Brennende Schuld
war das Haus abgebrannt.
kapitel sechzehn
Costa bog in die kleine Straße zwischen der Plaça de Parque und der Stadtmauer ein. Die Schranke vor dem Felsentunnel, der in die Altstadt führte, war geschlossen. Das Wächterhäuschen war nicht besetzt. Es war niemand da, dem er seinen Ausweis hätte zeigen können. Er fluchte und musste ein paar Kreise drehen, um einen Parkplatz zu finden. Er stieg aus. Man musste den Kopf schon sehr weit in den Nacken legen, wenn man die Kathedrale auf der Spitze der Burg sehen wollte.
Der Aufstieg war steil. Er konnte sich entscheiden zwischen den endlosen Treppen der Calle Conquista, die in Serpentinen verlief, oder dem direkten Weg durch die Carretera de Santa Maria. Er sah auf die Uhr. Wenn sie ihre ganze Mittagszeit dort verbrachte, würde er sie bequem antreffen.
Die Pflastersteine der Mariengasse reflektierten die mörderische Hitze des höchsten Sonnenstandes, und sie waren Costas Gesicht näher, als ihm lieb war. Der Anstieg auf den glatten Steinen war so steil, dass er ihn fast lieber auf allen vieren bewältigt hätte. Keine Menschenseele war zu sehen.
Die Touristen waren am Strand, und die Einwohner hielten weise Siesta.
Stoisch und schweißgebadet setzte er einen Fuß vor den anderen. Ab und zu wehte ein kühler Zug aus einem der dunklen Patios, jemand lachte, oder der Duft von gebratenem Hühnchen in Safran streifte seine Nase.
Dann endlich Schatten spendende Olivenbäume: der Eingang zur Kirchenstadt, die Calle de la Portella. Durch die äußeren Ringe war er in das Herzstück von Dalt Vila gelangt, eine saubere breite Straße, die Calle Major, gesäumt von alten Stadtpalästen in Ocker und Weiß. Hier hatte er als Kind die Osterprozession erlebt, bei der jede Bruderschaft ihren ureigensten Christus aus dem Portal der gotischen Kathedrale trug. Einen davon, den eindrucksvollen Cristo atado a la columna, blutüberströmt in Ketten, hatte sein stolzer Großvater Toni Costa Tur im Auftrag der gleichnamigen Bruderschaft aus einem einzigen Baumstamm gefertigt.
Der Platz vor dem monumentalen Kirchenschiff war sternförmig gepflastert, und alles wirkte streng und erhaben.
Das archäologische Museum an der linken Seite des Platzes war ein schmaler eingeschossiger Bau mit Natursteinwänden. Die Holzflügel des Portals waren geschlossen, über die Öffnungszeiten des Museums gab eine gläserne Platte Auskunft. Hilfe suchend sah er sich um. Zwei Priester in schwarzen Anzügen und mit Aktentaschen unter dem Arm kamen aus dem schmiedeeisernen Tor des bischöflichen Gartens.
Costa fragte nach Laureana Sanchez. Der Priester nahm seine Hand und führte ihn zu einem Türchen neben dem Museum, das nicht verschlossen war. »Geh über den Baluard de Santa Tecla, dann kommst du direkt zum Büro von Doña Sanchez, mein Sohn. Sie arbeitet um diese Zeit immer dort. Und viele Grüße von Cristobal.«
Costa stand auf dem Umlauf der inneren Befestigungsanlagen. Unter ihm lag der Hafen. Weit ging der Blick ins Land, bis Sant Josep auf der einen, den Bergen von Roca Llisa auf der anderen Seite und, wenn man in der Bewegung nicht innehielt, über das sonnenbeschienene Meer, das von Süden den Fuß des Berges berührte. Dort, wo er mit Elena in die Höhle getaucht war.
Er betrat das Museum. Zwar war Dr. Sanchez auch hier die Chefin, aber die attraktive Rothaarige herrschte nur im Museum der Nekropolis.
Vor Laureana Sanchez’ Büro blieb er einen Moment stehen. Er wollte sie privat aufsuchen, als einer, der mit ihr zusammen demnächst eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Wir sind beides die Paten von Montses Tochter, würde er sagen.
Er klopfte nicht, er trat einfach ein.
Sie saß am Schreibtisch, mit dem Rücken zu ihm. Den Kittel hatte sie gegen einen blauen Blazer eingetauscht. Sie war so vertieft in das Studium eines dicken Wälzers, dass sie ihn nicht bemerkte.
Er betrachtete die Auszeichnungen, die an den Wänden hingen. Urkunden für Dr. Laureana Sanchez und Prof. Dr. Trasilio Sanchez aus den sechziger und siebziger Jahren. »Von der Sociedad Arqueológica Ebusitana Prof. Dr. Trasilio Sanchez verliehen für außergewöhnliche Forschungserfolge in Es Culleram, 3. Mai 1959«, war auf einer der Urkunden zu lesen.
»Mein Vater hatte einen Lebenstraum«, erklang plötzlich Laureanas Stimme. »Nur war sein Leben viel zu kurz. Ich werde seinen Traum verwirklichen. Die ersten Ziele sind erreicht: Der Boden, auf dem wir stehen, die ibizenkische Akropolis, ist kulturelles
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