Brennende Schuld
sie wohl klingend und sein Spanisch tadellos war.
Er hielt eine Dankesrede an alle Anwesenden, Brüder und Schwestern im Geiste, die erkannt hätten, wie wichtig es sei, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen. Das, was die Menschheit in Tausenden von Jahren geschaffen habe, gelte es zu beschützen. Man dürfe die Erde nicht dem Moloch Fortschritt opfern. Deshalb halte er es für seine Pflicht, dieses von der UNESCO geadelte Projekt im Rahmen seiner bescheidenen Mittel zu unterstützen.
Unter dem zustimmenden Beifall der Zuschauer brachten zwei Angestellte des Museums einen plakatwandgroßen Scheck, und jeder im Saal konnte die Summe lesen, auf die er ausgestellt war: eine Million Euro.
Keulemans überreichte Laureana Sanchez den Scheck. Prats stand mit erhobenen und weit ausgebreiteten Armen hinter ihnen, um diese Allianz zu segnen. Die Blitzlichter der Fotografen, Karin mitten unter ihnen, flammten auf, und alle drei schüttelten sich die Hände. Keulemans und Laureana verließen die Bühne, während Prats die Presse aufforderte, ihre Fragen zu stellen.
»Lass uns gehen«, sagte Costa zu Karin, als sie zurückkam. »Langsam kriege ich Hunger.«
»Ich könnte auch was vertragen, aber vorher lass uns der Sanchez gratulieren. Ihr Stiefvater hat versucht, sich ihre Verdienste vollkommen auf seine Fahne zu schreiben. Ich finde das empörend. Jeder weiß, dass sie den Kampf ihres Vaters um diese alten Schätze fortgesetzt hat, und er, der nicht einmal weiß, was ein Hypogäum ist, tut so, als wäre er der wieder auferstandene Trasilio, der sein Leben der Geschichte Ibizas gewidmet hat. Komm, ich will ihr jetzt unbedingt meine Anerkennung zeigen. Und ich werde auch meinen Artikel entsprechend verfassen.«
Costa dachte an seinen Chef, der den Aufklärungsjournalismus des neuen Blattmachers hasste, und fragte, was ein Hypogäum sei.
Sie unterdrückte einen Kommentar und erklärte, das sei eine kleine, in den Fels geschlagene Tempelstätte, in der sich meist mehrere Sarkophage befänden. Dann bahnte sie sich so resolut den Weg durch die Gästeschar, dass er kaum folgen konnte. Bei Laureana Sanchez angekommen, ergriff sie deren Hand mit beiden Händen. Costa verfolgte die Szene mit gemischten Gefühlen. Er konnte sich schlecht vorstellen, dass diese beiden Frauen Freundinnen werden könnten, aber was er jetzt sah, ging ganz in die Richtung. Die Sanchez schien gegenüber Karin von ausgesuchter Liebenswürdigkeit, sie strahlte und sprach voller Enthusiasmus, bewegte sich wie eine Schlangenbeschwörerin, obgleich sie sonst ziemlich hölzern war, berührte Karin am Arm, scheinbar ohne es zu bemerken, einfach so im Fluss der Leidenschaft. Karin stand ihr in nichts nach und quittierte viele ihrer Bemerkungen mit einem amüsierten Lachen.
Costa wandte sich ab und stand vor Karins vorigem Gesprächspartner.
»Ihre reizende Freundin hat mir bereits von Ihnen erzählt«, sagte er.
Costa hatte keine Lust, sich mit diesem Fremden über Karin zu unterhalten, und fragte ihn stattdessen, was ihn auf die Insel gebracht habe. Josefa bedankte sich gerade bei allen Anwesenden, indem sie ihren sehnigen Arm wie der Papst zum Segen hob, lächelnd die Hand ein wenig hin und her bewegte und den Saal am Arm von El Cubano verließ.
Keulemanns erzählte, dass er auf der Insel seinen Ruhestand genießen wollte, weil er ihre Geschichte und das daraus entstandene Ambiente so faszinierend fände, dann aber doch eine Firma hier gegründet habe, weil er ein beschäftigungsloses Rentnerdasein wie all diese Golfspieler nicht ertragen könne.
Keulemans wirkte auf ihn wie jemand, dessen Geplauder in einem Widerspruch zu seinen Empfindungen stand, der etwas anderes fühlte, als er vorgab.
»Der Mensch kann nicht ohne Beschäftigung sein«, er machte eine Geste, als entschuldige er sich für diese Einsicht, »aber wenn er dadurch eine gute Sache unterstützen kann …«
Er ließ den Satz in der Luft hängen, und Costa hätte geschworen, dass er nicht an das dachte, was er gerade sagte; er fühlte sich – ganz unabhängig von dem Inhalt des Gesprächs – eiskalt taxiert.
»Was für eine Firma ist es?«, fragte er so, als wolle er das Gespräch mit einer Belanglosigkeit fortsetzen.
Keulemanns zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, wie wenig es darauf ankomme, was die Firma betreibe, solange es einem guten Zweck diene. »Wir stellen Verpackungen her. Aber es geht mir darum, deutlich zu machen, wie wichtig die Arbeit dieser außergewöhnlichen Frau
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