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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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darauf zu antworten. Sie nickte spöttisch und wandte sich anderen Gästen zu.

kapitel neunzehn
    Da Costa nun von Laureana Sanchez wusste, dass Keulemans’ detaillierte Kenntnisse dem Roman eines französischen Poeten entstammten und der Rest wohl auch sonst hier und da zusammengeklaubt war, erschien ihm dieser Kerl wie eine Schachtel, in der nichts drin war. Ein charmantes, parlierendes Nichts. Eine Falle, gestrickt aus Eitelkeit und Selbstsucht. War Karin schon hineingetapst? Und welche Enttäuschung würde er hinnehmen müssen, wenn es sich so verhielte? Würde er sie dann noch anlächeln können, sie küssen? Würde er mit ihr noch Gedanken austauschen wollen?
    Eingeklemmt auf dem Notsitz von Karins kleinem Cabrio wurde er zu einem Abendessen kutschiert, auf das er liebend gerne verzichtet hätte.
    Costa hatte sich freiwillig nach hinten gezwängt, und da Keulemans einen halben Kopf größer war als er, hatte er gerade noch seine Beine in Sicherheit bringen können, als der Belgier den Vordersitz mit Schwung in der letzten Kerbe zum Einrasten brachte. Sein Vorschlag, den Seat zu nehmen, der rostig war, aber immerhin vier Sitze hatte, war von Karin abgelehnt worden. »Ich fahre, dann kannst du auch was trinken«, hatte sie gesagt. »Wir wollen doch sowieso später zu mir.«
    Dieser Nachsatz stimmte ihn versöhnlich, zumindest für eine Weile. Gekrümmt saß er da, und vielleicht kam ihm deswegen plötzlich dieser wahnsinnige Gedanke. Was wäre, wenn Karin und er die nächsten Verbrennungsopfer dieser Sekte wären? Er verwarf den Gedanken sofort wieder. Vielmehr musste er sich auf die Fakten konzentrieren. Das Verbrechen war unterhalb der Nekropolis begangen worden, eine Bluttat wie in früheren Zeiten für die Göttin Tanit. In den Gräbern darüber waren Menschen beigesetzt worden, die diesem Glauben anhingen, der solche rituellen Opferungen einschloss. Die gerade stattfindenden Ausgrabungen betrafen diese Kultur, versuchten, sie zu bewahren, und in einem Moment, wo dies gerade gefeiert wird, tritt der Belgier auf, schwärmt ihm und Karin von den Bluttaten jenes alten Volkes vor, lädt sie zum Essen ein und fährt mit ihnen in irgendein abgelegenes Haus. Dazu kommt, dass sein Team weitere Opferungen erwartet und der Surfer und Elena sich lange darüber den Kopf zerbrochen haben, ob es außer militanten Muslimen noch andere geben könnte, die solchem blutrünstigen Aberglauben anhängen.
    Er versuchte, sich an all das zu erinnern, was ihm Keulemans auf der Feier über seinen Besuch der Ruinen Karthagos erzählt hatte. Er konnte es nicht mehr wörtlich rekapitulieren, aber der Eindruck war entstanden, dass er von diesen Hinrichtungen schwärmte.
    Außerdem hatte er den Begriff Moloch benutzt.
    Würden sie sein Auto genommen haben, hätte er zumindest eine Waffe dabeigehabt. Er fand es nach all diesen Erwägungen doch einigermaßen leichtsinnig, mit dem Fremden irgendwohin mitzufahren, ohne jemanden benachrichtigt zu haben. Auch sein Mobiltelefon lag in seinem Auto.
    Sie hatten den Kreisverkehr von Sa Canal hinter sich gelassen und fuhren in Richtung Flughafen. Keulemans redete vom Beifahrersitz aus unablässig auf Karin ein und hatte seinen linken Arm auf ihre Sitzlehne gelegt. Costa konnte wegen des Fahrtwindes ihre Worte nicht verstehen, hörte nur ihr Lachen. Sie hatte einen langen Seidenschal um den Hals, der in unregelmäßigen Abständen auf Costa einpeitschte. Vom Flughafen aus nahm Karin die Richtung nach Cala Jondal, und Costa fiel ein, dass hier in der Nähe eine der frühesten Phöniziersiedlungen gewesen war, Sa Caleta. Nach ein paar Kilometern bog sie in einen kleinen Waldweg ein. Keulemans wandte sich zu ihm um und rief: »Ich lasse den Weg absichtlich in diesem Zustand. Zur Abschreckung.«
    Abschreckung war das richtige Wort für Costa. Er drehte den Kopf zur Seite und betrachtete den Mond, während die Schlaglöcher sein Steißbein auf dem ungepolsterten Sitz malträtierten. Er überlegte, ob er Karin auffordern sollte umzukehren.
    Inzwischen fuhren sie durch dichte Pinienwälder, und Karin drosselte die Geschwindigkeit – wegen der Querrillen auf dem Schotter und wegen des Unterholzes, das unter den Reifen knackte. Der Weg endete vor einem Tor. Keulemans zog einen Infrarotsender aus der Tasche, und die haushohen Flügel schwangen geräuschlos nach innen auf. Dahinter war die unordentliche Natur und der Wald zu Ende: Eine erstklassig asphaltierte, von Palmen gesäumte Allee lag vor ihnen, zu

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