckte sie unter seinen Mantel. »Ich gebe Euch den Rat, die Nacht auf der Burg zu verbringen. Der Winter ist hart, und es gibt Raubtiere in den Wäldern, denen es gleich ist, ob sie ein Schaf oder einen Menschen zerreißen.«
    Lorin seufzte

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